Mušov in Mähren - Wandel ohne Annäherung? Interaktionen zwischen Barbaren und dem Römischen Reich

Dem Raum um den Ort Mušov in Mähren fällt während der Feldzüge gegen die Markomannen und Quaden unter Marc Aurel (Markomannenkriege 166/168–180 n. Chr.) eine Schlüsselrolle zu. In dieser verkehrsgeographisch herausragenden Landschaft haben sich die Spuren der Kriegsereignisse in herausragender Weise erhalten.

Bronzekessel mit Suebenkopfattaschen aus dem Prunkgrab von Mušov. © RGK Frankfurt // Gabriele Rasbach (RGK)

DAI Standort  Römisch-Germanische Kommission

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Disziplinen  Alte Geschichte, Landschaftsarchäologie, Provinzialrömische Archäologie

Projektverantwortlicher  Dr. Gabriele Rasbach, Hans-Ulrich Voss

Adresse  Palmengartenstr. 10-12 , 60325 Frankfurt am Main

Email  Gabriele.Rasbach@dainst.de

Projektart  Teilprojekt einer Verbundforschung

Cluster/Forschungsplan  RGK - Grenzen und kulturelle Interaktion

Fokus  Auswertung, Feldforschung

Disziplin  Alte Geschichte, Landschaftsarchäologie, Provinzialrömische Archäologie

Methoden  Feldforschung, Geophysikalische Untersuchungen, GIS-Analyse

Partner  Archäologisches Institut der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik, Brno

Schlagworte  Römische Kaiserzeit, Späte Kaiserzeit (Eggers C; ca. 150-375), Kastelle, Militärlager, Verteidigungsanlagen, Wehrgräben, Gewerbe-/Wirtschaftsbauten, Barbaren, Eliten

Projekt-ID  5603

Überblick

Der Fundplatz Mušov liegt nördlich der Donau etwa 80 km von Wien entfernt. Heute ist der Ort weitgehend in einem modernen Stausee der Thaya untergegangen. In seinem direkten Umfeld liegt eine für das Verständnis des Geschehens zentrale Fundstelle. Hier haben die militärischen Aktionen der Römer und ihrer Verbündeten gegen die Markomannen und Quaden im 2. Jahrhundert n. Chr. ebenso ihre Spuren hinterlassen wie innergermanische Auseinandersetzungen. Ausgangspunkt ist das sog. „Königsgrab“ von Mušov und die in den letzten Jahren durch LiDAR- und geomagnetische Prospektionen erkannten römischen Militäranlagen aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zwischen der Donau und der mährischen Pforte. Die mährische Pforte öffent den Weg von der Donau nach Norden an die untere Elbe.

Die blutigen Auseinandersetzungen der Markomannenkriege (166/168–180 n. Chr.), die sich über mehr als zehn Jahre hinzogen, und in den Bildern der Mark-Aurels-Säule in Rom überliefert sind, hatte auf die Zeitgenossen ähnlich gravierende Auswirkungen wie der Erste Weltkrieg auf viele Europäer. Ein Grund für die exponierte römische Präsenz an diesem Ort ist die unmittelbare Nähe zu den Wasserscheiden zwischen Donau, Oder und Elbe – also den Zugängen zu Schwarzem Meer, Ostsee und Nordsee – somit zu den Hauptverkehrswegen aus dem „Barbaricum“ ins Imperium Romanum und umgekehrt.

Mušov. Plan der Bodenbefunde auf und um den Burgstallhügel. © RGK Frankfurt / Höhenmodell: AÚ AVČR Brno // Gabriele Rasbach (RGK)
Mušov. Plan der geomagnetischen Messungen auf dem Burgstallhügel. Zu erkennen sind römische Gräben und Bebauungsspuren sowie der Kreisgraben eines bronzezeitlichen Grabhügels. Schraffiert sind die Grabungsflächen. © RGK Frankfurt / AÚ AVČR Brno // Gabriele Rasbach (RGK)
Bronzegefässe aus dem Prunkgrab von Mušov. Im Vordergrund der Kessel mit vier Attaschen in Form von Suebenköpfen. © RGK Frankfurt // Gabriele Rasbach
Mušov. Bronzekessel mit Darstellung eines Germanen mit dem für Sueben typischen Haarknoten. © DAI + RGK // Gabriele Rasbach (RGK)