Ergebnisse
Regionale Ökologie
Das Pollendiagramm von Tayma, das einen Zeitraum von ca. 9250 – 4200 Jahren vor heute (cal BP) umfasst, gibt erste weiter führende Hinweise auf holozäne Klimaveränderung im Nordwesten Arabiens, dem Übergangsbereich der Arabischen Halbinsel zur Levante.
In Tayma begann die Ablagerung von Seesedimenten um 9250 cal BP, deutlich später als im monsunbeeinflussten Südarabien. Der Beginn stimmt mit den teilweise noch später einsetzenden Ablagerung von Seesedimenten in interdunären Senken der im Osten liegenden Nafud-Sandwüste überein.
(Halb-)Wüstenvegetation dominiert die gesamte Abfolge und belegt das Fortdauern entsprechender Pflanzenformationen. Während des frühen Holozäns breiteten sich kurzzeitig Grasländer aus (ca. 8700 – 8000 calBP) – eine Änderung terrestrischer Ökosysteme während einer kurzen Feuchtephase, die im DFG-Projekt "Holocene Climatic Events in North Arabia" intensiv untersucht wurde. Um 8000 calBP, mit dem raschen Rückzug der Grasländer, begann eine langfristige Aridisierung. Bis zur Verlandung des Sees und der Etablierung der heutigen Sabkha (ca. 4200 calBP), dominierten weiterhin eine Halbwüsten- und Wüstenvegetation.
Das Fortdauern arider Klimabedingungen für das mittlere Holozän wird auch durch andere Proxies bestätigt.
Im Vergleich zu den im östlichen Mittelmeerraum dokumentierten feuchteren Verhältnisse bis mindestens 6000 cal BP sowie den tiegfreifenden Veränderungen in der Sahara, zeichnet sich für den Nordwesten Arabiens nur eine kurze frühholozäne Feuchteperiode ab, die dennoch eine (verstärkte) Ausbreitung neolithischer Gruppen gefördert haben könnte.
Lokale Ökologie
Spätestens um 9250 calBP entstand in Tayma eine natürliche Oase, die wohl Menschen und Wildtiere anlockte. Ob während des frühen Holozäns der Anbau von Getreide Teil der Subsistenzstrategie war, lässt sich anhand der Pollenanalyse nicht entscheiden. Die Getreidepollen-Typen sind in Nordwest-Arabien kein verlässlicher Indikator, da nicht auszuschließen ist, dass Getreidepollen-Typen auch von wildwachsenden Gräsern gebildet werden. Die teilweise hohen Anteile verkohlter Pflanzenpartikel während des Frühholozäns könnten mit menschlicher Landnutzung in Verbindung stehen.
Charakteristisch für die (heutige) Oasenwirtschaft im saharo-arabischen Raum ist unter anderem ein kombinierter Anbau von Obstbäumen mit einjährigen Feldfrüchten. Pollen von Weinreben sind um etwa 7000 cal BP im Pollendiagramm von Tayma nachgewiesen, nicht jedoch in der vorausgehenden kurzen Feuchtephase. Heute verläuft die natürliche Verbreitungsgrenze des Weins etwa 500 km nördlich von Tayma. Somit ist von einer Kultivierung der nach Tayma importierten Weinrebe auszugehen. Zusammen mit den nun regelmäßig nachgewiesenen Feigen markiert dies die Anfänge der Oasenkultivierung in Tayma. Der früheste Beleg für die Dattelpalme in der Oase von Tayma, die heute untrennbar mit Oasen verbunden ist, datiert auf 4000 Jahre vor heute. Der frühe Weinanbau deutet auf Beziehungen in die Levante und weiter nördliche Regionen, wo Weinreben natürlicherweise vorkommen, kultiviert und domestiziert wurden. Diese levantinische Verbindung wird durch neolithische und frühbronzezeitliche archäologische Funde in Tayma gestützt.
Der Weinanbau in Tayma begann etwa 1000 Jahre nach Beginn der Aridisierung. Die Anfänge des Oasenanbaus in Tayma sind daher weder als eine direkte Reaktion darauf zu betrachten, noch begünstigte die kurze frühholozäne Feuchtephase die Ausbreitung dieser Wirtschaftsform.
Projekt exportieren