Der Osthafen von Selinunt. Funktionsbereiche einer antiken Hafenzone

© Marc Klauß // Marc Klauß

Ergebnisse

Vor allem aus den geomorphologisch-sedimentologischen Prospektionen geht hervor, dass das Cotone-Tal bereits in prähistorischer Zeit eine große Meeresbucht darstellte, die seither sukzessive verlandet war. In archaisch-klassischer Zeit war die Bucht, die nun stärker durch den Süßwassereinfluss des Cotone geprägt war auf die südliche Zone des Tals beschränkt. Mit diesen ersten Ergebnissen ließen sich auch die Areale der Grabungen klarer definieren. Mit einer Reihe von insgesamt fünf Schnitten konnten bislang die äußeren Grenzen des antiken Hafenbeckens und mit zwei Schnitten das innerstädtische Hafenviertel feldarchäologisch untersucht werden. Die ersten Ergebnisse deuten verschieden genutzte Zonen im Norden, Westen und Osten an, die sich durch völlig unterschiedliche Arten ihrer Befestigung bzw. Bebauung unterscheiden. So lag im Norden ein großes Lagergebäude in unmittelbarer Nachbarschaft einer Kaimauer aus archaischer Zeit. Beide Komplexe wurde aber schon in der Spätarchaik aufgegeben und bis auf die Grundmauer zerstört. Stattdessen entstand hier nun ein Dammweg mit einer Brücke über den Cotone, der zum sog. kleinen Osttor führte. Die Funktion der Halle scheint danach in den ummauerten Teil der Stadt verlegt worden zu sein, wo kurz hinter dem Stadttor eine Stoa lag, in der neben zahlreichen Transportamphoren auch Pithoi standen. Im Westen fanden sich die Negativabdrücke einer Schiffsrampe aus der hellenistisch-punischen Zeit Selinunts. Unter diesen liegen zahlreiche ältere Schichten, die die Nutzung dieses Areals vor der Ostmauer der Stadt belegen, teilweise existierten hier wohl auch ältere Schiffsrampen. Spätestens in dieser Zeit war die gesamte westliche Hafenzone mit kleinen Fußgänger-Pforten von hoher Qualität mit dem Hafenviertel in der ummauerten Stadt verbunden. In der ältesten Phase dieser Zone scheint das Gebiet zwischen Hafenbecken und Stadtmauer über einen durchgängigen Bodenbelag aus Stein verfügt zu haben. Unsicher ist bislang noch die Nutzung im Osten, wo sich außer Stampflehmböden nur Reste von verbrannten, ephemeren Strukturen erkennen ließen.