Waldgirmes - eine spätaugusteische Siedlung in Hessen

Waldgirmes. Pferdekopf einer lebensgroßen Bronzestatue (unrestauriert). © DAI + RGK // J. Bahlo

Raum & Zeit

Das Lahntal

Waldgirmes liegt am Schnittpunkt alter Verkehrswege, dies ist zum einen die Lahn und die sie bgleitenden Wege zum anderen sind es Verbindungen aus dem Rhein-Main-Gebiet nach Norden (heute etwa die A5) und nach Osten. Bereits für die Truppen von Iulius Caesar sind Rheinübergänge bei Koblenz belegt und neue Funde von temporär genutzter Militärlager bei Limburg an der Lahn sind in die Zeit vor die Germanienkriege des Kaiser Augustus zu datieren. Das Lahntal war für die Römer von Interesseauch deshalb , weil dort leicht zu erschließende Eisen, Kupfer und Silbervorkommen seit der Eisenzeit ausgebeutet wurden. Es war also eine erschlossene Landschaft; der Wald war aufgelichtet, die Auen konnten als Waldweide genitzt werden und die Täler bieten fruchtbare Böden.

Die römische Expansion

Waldgirmes und das nur 2 km Luftlinie entfernt gelegene temporäre Lager von Lahnau-Dorlar datieren beide in die Zeit der Expansion des Römischen Imperiums nach Osten während der Zeit des Kaisers Augustus. Doch während in Dorlar nur wenige Funde diese chronologische Einordnung erlauben, ist die Siedlung von Waldgirmes exzellent datiert. Dies liegt an den zahlreichen Hölzern, die aus den beiden Brunnen geborgen werden konnten. Die Brunnenkästen ergaben Schlagdaten der Bäume von Herbst/Winter 4/3 vor Chr. Sie gehörten, als notwendige Wasserversorgung innerhalb der Siedlung, zu den ersten Baumaßnahmen am Ort. Um das Ende des römischen Waldgirmes zu bestimmen, sind es wiederum dendrochronologische Daten aus der Vergetationsruhephase von Herbst und Winter des Jahres 9/10 nach Chr. Es handelt sich nicht um rohe unbearbeitete Hölzer, sondern um Handläufe von Leitern. Die jüngsten Münzen, die nach Waldgirmes gelangten, sind Bronzemünzen, die 11-7 v. Chr. in Lyon geprägt wurden, aber zusätzlich einen Gegenstempel des Publius Quinctilius Varus tragen. Sie wurden also unter der Herrschaft des Statthalters zwischen 7 und 9 nach Chr. ausgegeben. Zu berücksichtigen sind auch einige Befunde, die belegen, dass nach der Zerstörung der Statuen Baumaßnahmen durchgeführt wurden. Neben diesen archäologischen sind Schriftquellen mit heranzuziehen. Sie berichten, dass Kaiser Tiberius, Nachfolger des Augustus, den Krieg gegen die Germanen 16 n. Chr. beendete und seine Truppen wieder über den Rhein zurückgezogen hat. Die Kombination aller historischer Quellen läßt den Schluß zu, dass die Siedlung von Waldgirmes um 16 n Chr. aufgegeben wurde. Die Siedlung endet also nicht im Zusammenhang mit der "Schlacht im Teutoburger Wald" (9 n. Chr.) sondern später.