Überblick
Dra‘ Abu el-Naga liegt im Norden der ausgedehnten thebanischen Nekropole auf dem Westufer des Nils gegenüber der modernen Stadt Luxor in Oberägypten, dem antiken Theben (altägyptisch: Waset). Dieser Nekropolenteil wurde vom Mittleren Reich bis in koptische/frühchristliche Zeit hinein – also über einen Zeitraum von rund 3000 Jahren – fast durchgehend als Bestattungsplatz genutzt: Die ältesten dokumentierten Gräber datieren in die 11. Dynastie (um 2000 v. Chr.), die jüngsten ins 10. nachchristliche Jahrhundert. Das soziale Spektrum reicht von einfachen, beigabenarmen Bestattungen an Felsvorsprüngen bis hin zu aufwendigen Elitegräbern und den königlichen Grabanlagen der 17. und frühen 18. Dynastie. Die 1991 begonnene Unternehmung des DAI Kairo in Dra‘ Abu el-Naga hat zum Ziel, die Herausbildung und Entwicklung dieses Teils der thebanischen Nekropole zu erforschen und die dabei Einfluss nehmenden sozialen, religiösen, (raum-)ökonomischen und landschaftlichen Faktoren zu erfassen. Hierbei wird ein übergreifender topografischer Ansatz verfolgt, um neben der archäologischen und bauhistorischen Untersuchung einzelner Grabanlagen auch Wechselbeziehungen zwischen Gräbern, Tempeln und der physischen/materiellen Umgebung zu erkennen. Die gewonnenen Daten geben zum einen Aufschluss über Grabarchitektur und Beigabenspektrum, rituelle/religiöse Praxis sowie über Faktoren der Standortwahl von Gräbern. Zum anderen lassen sich daran, in der Makroperspektive, Entwicklung und Wandel von Bestattungsverhalten sowie in der Nutzung und Nachnutzung der Nekropole ablesen. Nach einer Begehung 1999 wurden 2001 die substanziellen Überreste des auf der Hügelkuppe gelegenen, Ende des 6. Jahrhundert n. Chr. gegründeten Paulosklosters (Deir el-Bachit) in die Forschung integriert, und die fortlaufenden Arbeiten haben vielschichtige Ergebnisse über die monastische Nachnutzung der pharaonischen Nekropole erbracht.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
- Ute Rummel (DAI Kairo), Ägyptologin, Archäologin, Projektleitung
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Fritz Barthel, Fotograf
- Isa Böhme (Universität Leipzig), Ägyptologin, Archäologin: Schnittleitung, Fundbearbeitung
- Günter Burkard (Ludwig-Maximilians-Universität München), Ägyptologe: Hieratische Inschriften
- Sibylle Emerit (Université Lumière Lyon 2, CNRS), Ägytologin, Musikarchäologin: Bearbeitung der Harfenfunde
- Cornelia Gmeiner (Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg), Architektin: Survey, SfM
- Günter Heindl, Grabungstechniker
- Anja Hilbig, Ägyptologin, Epigrafin: Fundbearbeitung, Epigrafie
- Estelle Hower-Tilmann, Biologin, Anthropologin: Mumien, menschliche Überreste
- Sandra Lösch (Universität Bern), Anthropologin: Mumien, menschliche Überreste
- Susanne Michels (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg), Ägyptologin, Archäologin: Keramikanalyse
- Reinder Neef (DAI Zentrale), Archäobotaniker: Holz, botanisches Material
- Erico Peintner, Restaurator
- Daniel Polz (DAI Kairo), Ägyptologe, Archäologe: Co-Direktor
- Christine Ruppert (Université du Luxembourg), Architektin: Survey, SfM, Bauforschung
- André Veldmeijer (PalArch Foundation; American University in Cairo), Archäologe: Leder, Schuhwerk
- Albert Zink (EURAC Research, Bozen), Anthropologe: Mumien, menschliche Überreste
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