Überblick
Der Friedhof, der sich im Süden um die ovale Umfassungsmauer des Awam-Tempels erstreckt, ist nicht nur der größte, sondern auch einer der am besten untersuchten sabäischen Bestattungsplätze in der Region von Marib. Dank der überregionalen Bedeutung des Awam-Heiligtums als Pilgerstätte kam auch dem Friedhof eine große Bedeutung als Begräbnisplatz Sabas zu. Zwar lassen sich anhand der zahlreichen Inschriften bisher keine Grablegen von sabäischen Herrschern identifizieren, doch belegen die Texte, dass hier viele Mitglieder der sabäischen Oberschicht bestattet wurden. Dies spiegelt sich neben dem weitgefächerten Spektrum der Grabbeigaben in der monumentalen Grabarchitektur wider, bei der es sich um mehrgeschossige Prunkbauten, teilweise mit vorgelagerten Propyläen, handelt. In den Gräbern wurden die Verstorbenen in Kollektivbestattungen beigesetzt, wobei die jeweiligen Bauten einzelnen Clans oder Familien vorbehalten waren. Trotz der enormen Plünderungen, die wohl bereits in der Spätantike begannen und bis in die Gegenwart reichen, haben sich zahlreiche Grabbeigaben erhalten. Hierzu gehören vor allem Substitute in Form von bronzenen und tönernen Miniaturen von Gefäßen, Opferplatten und Weihrauchbrennern. Des Weiteren fanden sich Schmuckelemente von Ketten und Ringen sowie Terrakotten von Tieren und Menschen. Kleinplastiken verschiedener Materialien sowie normalformatige Keramiken komplettieren das Bild. Grabstelen mit eingesetzten Alabasterköpfen, Zahnschnittfriesen, Ritzmasken und Inschriften gestalten die aufwändigen Grabbauten.
Aufgrund der Raubgrabungen sind stratigraphische Beobachtungen zu den Befunden nur bedingt möglich. Über Keramik, Kleinfunde und Inschriften erfolgt eine Datierung des Begräbnisplatzes in den Zeitraum vom Beginn des 1. Jt. v. Chr. bis ins 4. Jh. n. Chr. Das Ende wird mit dem Aufkommen des Monotheismus in Südarabien markiert, in dessen Folge das Awām-Heiligtum seine Bedeutung verliert und vollständig aufgegeben wird.
Projekt exportieren