Baugeschichtliche Untersuchungen an den Mauern von Tayma

© DAI Orient-Abteilung // P.I.Schneider

Raum & Zeit

Der Ort Tayma hat in der Vergangenheit vor allem dadurch Beachtung gefunden, dass der babylonische König Nabonid (555-539) in den letzten Jahren seiner Regierung seine Residenz von Babylon hierhin verlegte. Zeitgenössische Quellen berichten von einem Ausbau des Platzes zur Residenz. Unter dieser Prämisse wurde insbesondere die Anlage der Mauerzüge als Bauleistung Nabonids angesehen. Archäologische Entdeckungen der jüngsten Zeit belegen aber eine Besiedlung der Oase seit der Späten Bronzezeit und der Ort war spätestens zum Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends von einer Maueranlage geschützt. Die Untersuchung der Maueranlage in Tayma seit Frühjahr 2005 und einzelne Sondagen, die vom DFG-Projekt Tayma der Orient-Abteilung durchgeführt wurden, haben bereits deutlich gezeigt, dass die gesamte Anlage in unterschiedlichen Phasen entstanden sein muss, die einen größeren Zeitraum spätestens ab dem Ende des zweiten vorchristlichen Jahrtausends umfassen.

Die Oasenstadt Tayma liegt im Nordwesten der Arabischen Halbinsel am Schnittpunkt zweier alter Handelsstraßen. Hier schnitt der von Medina im Südwesten nach Mesopotamien führende Karawanenweg den östlichen Zweig der Weihrauchstraße, die Südarabien mit der Levante verband.
Die Maueranlage umfasst nicht nur den zentralen Siedlungskern Taymas im Süden, sondern mit einer Gesamtlänge von gut 15km auch die Ackerflächen und mehr noch einen Teil des nördlich anschließenden Binnengewässers (sebkha). Über weitere Mauerzüge sind zusätzliche Areale südlich des äußeren Mauerrings und im Nordwesten der Oase angeschlossen.