Forschung
Balat
Die archäolgoschen Stätten nahe des heutigen Ortes Balat in der Oase Dachla (Libysche Wüste) sind vor allem für ihre großen Grabanlagen (Qila el-Dab'a) und großen Umfassungen von Ayn Asil zwischen dem späten Alten Reich und frühen Mittleren Reich bekannt ( ca. 2300 - 1900 BC). Diese werden seit mehr als 40 Jahren durch das Institut francais d'archéologie orientale (IFAO) untersucht. Vor allem die südliche Umfassung von Ayn Asil ist weitreichend untersucht. Sie diente als Governeurspalast dem Sitz der der lokalen Elite und der Kontrolle über die Oase. Wahrscheinlich wurden von hier aus auch Expeditionen in die Westwüste Ägyptens, aber auch ins Niltal organisiert. Die Ausgrabungen ergaben detaillierte Einblicke in die verschiedenen baulichen Strukturen im Palast (Residenz, Kapellen, Versorgungsbereiche, Werkplätze, Magazine...). Sowie die Baulanlagen als auch die materielle Kultur einschließlich der zahlreichen epigraphischen Funde weisen eine deutliche Einbindung in die sozio-kulturellen Prozesse im Niltal auf. Lokale Traditionen lassen sich hingegen kaum im Fundinventar definieren und beruhen in der Regel auf der Nutzung vorhandener Rohmaterialien. Die Untersuchung eines Sheikh Muftah Fundplatzes in unmittelbarer Nähe, jedoch ca. 300 Jahre älter und damit ohne Siedlungskontinuität, ergab erstmal fundierte Einblicke in das Siedlungsverhalten dieser Gruppe, die zuvor in erster Linie über ihre Keramik und Surveyfunde in der Oase und deren Umgebung bekannt. Der Fundplatz in Balat erwies sich hingegen als (temporäres) Residenzlager, über die Belegungsdauer von ca. 30-50 Jahren, bestehend aus individuellen Lagerplätzen mit weitgehend erhaltener feinstratigraphischer Entwicklung. Auch wenn er wenig Aufschlüsse über die Kontakte der kulturell so unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in der Oase ermöglichte, so ist das Verständnis der Lebensweise und des Siedlungsverhaltens dieser nicht einfach zu fassenden Sheikh-Muftah Gruppe springhaft gestiegen. Damit wurde eine Basis geschaffen, auf der weitere Forschungen zu möglichen Adaptions- und/oder Assimlationsprozesse überhaupt erst möglich sind.
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