Überblick
Vor mindestens 50.000 Jahren begab sich unsere Spezies auf die weltweit erste große Seereise von Südostasien nach Australien. Dabei besiedelten sie Wallacea, ein Archipel von Tausenden von Inseln, die zwischen diesen beiden kontinentalen Landmassen liegen. Vor etwa 45.000 Jahren hatten sie die größeren Inseln die Raumes besiedelt, von Sulawesi im Nordwesten bis Flores und Timor im Süden und Südosten. Diese maritime Migration muss kompetente Seefahrtstechnologie und flexible Ökonomien benötigt haben, da die neuen Siedler in der Lage waren, starke Meeresströmungen zu überqueren und sich nachhaltig auf weit entfernten Inseln zu etablieren. Nach der ersten Besiedlung scheint es, dass diese Inselgesellschaften stabil waren, da es keine Hinweise auf größere kulturelle Veränderungen für die folgenden 30.000 Jahre gibt.
Am Ende des letzten Glazials änderte sich dies dramatisch. Obsidian aus einer einzigen, noch nicht identifizierten Rohmaterialquelle erscheint in den archäologischen Fundstellen der Inseln Timor, Alor und Kisar vor ca. 16.000 Jahren und markiert den Beginn des frühesten maritimen Netzwerks der Welt. Gleichzeitig erscheinen in den Fundstellen neue, stark standardisierte Gegenstände der persönlichen Dekoration und Angelhaken, was darauf hindeutet, dass die Verteilung des Obsidians von einem Transfer begleitet wurde, der höchstwahrscheinlich Wissen und soziale Funktionen beinhaltet. Soziale Netzwerke bieten Resilienz für Bevölkerungen auf entfernten Inseln, dabei war der Informationsaustausch möglicherweise genauso wichtig oder wichtiger als die Ressourcen, die über dieses Netzwerk verteilt wurden. Neue genetische und linguistische Forschung unterstützt dies und deutet auf eine Periode umfangreicher Migrationen in Wallacea hin. Es bleiben jedoch viele Fragen offen, insbesondere der Standort der nicht identifizierten Obsidianquelle, das Kernstück dieses Netzwerks.
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