Cherchell

© U. Kreilinger // U. Kreilinger

Forschung

Publikation der Skulpturen & Neueinrichtung des Museums

In Cherchell werden zwei Teilvorhaben verfolgt. Zum einen soll die Publikation der Skulpturen, koordiniert durch PD Dr. Ulla Kreilinger, zum Abschluss gebracht werden. Von Christa van Hees-Landwehr sind bereits vier Bände, unterstützt von der Zentrale des DAI, verfasst und pu8bliziert worden. Ein abschließender fünfter steht jedoch noch aus zur Topographie, kulturgeschichtlichen Entwicklung Cherchells in der Königszeit, der Kaiserzeit und der Spätantike. Ein wesentlicher Fokus wird hierbei auf der Kontextualisierung (Fundzusammenhänge) der Skultpturen liegen, deren Fundorte teilweise auf der Grundlage von Archivalien in Paris, Aix-en-Provence und Tipasa rekonstruiert werden können. Der Band soll auch eines neuen Stadtplans mit Einzeichnung aller relevanten Funde der antiken Stadt beinhalten und bis 2019/20 fertiggestellt werden. Hierzu wurden die kartographisch auswertbaren Details alter Pläne und die Fundangaben in ein modernes Satellitenbild übertragen.

Ein zweites Vorhaben beinhaltet die Neueinrichtung des Nationalmseum von Cherchell. In den 1980er Jahren richteten 2 Erdbeben einige Schäden am Gebäude sowie an den Skulpturen im alten Museum von Cherchell an. Darüber hinaus müssen alle alten Dübel früherer Restaurierungsmaßnahmen ausgetauscht werden, da sie rosten und den Marmor verfärben und teilweise zu brechen drohen. Seit 2008 finde jährlich Kampagnen statt, zunächst koordiniert durch Christa van Hees-Landwehr, mit dem Ziel , die Ausstellung komplett zu reorganisieren. In Zusammenarbeit mit dem Museum und der zuständigen Abteilung des algerischen Kulturministeriums, werden sämtliche Sklulpturen und Exponate restauriert, neu gesockelt und nach einem neuen museumspädagogischen Konzept für die Öffentlichkeit aufbereitet. Das Projekt dient auch der Aus- und Weiterbildung lokaler Steinmetzen und Restauratoren. Das DAI Rom hat die Federführung des Projekts inne, seit dem Tod von Frau Landwehr Ende 2012 ist Ulla Kreilinger vor Ort mit der Umsetzung befasst. Es beinhaltet neben Restaurierung der durch Erdbeben und rostende Dübel verursachten Schäden die Neuaufstellung sämtlicher Skulpturen und komplette Reorganisation der Museumsräume nach Aspekten moderner Museologie und Museumspädagogik sowie im Hinblick auf Erdbebensicherheit, ferner das Erstellen von Tafeln und Museumsführern für Kinder und Erwachsene. In die Entwicklung des Konzepts, das in Kooperation mit dem Industriemuseum Lauf entwickelt worden ist, wurden bewußt Fragen, Anregungen und Wünsche der Bevölkerung Cherchells mit aufgenommen.

Restaurierung & Neuaufstellung

Sämtliche Skulpturen werden von ihren alten Backsteinsockeln genommen. Dabei werden die alten Eisendübel entfernt und durch Dübel aus rostfreiem Edelstahl ersetzt. Alte Erdbebenschäden werden nach Möglichkeit repariert. Die Neuaufstellung erfolgt erdbebensicher auf eigens angefertigten, neuen Kalksteinsockeln. Von einigen Funden aus Cherchell, die sich heute in Museen außerhalb der Stadt befinden (u.a. Paris, Louvre) werden Abgüsse gefertigt und in die Neuaufstellung vor Ort integriert. Einige einzigartige Fragmente antiker Möbel wurden abgeformt und ergänzt. Diese Rekonstruktionen stehen nun neben den Originalfragmenten.

Forschungsgeschichte

Seit den 1830er Jahren wurde Cherchell von den damaligen französischen Kolonialherren gründlich um- und ausgebaut. Die bei diesen Bauarbeiten zutage geförderten antiken Skulpturen wurden zunächst in einem provisorischen Ambiente untergebracht, bevor ab 1900 das heute denkmalgeschützte Museum von Cherchell errichtet wurde. Bis in die 1970er Jahre wurden alle Funde dorthin verbracht. Spätere Neufunde, insbesondere Mosaiken und Kleinfunde, kamen in ein zweites Museum, das Neue Museum von Cherchell.

Schon 1982 hatte Christa Landwehr - immer in Verbindung mit dem DAI - damit begonnen, die antiken Skulpturen von Caesarea Mauretaniae zu dokumentieren, wissenschaftlich zu bearbeiten und in vier ausführlichen Katalogbänden vorzulegen. Ihren Forschungen ist es zu verdanken, dass die hohe Qualität dieser Statuen – und somit auch ihre Einzigartigkeit – erkannt und thematisiert wurde und die Stücke der Forschung zugänglich gemacht wurden. Die Erhebung des Alten Museums von Cherchell im Jahr 2009 zum Nationalmuseum trägt der Bedeutung dieser Objekte Rechnung.

Blick in die Nord-Galerie mit den 2013 dort neu aufgestellten Objekten
Blick in die Nord-Galerie mit den 2013 dort neu aufgestellten Objekten © DAI Rom // U. Kreilinger
Cherchell, Museum  -  Blick in die Nordgalerie von Osten
Cherchell, Museum - Blick in die Nordgalerie von Osten © DAI Rom // U. Kreilinger
Cherchell, Museum - Blick in die Nordgalerie von Osten
Cherchell, Museum - Blick in die Nordgalerie von Osten © DAI Rom // U. Kreilinger
Cherchell, Museum - Blick in die Nordgalerie von Westen
Cherchell, Museum - Blick in die Nordgalerie von Westen © DAI Rom // U. Kreilinger
Cherchell, Museum - Blick in die Westgalerie von Norden
Cherchell, Museum - Blick in die Westgalerie von Norden © DAI Rom // U. Kreilinger
Cherchell, Museum - Neuaufstellung der kolossalen Hercules-Statue in der Westgalerie
Cherchell, Museum - Neuaufstellung der kolossalen Hercules-Statue in der Westgalerie © DAI Rom // U. Kreilinger
Cherchell, Museum  -  Neuaufstellung der kolossalen Hercules-Statue in der Westgalerie
© DAI Rom // U. Kreilinger
Originalfragment eines Orientalen
Originalfragment eines Orientalen © DAI Rom // U. Kreilinger
Rekonstruktion einer Thronwange mit Sphingendekor unter Verwendung des vom Originalfragment genommenen Abgusses
Rekonstruktion einer Thronwange mit Sphingendekor unter Verwendung des vom Originalfragment genommenen Abgusses © DAI Rom // U. Kreilinger