Die Michigan Papyri im Ägyptischen Museum zu Kairo. Restaurierung, Katalogisierung und Publikation von Papyri aus Karanis

Blick vom Dorf Karanis nach Norden über die Ebene von Psenharpsenesis; im Vordergrund das Eingangstor zu einem Speisesaal, der zum Nordtempel gehörte (1. Jh. n. Chr.) (Photo V. Vaelske).

Forschung

Forschungsfragen

  • Was berichten die Texte über die sozialen Strukturen des Dorfes Karanis? 
  • Welche Menschen lebten hier, und in welchem Viertel des Dorfes standen ihre Häuser? 
  • Welche Sprachen dominierten den Alltag (Ägyptisch oder ...
Griechisch) und welche Götter wurden hier verehrt (der Krokodilsgott Sobek oder Herakles)?

Wie es damals üblich bei Ausgrabungen war, wanderten die meisten der Funde, Papyri, Terrakotten, häusliche Gegenstände, die in Karanis gefunden worden waren, nach Amerika, wo sie Teil der Bestände des Kelsey Museums an der University of Michigan wurden. In den frühen 50er Jahren entschied dann die University of Michigan, Teile dieser Bestände in einem act of good will nach Ägypten zurückzugeben, wo sie im Ägyptischen Museum untergebracht wurden; in einem Schrank in den Papyrusräumen des Museums blieben die Papyri aus Karanis fast unberührt bis 2010, während weitere Texte aus derselben Grabung in Michigan verblieben und inzwischen zu großen Teilen veröffentlicht sind (P. Mich. I – XIX, und andere Publikationen). Aufgrund dieser Texte gehört das Dorf Karanis zu den am besten erforschten Orten des Fayum in der römischen Kaiserzeit. Wir wissen von der besonderen Bevölkerungsstruktur, zu der eine überproportional große Gruppe von Veteranen des römischen Heeres gehörte, und kennen verschiedene Individuen, die hier lebten.

Ziele

Das Ziel des Projekts im Ägyptischen Museum ist also, zusätzliche Erkenntnisse über soziale Strukturen und Individuen im Dorf Karanis zu gewinnen. Zwischen 2010 und 2013 wurden 150 der 1470 Umschläge mit mehr als 250 einzelnen Stücken geöffnet, katalogisiert, ihr Inhalt unter Glas gelegt und eingescannt, so dass ein Team aus ägyptischen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern an diesen Texten arbeiten konnten. Die Restaurierung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Papyrologin C. Römer, denn nur so kann eine fachgerechte Ausrichtung der Papyrusfasern gewährleistet werden. Es stand von Anfang an fest, dass die Edition dieser Texte in Gemeinschaftsarbeit mit ägyptischen StudentInnen und Wissenschaftlern vorbereitet werden sollte, um die Vorstellung der amerikanischen Wissenschaftler, die die Papyri vor mehr als 60 Jahren nach Ägypten zurückgeschickt hatten, in die Tat umzusetzen.

Alte Gasse in Karanis
Alte Gasse in Karanis; Blick nach Osten. Ancient street in Karanis. © DAI Kairo // V. Vaelske
Aquarell einer Wanddekoration
Aquarell einer Wanddekoration aus einem Haus südlich des Südtempels von Karanis (Aquarell von Vessela Bashatly) Zu sehen sind die Dioskuren (links) und eine Priesterin der Isis beim Opfern über kleinen Brandaltären (aus: C. Römer, The Gods of Karanis 2016). Watercolour of a wall decoration from a house south of the Southern Temple of Karanis (watercolour by Vessela Bashatly). Observable are the Dioscuri (left) and a priestess of Isis sacrificing over a small altar (from C. Römer, The Gods of Karanis 2016). © C. Römer/ DAI Kairo // V. Bashatly
Blick auf die Ruinen von Karanis
// C. Römer
Blick ins Hinterland von Karanis nach Süden
// C. Römer
Blick vom Dorf Karanis
Blick vom Dorf Karanis nach Norden über die Ebene von Psenharpsenesis; im Vordergrund das Eingangstor zu einem Speisesaal, der zum Nordtempel gehörte (1. Jh. n. Chr.) (Photo V. Vaelske). // V. Vaelske
Blick zu der Höhe, auf der das Haus des Sokrates stand
// C. Römer
Fragmente der Rolle mit Menanders Komödie Das Schiedsgericht
// C. Römer
Fragmente von Urkunden aus dem 2. Jh. n. Chr
// C. Römer
Getreidemühle in Karanis
Getreidemühle, zusammengesetzt von Teilnehmern der International Winterschool im Fayoum 2011 (Photo V. Vaelske). // V. Vaelske
Glas 67
Glas 67 (von 320 Gläsern), in denen die Papyri aufbewahrt werden. Rechts oben ein Stück aus einer Papyrusrolle mit Homers Ilias. Glass plate 67 (of 320 glass plates) in which the papyri are preserved. Top right is a fragment from a papyrus scroll containing Homer’s Iliad. © Egyptian Museum Cairo/DAIK // Egyptian Museum Cairo/DAIK