Pergamon und seine Mikroregion

Die internationale DAI-Forschungsplattform Pergamon und ihre Partner konnten seit 2006 u. a. folgende Ergebnisse erzielen:

1) Siedlungsgeschichte Pergamon und Umland

- Erstmaliger Nachweis einer epipaläolithischen Stratigraphie (ca. 12.000‒10.000 v. Chr.) im westlichen Anatolien

-  Revision der Siedlungsgeschichte Pergamons in Bezug auf die Rolle des 1. Jhs. v. Chr.: Ausbau statt Niedergang. Verbindung dieser Entwicklung mit der gleichzeitigen Aufgabe von Städten und befestigten Siedlungen im Umland

- Erstmalig Nachweis von gehobener (Wohn-)Bebauung und Wirtschaftsräumen der Spätantike (4. Jh. n. Chr.) in der Unterstadt Pergamons.

2) Mensch-Umwelt-Interaktion

- Rekonstruktion der komplexen Mensch-Umwelt-Interaktion in Elaia mit Beispielen für menschengemachte Umweltveränderungen und Resilienz gegenüber den Folgeerscheinungen

- Darstellung der Geomorphodynamik ‒ d. h. vor allem Erosion und Sedimentation ‒ in der Mikroregion Pergamon während des Holozän in einer ersten Metastudie, die einen ersten Höhepunkt der Dynamik in der römischen Kaiserzeit nachweisen kann

3) Städtebau in der Mikroregion Pergamon

- Rekonstruktion eines flexiblen, an infrastrukturellen und ästhetischen Kriterien ausgerichteten Straßensystems am Stadtberg von Pergamon anstelle einer Rasterplanung, wie sie in Elaia nachgewiesen werden konnte

- Rekonstruktion von Amphitheater und römischem Theater von Pergamon als Belege für den Anspruch der Baumaßnahem in Kombination mit ökonomischer Bauplanung

4) Infrastruktur, Ressourcennutzung, Besiedlungsstruktur und Produktion in der Mikroregion

- Rekonstruktion der Hauptverkehrswege und des Hafennetzwerkes in der Mikroregion Pergamon sowie eines Sicht- und Kommunikationsnetzwerkes

- Nachweis ausgedehnter antiker Andesit-Steinbrüche östlich von Pergamon

- Nachweis vielfältiger ländlicher Siedlungsformen in der Mikroregion, die von einfachen, kleinen Siedlungsplätzen bis hin zu ausgedehnten, architektonisch aufwändigen und reich ausgestatteten Anlagen reichen

- Nachweis einer antiken Ziegelei südlich von Pergamon und ausgedehnter Keramikproduktionsstätten des 6.‒7. Jhs. in der westlichen Mikroregion.

5) Religionsgeschichte und Sakraltopographie

- Entdeckung mehrerer antiker Fels- bzw. Naturheiligtümer in Pergamon und Umgebung sowie Rekonstruktion eines Netzwerkes von Kultplätzen der Meter-Kybele   

 6) Bestattungen und Nekropolen

- Datierung des monumentalen Grabhügels Yığma Tepe und Entwicklung von Hypothesen zur Lokalisierung potentieller Grabkammern auf Basis geophysikalischer Prospektionen

- Rekonstruktion einer hybriden Bestattung unter Rückgriff auf vielfältige kulturelle Traditionen (lokal, makedonisch, keltisch) anhand des Beigaben-Ensembles aus Tumulus 2

- Neue Einblick in die Demographie Pergamons anhand von 14C-Datierungen kaiserzeitlicher Bestattungen, so z. B. Hinweise auf plötzlichen Rückgang der Bevölkerung um die Mitte des 3. Jhs. n. Chr.