Landschaftsarchäologie und Siedlungsgeschichte im Nordwest-Delta

Blick auf den Kom Asfar, eine in der 3. Zwischenzeit (11. Jhd.-7.Jhd.v.Chr.) gegründete Siedlung, die größtenteils von einem modernen Ort überbaut ist. View of the Kom Asfar, a settlement established in the 3rd Intermediate period (11th to 7th centuries BCE) mostly overbuilt by a modern site. © DAI Kairo // R. Schiestl

Raum & Zeit

Für große Teile des Nildeltas ist die Siedlungsgeschichte nach wie vor unklar. Siedeln im Delta war vor der endgültigen Regulierung des Nils durch den Assuan-Staudamm nur in spezifischen überschwemmungsfreien Zonen möglich. Da das Delta einer dynamischen Veränderung unterworfen war, verlagerten sich die möglichen Siedlungsgebiete im Laufe der Zeit. Hierbei spielen sowohl natürliche Veränderungsprozesse als auch menschliche Interventionen eine Rolle. Für Teile des nordwestlichen Deltas ist bemerkenswerterweise die antike Besiedlung dichter als die heutige, aber das Wissen über diese antiken Siedlungen beschränkte sich auf Namen in Karten und auf sporadische Berichte. Die nachgewiesene Siedlungsaktivität reicht von ptolemäischer bis spätrömischer Zeit (4. Jh. v. Chr.–7. Jh. n. Chr.). Im Kontrast dazu steht die lange Siedlungsgeschichte des Zentralorts Buto (Tell el-Fara’in), dessen Anfänge ins 5. Jt. v. Chr. zurückreichen. An Fläche und Bevölkerungszahl übertrifft diese Region das Gebiet des Fayum bei Weitem. Da aber aus dem Delta, im Gegensatz zum Fayum, nur wenige Textquellen erhalten sind, erhielt diese Region lange Zeit wenig Beachtung.