Stunde Null

Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise

© DAI Zentrale // Anonym

DAI Standort  Orient-Abteilung, Zentrale-Präsidialbereich

Projektart  Verbundforschung mit Teilprojekten

Laufzeit  seit 27.04.2016

Laufzeit  seit 2016

Projektart  Verbundforschung mit Teilprojekten

Fokus  Kulturerhalt/Cultural Heritage

Partner  Museum für Islamische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin, Ostbayerische Technische Hochschule (OTH) Regensburg, Technische Universität (TU) Berlin, Brandenburgische Technische Universität Cottbus - Senftenberg (BTU Cottbus - Senftenberg), Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD), Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD), ICOMOS. Deutsches Nationalkomitee, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Koldewey-Gesellschaft (Vereinigung für baugeschichtliche Forschung e.V.), Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen / RWTH Aachen, Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), Verband der Landesarchäologen (VLA), Verein der "Freunde der Altstadt von Aleppo", Vereinigung der Landesdenkmalpfleger (VdL)

Förderer  Gerda Henkel Stiftung, Auswärtiges Amt

Projekt-ID  2708

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/1869856

Überblick

Text: Stand 2018

Das Deutsche Archäologische Institut als eine der größten archäologischen Forschungseinrichtungen weltweit richtet sein Handeln nach faktischen Prioritäten aus, nicht nach symbolischen. Um dabei Kompetenzen bündeln und Synergieeffekte schaffen zu können, entstand die Idee zum Projekt „Die Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise“. So haben wir das Vorhaben gemeinsam mit Partnern des „Archaeological Heritage Network“, der Abteilung für Kultur und Kommunikation des Auswärtigen Amts sowie der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ins Leben gerufen. Die Sondermittel „Flucht und Migration“ des Auswärtigen Amts durch Unterstützung des Deutschen Bundestages tragen dazu bei, das Projekt in den nächsten Jahren umzusetzen.

Die Situation in Syrien
Die barbarischen Akte der Zerstörung des kulturellen Erbes in Syrien und im Irak durch den sogenannten islamischen Staat beherrschen Berichterstattung und Wahrnehmung. Übermächtig sind die Bilder von der medial inszenierten Sprengung der Tempel in Palmyra. Die alltägliche Zerstörung syrischer Städte und großer Teile des kulturellen Erbes, die seit 2011 von statten gehen, geraten dabei fast völlig aus dem Blick – und mit ihr die Fragen danach, wie Syrien nach dem Ende der Krise als Lebensraum für Menschen wiederaufgebaut werden kann. Daher ist es unverzichtbar, den Wiederaufbau Syriens als eine Aufgabe anzugehen, welche die Instandsetzung der ebenso ins Auge fasst wie die Rettung der antiken Stätten.

Grundlagen:

Forschung und Datensammlung
Das Deutsche Archäologische Institut (DAI) verfolgt seit 2012 einen breiteren Ansatz, bei dem es um Capacity Building, das Bewahren künstlerischer und handwerklicher Traditionen und den Aufbau internationaler Netzwerke für den Kulturerhalt geht. Eine unserer Initiativen ist das „Syrian Heritage Archive Project“, das – unterstützt vom Auswärtigen Amt – gemeinsam mit dem Museum für Islamische Kunst (SMB) die große Bandbreite der in über 100 Jahren gesammelten Informationen zum kulturellen Erbe Syriens systematisch digital erschließt, um syrischen Kollegen Grundlagen für den Wiederaufbau des kulturellen Erbes in Syrien bereitzustellen und darüber hinaus Raubgut im illegalen Kunsthandel sicher identifizieren zu können.

 

Die aktuelle Herausforderung
Die Tempel von Palmyra sind bedeutende Denkmäler des kulturellen Erbes in Syrien. Doch beim Wiederaufbau Syriens müssen auch weitere Stätten und Maßnahmen des Kulturerhalts bedacht werden. Höchste Eile ist geboten, wenn es darum geht, syrische Städte mit ihren antiken Denkmälern und historischen Stadtkernen zu retten und zu erhalten. Es gilt also, nicht nur die Frage zu beantworten, wie man mit den Tempeln von Palmyra umgeht, sondern auch zu entscheiden, wie man zum Beispiel mit dem bereits 2012 zerstörten Basar von Aleppo, einem UNESCO-Welterbe, verfahren will. Soll die Altstadt von Aleppo in ihrer Struktur erhalten und teilweise wieder aufgebaut werden oder durch eine geplante neue Stadt ersetzt werden? Syrische Experten gemeinsam mit deutschen Kollegen arbeiten daran, zielführende Planungsprozesse zu gestalten und schließlich durchführen zu können.

 

Ausbildung
Im Mittelpunkt des Projekts „Stunde Null“ steht die Weiterbildung syrischer Architekten, Archäologen, Denkmalpfleger, Bauforscher, Stadtplaner und vor allem Handwerker. Ein großer Teil der Aus- und Weiterbildung findet in den Nachbarländern Syriens statt, die Flüchtlinge aufgenommen haben. Für Hochschulabsolventen stehen darüber hinaus Stipendien für Masterstudiengänge in Baudenkmalpflege an der Helwan University in Kairo und an der German Jordanian University in Amman zur Verfügung. In Ergänzung dazu werden lokale Kräfte bei Arbeiten zum Erhalt bedeutender Denkmäler im Libanon, in Jordanien, im Irak und in der Türkei professionell geschult und zu Fachkräften weitergebildet. So vereint das Projekt humanitäre Hilfe: Es schafft Arbeitsplätze und eröffnet Perspektiven durch Ausbildung – nicht in abstrakten Lehreinheiten, sondern in konkreter Planung und Anwendung beim Wiederaufbau und damit Erhalt bedeutender Denkmäler in der Region.

Das Projekt „Stunde Null“ ist das erste Vorhaben, das im Rahmen des Archaeological Heritage Network, einem Netzwerk zum Erhalt des kulturellen Erbes, durchgeführt wird. Netzwerk und Projekt werden vom Auswärtigen Amt unterstützt.