Überblick
Das Nildelta stellte zwar über 50 % des antik zur Verfügung stehenden ägyptischen Lebensraums dar, doch ist dessen Siedlungsgeschichte nur im Bereich weniger größerer Orte und durch einzelne extensive Surveys untersucht. Das Delta war durch eine dynamische Landschaft geprägt. Die Anzahl und der Verlauf der Nilarme änderten sich grundlegend im Laufe der Zeit. So erfolgte die Reduktion auf zwei große Nilarme, wie sie heute noch besteht, erst etwa um 1000 n. Chr. Davor lag ein langer Prozess, in dem sich neue Arme bildeten, bestehende Arme sich verlagerten und verlandeten. Die jährliche Nilflut erforderte es, Siedlungen auf überschwemmungssicheren Arealen zu errichten. Diese Dynamik der alluvialen Landschaft schuf immer wieder neue Lebensbedingungen mit unmittelbaren Auswirkungen auf den Siedlungsraum. Der Beziehung zwischen dem sich ändernden Naturraum und der Siedlungsentwicklung soll in dieser Region nachgegangen werden. Dank der langjährigen Erforschung des Zentralorts Buto (Tell el-Fara‘in) lässt sich dessen Siedlungsgeschichte inzwischen rekonstruieren. Dieser Ort weist eine herausragende religiöse Bedeutung und eine sehr lange Besiedlung auf – vom 5. Jt. v. Chr. bis in die Spätantike. Eine bemerkenswerte Siedlungslücke liegt jedoch für den Abschnitt vom Ende des Alten Reichs (ca. 2300 v. Chr.) bis zum Ende des Neuen Reichs (ca. 1070 v. Chr.) vor. Unsere soliden Kenntnisse der Siedlungsgeschichte Butos stellen im Nordwest-Delta eine Ausnahme dar.
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