Kulturerhalt
Kulturerhalt und Site Management der archäologischen Stätte
Das Site Management zur archäologischen Stätte von Elephantine soll dieses einmalige Ensemble in seiner Komplexität der interessierten Öffentlichkeit didaktisch vermitteln und den Schutz und Erhalt des archäologischen und architektonischen Erbes für die Zukunft sichern.
Die archäologische Stätte von Elephantine bietet nicht nur die seltene Möglichkeit, eine pharaonische Stadt mit ihren Wohn- und Arbeitsquartieren, Friedhöfen, Tempel- und Kultanlagen, sondern auch ein laufendes Ausgrabungsprojekt zu besichtigen. Außerdem ist sie wegen ihrer ununterbrochenen Nutzungs- und Siedlungskontinuität über die gesamte pharaonische Kulturgeschichte hinweg auch aus wissenschaftlicher Perspektive ein bedeutendes Zeugnis. Hinzu kommt als glücklicher Umstand, dass die günstigen natürlichen und klimatischen Bedingungen optimale Voraussetzungen für den Erhalt archäologischer Funde und Befunde schaffen, die umfangreiche Rückschlüsse auf das Leben der Menschen in Elephantine zu verschiedenen Zeiten zulassen. Auch deshalb wählte das DAI Kairo diesen Fundplatz für ausgrabungswissenschaftliche Untersuchungen, die es in Kooperation mit dem Schweizer Institut für Bauforschung und Altertumskunde dort seit nunmehr 50 Jahren durchführt. Während dieser langjährigen Tätigkeit des DAI war es immer das Bestreben, die archäologische Stätte von Elephantine dem interessierten Publikum zugänglich zu machen und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit vorzustellen.
Ein 2020 entwickeltes Gesamtkonzept bildet die Grundlage für die langfristigen Planungen zur Umsetzung des Site Management. Das Konzept enthält neben einem aktualisierten Bestandsplan der Stätte auch Schadens- und Maßnahmenkartierungen sowie konkrete Vorschläge und Entwürfe zur Verbesserung der Durchwegung und Vermittlung aktueller wissenschaftlicher Ergebnisse an die Besucher*innen. Erste Maßnahmen betreffen Konsolidierungsarbeiten an geschädigtem Lehmziegelmauerwerk und eine allgemeine Ruinenpflege der Stätte. Langfristig sollen die Besucherinfrastruktur verbessert und Restaurierungsmaßnahmen an einzelnen Monumenten durchgeführt werden. Das geplante Vorgehen entspricht internationalen Standards im denkmalpflegerischen Umgang mit archäologischen Stätten.
Denkmalgerechter Bauerhalt des Assuan-Museums
Das Gebäude des Assuan-Museums Elephantine wurde um 1906 als Dienstgebäude für das Ministerium für Wasserwirtschaft errichtet und bereits einige Jahre später in ein Museum umgenutzt. Die Arbeiten des DAI dienen dem Bauerhalt und der Bauforschung zu diesem für die Region Assuan einmaligen Gebäude.
Das Assuan-Museum Elephantine liegt am östlichen Rand innerhalb der archäologischen Stätte von Elephantine. In direkter Uferlage ist es auf den Nil und die gegenüberliegende Stadt Assuan ausgerichtet, von wo aus es als auffällige Landmarke der Insel wahrzunehmen ist. Dieses auf seine Fernwirkung entworfene Gebäude bildet heute gleichsam den Eingangsbau zu der sich nach Westen anschließenden antiken Stadt Elephantine. Das Bauwerk wurde um 1906 zunächst für die Verwaltung des ersten Assuan-Staudamms bzw. die Direktion der Behörde für Wasserwirtschaft errichtet. Spätestens ab 1914 hatte man es bereits zu einem Museum umgenutzt, das zur Ausstellung von Objekten nicht nur aus Elephantine, sondern auch aus Orten der Region diente, die durch den Bau des Staudamms von Überflutung betroffen waren. In den 1950er-Jahren erhielt der Altbau einen rückwärtigen Erweiterungsbau. Dem Altbau mit zentralem Eingangsportal und Dachpavillon ist seitlich jeweils ein eingeschossiger Flügel mit Satteldach zugeordnet. Der Schaufassade zum Nil ist eine für Kolonialarchitektur typische Veranda vorgelagert, die von verzierten Holzsäulen getragen wird. Gestaltet ist das Gebäude mit seinen Satteldächern, Ziegeldeckung und Holzfachwerk nach europäischen Vorbildern, es erinnert an englische Landhäuser der vorletzten Jahrhundertwende. Zur Errichtung dieses für Südägypten sehr ungewöhnlichen Gebäudes mussten viele Baumaterialien aus Kairo und zum Teil aus Übersee herbeigeschafft werden.
Mit dem denkmalgerechten Bauerhalt des Gebäudes werden Fragen zu seiner Bau- und Nutzungsgeschichte untersucht. Hier steht vor allem die Entstehung im Kontext des ersten Assuan-Staudamms von 1902 und weiterer baulicher Anlagen ähnlicher Wasserbauprojekte des späten 19. und frühen 20. Jhs. in Ägypten im Vordergrund. Daneben werden aber auch die Prozesse untersucht, die zur Umnutzung in ein Museum führten. Schließlich sollen auch Ursprung, Herstellung und Bezug von Baumaterialien sowie deren Bearbeitung durch die Ausführenden vor Ort untersucht werden.
Grundlage des Projekts bildet eine bauhistorische Untersuchung, die C. Straße 2010 durchgeführt hat. Sie dokumentierte den damaligen Zustand des Gebäudes durch eine Bauaufnahme in formtreuer und steingenauer Darstellung, ergänzt durch ein Raumbuch. Gleichzeitig fanden restauratorische Voruntersuchungen zu Farbfassungen und anderen Bauteilen durch S. Buttchereit statt. Die Ergebnisse dieser Dokumentationen wurden 2019 aktualisiert und ein Instandsetzungskonzept mit konkretem Maßnahmenkatalog entwickelt. Die bisher ausgeführten und in Zukunft geplanten Maßnahmen entsprechen internationalen Standards der Baudenkmalpflege.
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