Elephantine

Luftbildaufnahme der archäologischen Stätte von Elephantine, Blick nach Westen © DAI Kairo // A. Hassan

Raum & Zeit

Siedlungsgeschichte

Nach ersten Hinweisen auf eine menschliche Präsenz im 5./fr. 4. Jt. v. Chr., ist um 3300 v. Chr. erstmals eine kontinuierliche Siedlungstätigkeit auf Elephantine im Bereich der hochwasserfreien Südspitze nachzuweisen. Zu den wichtigsten Befunden gehört die Sequenz der Tempel der Satet: Der Kult der Göttin, die mit der jährlichen Nilflut in Zusammenhang gebracht wurde, ist seit der späten Vorgeschichte kontinuierlich bis zur Schließung der Tempel in der frühchristlichen Zeit sowohl archäologisch wie auch textlich belegt. Ein weiteres wichtiges Heiligtum im Zentrum der Stadt war seit der Wende zum 2. Jt. v. Chr. dem Gott Chnum geweiht. Eine Vielzahl kleinerer Sanktuare gehörten lokalen Göttern und verehrten Personen. Vor allem sind es aber die Nilstandsmesser der späten Tempel, die auch in wirtschaftlicher Hinsicht landesweite Bedeutung besaßen. Diese sakrale Architektur wird von einer gewachsenen, aus ungebrannten Lehmziegeln errichteten Siedlung umgeben, die sich im Lauf der Zeit zu einem gut 20 m hohen Siedlungshügel entwickelte. Wichtige Einschnitte in der Geschichte der Stadt sind die Befestigungsmaßnahmen, die im Verlauf der Frühdynastischen Zeit (um 2800 v. Chr.) das Siedlungsgebiet betrafen. Elephantine ist mit dem Beginn der ägyptischen Staatlichkeit ein Ort, von dem militärische Operationen gegen und Handel mit den Süden ausgehen sowie an dem zu allen Zeiten ein reger Kontakt mit den angrenzenden nubischen Kulturräumen bestand. In diesem Zusammenhang spielten die sog. Expeditionsleiter eine bedeutende Rolle. Ihre biographischen Texte, die sie in ihren Felsgräbern auf der Westseite von Assuan anbrachten (Qubbet el-Hawa), geben ein detailliertes Bild von den Anforderungen und Gefahren des Handels mit dem Süden im späten 3. Jt. v. Chr. Eine exponierte Person in diesem Zusammenhang war Heqaib/Pepinacht, der noch bis in die 2. Zwischenzeit hinein (um 1650 v. Chr.) in einem eigenen Heiligtum auf Elephantine verehrt wurde. Während des Neuen Reiches (1550-1050 v. Chr.) verliert Elephantine durch die erfolgreiche Expansionspolitik den Charakter einer Grenzstadt – aus dieser Zeit liegen zahlreiche Hinweise für die Ausgestaltung der Tempel und die Präsenz hoher Persönlichkeiten aus Anlass von Festen und auf der Durchreise in das nubische Gebiet am Ersten Katarakt vor. Von etwa 1000 v. Chr. an aber ist Elephantine wieder Grenzposten, so auch zur Zeit der persischen Besetzung Ägyptens (spätes 6.–frühes 4. Jh. v. Chr.), als eine aramäische Garnison im Stadtzentrum eingerichtet wird. In der Spätzeit (um 350 v. Chr.), der mittleren Ptolemäerzeit (um 150 v. Chr.) und der frühen Kaiserzeit finden die letzten großen Bauprojekte am Satet- und Chnumtempel statt. Von ihnen ist die wohl augustäische Terrasse des Chnumtempels noch heute ein Wahrzeichen der Insel. In der frühchristlichen Zeit, in der Elephantine wieder im Bereich eines Grenzkonflikts mit benachbarten Nomaden steht, wird im Chnumtempel eine Garnison einquartiert. Im frühen 5. Jh. folgt die Schließung der nun „heidnischen“ Tempel und im Stadtgebiet entstehen mehrere Kirchen. Im 10./11. Jh. n. Chr. ist mit dem Ende der Besiedlung des Haupthügels zu rechnen. Auf dem Ruinenhügel errichtete das Ministerium für Wasserwirtschaft 1906 ein repräsentatives Dienstgebäude, welches seit spätestens 1914 ein kleines Inselmuseum beherbergte. Am Fuß des Ruinenhügels ist seit der frühen Neuzeit ein heutzutage von Nubiern bewohntes Dorf der jüngste Abschnitt einer nunmehr gut 6000jährigen Besiedlung der Insel.

Topographie

Die archäologische Stätte mit ihren Denkmälern und der Schutzzone nimmt mit etwa 0,25km2 das südliche Ende der arabisch als gezirat aswan bezeichneten Nilinsel ein und ist dreiseitig vom Fluss umgeben. Unmittelbar nördlich der antiken Siedlung Elephantine schließt sich das nubische Dorf Koti an, unter welchem sich weitere Teile der antiken Stadt befinden. Das Gelände ist durch die für die Kataraktlandschaft typischen Granitfelsformationen geprägt und wird von dem bis zu 20 m hoch anstehenden imposanten Siedlungshügel dominiert. Nördlich dieses Siedlungshügels befinden sich die Nekropole und eine kleine Stufenpyramide aus dem frühen Alten Reich (um 2.600 v. Chr.). Das Areal östlich des Siedlungshügels bis zum Flussufer wird von den beiden Tempelanlagen der Gottheiten Chnum und Satet sowie deren Uferterrassen und Nilstandmessern eingenommen.