Ausgrabungen auf dem eisenzeitlichen Gräberfeld von Prohear, Provinz Prey Veng

Ergebnisse

Viele der 76 entdeckten Gräber waren zwar in den obersten Fundschichten intakt, doch darunter durch bis zu 2,5 m lange stollenartige Raubschächte gestört, die in 0,8 m Tiefe von beiden Seiten unter die Straße gegraben worden waren.

Nach Kopforientierung der Toten, Beigaben und Tiefenlage der Gräber können mindestens zwei Bestattungs-Perioden getrennt werden.

Die Gräber der älteren Periode I datieren in die Zeit von 500 bis in die zweite Hälfte des 2. Jh. v. Chr.

Dazu gehören vier meist etwas tiefer entdeckte Bestattungen mit Ost- oder West-Orientierung des Kopfes und vermutlich alle bisher entdeckten 7 Gefäßgräber. Keiner dieser Bestattungen war eine Gold- oder Silberbeigabe beigegeben. Typisch sind Granatperlenschmuck und Bronze- oder Eisenarmringe.

Alle übrigen 64 Gräber der Periode II vom Ende des 2. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr. vereint eine nahezu gleiche Ausrichtung des Kopfes nach Süden bis Südwesten. Durch unterschiedliche Beigabenausstattung lassen sich zwei Phasen (a und b) der Periode II voneinander trennen.

Eine ungewöhnliche Ausstattung der Phase IIa: Beiderseits des Schädels fanden sich je 20 Glasohrringe, die offenbar auf einem Faden aus organischem Material aufgefädelt waren. Dem Toten waren außerdem bronzene Armringe und eiserne Werkzeuge und Waffen sowie Granatperlenschmuck beigegeben worden.

Eine jüngere Zeitstufe IIb lässt sich mit Bronzetrommeln, Bronzeobjekten aus dem südchinesischen-nordvietnamesischen Raum, mit feiner orangefarbener Keramik und einer reicheren Ausstattung mit Gold und Silber von Stufe IIa abtrennen und dürfte in der ersten Hälfte des 1. Jh. v. Chr. beginnen. Obwohl ein Teil der Gräber gestört oder partiell geplündert worden war, enthielten noch 31 Komplexe Gold- und Silberfunde, meist Fingerringe, Ohrringe, aber auch 4 Armringe.

Von 76 Gräbern bargen drei Komplexe eine Bronzetrommel oder Teile davon. Viele Männerbestattungen waren durch einen Steinstößel zwischen den Oberschenkeln gekennzeichnet, Frauen durch Beigabe von bis zu sechs Spinnwirteln. Etwa 5 Prozent aller Gräber sollen nach Aussagen der Bauern 'reich' ausgestattet gewesen sein. 'Reich' heißt: etwa 10 Tongefäße, eine Trommel, 5-15 Goldobjekte und einige Eisen- und Bronzebeigaben sowie Perlen aus Glas oder Schmucksteinen wie Achat oder Karneol.

In beiden Phasen lagen die Toten gestreckt auf dem Rücken, die Hände seitlich am Körper oder auf der Brust abgelegt. Von den jüngeren Gräbern in höheren Fundschichten haben sich kaum Knochen erhalten, doch kann die Kopflage anhand der Ohrringe und anderen Beigaben meist sicher bestimmt werden.

Die ausgegrabene Fläche vermittelt nur einen begrenzten Eindruck vom gesamten Gräberfeld, auf dem Männer und Frauen sowie Kinder bestattet worden waren. So fanden sich auf dem Boden eines großen Tongefäßes ein Bronzearmring mit Armknochen des Kindes direkt auf einem Schweinekiefer.

Die Löcher ausgeraubter Gräber im Dorf erlauben eine Schätzung der Gesamtfläche des Friedhofs auf etwa 130 x 150 m, also etwa 20 000 m². Das Ausgrabungsgebiet liegt nahezu im zentralen Bereich des Gräberfeldes mit einer Belegungsdichte von etwa einem Grab auf 2-3 m². Wir müssen davon ausgehen, dass mehr als tausend Bestattungen durch Grabräuber zerstört worden sind. Ungeachtet der schweren Zerstörung dieses Fundplatzes vermittelt die Ausgrabung einen klaren Eindruck davon, dass es sich bei diesem Gräberfeld um einen der ungewöhnlichsten Fundkomplexe der Pre-Angkor-Periode in dieser Region handelt.