Ergebnisse
Erste Förderphase (2019-2021)
Das im äthiopisch-eritreischen Grenzgebiet gelegene Rama-Tal stand im Fokus der Fragestellung, da es das Potenzial eines überregionalen Kontaktkorridors zwischen dem äthiopischen Hochland und dem Gash-Delta besitzt.
Im Herbst 2019 konzentrierten sich die Forschungen und Feldarbeiten im Rama-Tal auf archäologisch-geographische Surveys und eine Testsondage. Am Fundplatz S40 westlich der Stadt Rama wurde eine Sondage angelegt. Hier konnten während des Surveys 2018 zahlreiche Keramikfunde von Rand- und Wandscherben mit Ritz- und Impressionsdekor erfasst werden, die die auf Verbindungen ins Sudanesische Tiefland schließen lassen, wo diese Dekortypen zwischen dem 4. und 1. vorchristlichen Jahrtausend auftreten. Die Sondage erbrachte unterschiedliche Boden- und Sedimentablagerungen, die in der gesamten ausgegrabenen Tiefe mit dekorierten und undekorierten Keramikscherben durchmischt waren; architektonische Strukturen fanden sich dagegen keine. Die Datierung der Scherben sowie die Auswertung von mikromorphologischen Proben aus den Profilen ergaben Datierungen vom 2. Jahrtausend v. Chr. bis in die frühe Neuzeit.
Die Surveys wurden nach topografischen Aspekten und auf der Basis von Fernerkundungsdaten in unterschiedlichen Gebieten südlich der Stadt Rama fortgeführt und erbrachten über 100 neue Fundstellen unterschiedlicher Zeitstellung. Neben einigen Obsidianabschlägen und Fragmenten zweier tönerner Tierfigurinen fanden sich bei dem Survey Keramikscherben mit unterschiedlicher Funddichte. Der überwiegende Teil der Fundstellen wies nur sehr wenige Scherben auf.
Die geographisch ausgerichtete Komponente des Projekts konzentrierte sich auf die Feldkartierung von Erosionslandformen, die hauptsächlich in Form von Gullies vorkommen. Gullies sind lineare Erosionsformen, die durch konzentrierten Oberflächenabfluss entstehen und in der Regel durch menschliche Aktivität ausgelöst werden. Insbesondere die Verbindung von Gullies und Wegen wurden erforscht, da Wege die Entstehung von Gullies auslösen können. Deshalb kann die Kartierung von Gullies ermöglichen, antike Wegesysteme zu finden und zu rekonstruieren. Ein weiterer Fokus lag auf der Kartierung von Hohlwegen – Pfade, die über lange Zeiträume teilweise bis heute genutzt werden und somit in das Sediment bzw. Festgestein hineinerodiert sind. Die Forschungen an diesen Wegformen werden durch Anwendung unterschiedlicher naturwissenschaftlicher Analysemethoden zu Datierungsfragen unterstützt und sind noch in Bearbeitung.
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