Digital Roofs

© DAI // Friederike Fless

Ergebnisse

Zu den Ergebnissen der Entwicklung von Workflows und Technologie gehören: 

Das Wiegen: Die Herausforderung für die Bestimmung des Gewichtes antiker Dachziegel besteht darin, dass diese Dachziegel entweder sehr groß und schwer sind oder nur kleine Fragmente erhalten sind. Eine Waage muss also eine Genauigkeit für schwere Gewichte ebenso aufweisen wie für kleinere Fragmente. Zudem müssen die Fläche zum Wiegen und die Skala zum Ablesen getrennt sein, da die Ziegel mit ihren Maßen z. B. bei einer Personenwaage die Skala verdecken würden. Diese Erfordernisse erfüllen z. B. Waagen für Kühlmittel von Klimaanlagen oder auch bestimmte Paketwaagen. Kältemittelwaagen werden von unterschiedlichen Herstellern angeboten, sind robust, für einen mobilen Einsatz konstruiert und für hohe und niedrige Betriebstemperaturen ausgelegt.

Das Fotografieren: Die Herausforderung bei der Fotografie von Dachziegeln besteht ebenfalls zunächst in den Maßen. Die korinthischen Dachziegel haben durchaus Maße zwischen ca. 50 bis 55 cm Breite und 70 bis 75 cm Länge. Bei lakonischen Dachziegeln sind durchaus Exemplare mit einer Länge von 120 cm erhalten. Um die großen Dachziegel oder Sammelaufnahmen von Fragmenten zu erstellen, braucht man einen recht großen Mindestabstand zwischen Kamera und Objekt. Als weitere Herausforderung kommt hinzu, dass von den Dachziegeln nicht nur die Ober- und Unterseiten fotografiert werden sollten, sondern auch die Seiten. Dies ist z. B. bei Traufziegeln mit Sima und Dekor wichtig. Dafür wurde eine Fotostation entwickelt.

Messbilder der Ware: Eine besondere Herausforderung stellt auch die Dokumentation der Ware der Dachziegel dar. Diese sollte, wenn möglich, an einem frischen Bruch erfolgen. Um die Dokumentation der Waren nachvollziehbar und messbar zu machen, wurde die bereits für Keramik-Analysen eingeführte Technik der Dokumentation durch ein USB-Mikroskop genutzt. Dabei waren folgende Kriterien ausschlaggebend: Die Auflösung der Bilder sollte so hoch sein, dass man sie publizieren kann. Eine Auflösung von 5 MP ist dafür ideal. Das zweite Kriterium ist die Arbeitsdistanz. Hier sollte es möglich sein, einen unebenen Bruch so zu dokumentieren, dass das USB-Mikroskop mit einer gewissen Arbeitsentfernung eingesetzt werden kann, also nicht direkt aufliegen muss. Das dritte Kriterium betrifft die Software. Diese sollte es erlauben, das Mikroskop zu kalibrieren, um dann auch in der Software die Größe von Magerungspartikeln etc. zu messen.

Messung der Farbe: Um eine Standardisierung der Bestimmung der Farbe zu erreichen, wurde wiederum eine Empfehlung von Stefan Zink aufgegriffen und ein color picker eingesetzt. Die Wahl fiel auf einen NCS Colourpin, den es in unterschiedlichen Ausführungen gibt. Die gemessenen Farbwerte lassen sich mit anderen Farbtabellen abgleichen. Bei der Farbmessung ist darauf zu achten, dass an mehreren Stellen zu messen ist, um auszuschließen, dass man zufällig nicht den Ton, sondern Teile der Magerung misst. Ebenso ist bei der Oberfläche darauf zu achten, dass man nicht etwa Sinterpartikel oder Verfärbungen durch Verwitterung misst.

Messung der Form:  Die Bestimmung der Form geschieht bei Dachziegeln seit dem späten 19. Jahrhundert oftmals in einer Form, in der zeichnerisch oder in 3D ein idealer Dachziegel, ein Prototyp, rekonstruiert wird bzw. das gesamte Dach in Rekonstruktion wiedergegeben ist. Es werden daher in der Regel nicht die einzelnen Funde, z. B. Fragmente von Dachziegeln, dokumentiert. Dies hängt auch damit zusammen, dass bei der Wiedergabe der Profile von Dachziegeln diese allein aufgrund der Größe der Dachziegel maßstäblich verkleinert dokumentiert werden müssen. Damit können nicht die für die Keramik etablierten Instrumente zur schnellen Erfassung der Formen, wie z. B. ein Profilkamm, genutzt werden. Der Aufwand der Dokumentation der Profile und Form ist daher größer und führt dazu, dass manchmal nur einzelne Elemente in eher idealisierter Form dokumentiert werden. 

Im Projekt »Digital Roofs« wurden daher zwei Verfahren getestet. Aufbauend auf der Entwicklung des Laser Aided Profiler (https://www.laseraidedprofiler.com/) durch Peter Demjan und Vladimir Držík wurde die Entwicklung eines Laser Aided Profiler XL in Auftrag gegeben. Dieser eignet sich besonders für Fragmente bis zu einer Größe von ca. 50 bis 60 cm. Für größere Dachziegel kam ein 3D Scanner zum Einsatz, der auch die Textur erfasst und eine hohe Messgenauigkeit und Geschwindigkeit aufweist. Auch hier lassen sich standardisierte Darstellungen der Ziegel erreichen

  • F. Fless – A. Rheeder, Berlin, Deutschland/Olympia, Griechenland. Digital Roofs. Die Arbeiten der Jahre 2020 und 2021, eDAI­F 2021­2, § 1–8, https://doi.org/10.34780/wh1d­1k67
  • F. Fless – A. Rheeder, Technical Workflow for the Documentation of Ancient Roof Tiles,  Forum for Digital Archaeology and Infrastructure, Faszikel 2023,§ 1–28, https://doi.org/10.34780/b77x-07lx