Ergebnisse
Die Arbeiten in Rab-e Rashidi wurden zunächst mit dem Fokus auf die systematische Dokumentation der Ruinen begonnen. Neben Vermessungsarbeiten an der Südbastion, Entnahmen und Analysen von Gestein- und Mörtelproben zur Bestimmung von Statik und Konstruktionscharakteristika des Baues wurde auch auf dessen Kuppe, die aus einer auf die Steinmauerkonstruktion aufgelegten mächtigen Lehmschicht (chiné) besteht, eine Sondage angelegt, um mögliche baugeschichtliche Layer festzustellen. Zusätzlich wurden einige Schnitte entlang der Südlichen Burgmauer angelegt, zum Einen, um die Rekonstruktionen der mutmaßlichen Mauerverläufe inklusive einer zusätzlichen vorspringenden Bastion gleich westlich neben der Südbastion zu verifizieren, als auch die schon oberflächig sich abzeichnenden Bauphasen der Mauer zu erfassen. Es stellte sich schnell heraus, dass eine weitere Bastion nicht existiert hatte, und die vormals durch Metallstreben angedeuteten Strukturen wurden zurückgebaut. Für die Südmauer können mit den bislang durchgeführten Untersuchungen drei Bauphasen festgestellt werden; u.a. inklusive mehrerer Bauaktivitäten östlich der großen Bastion; zunächst in Form einer Verstärkung, die dann schrittweise zu einem bastionsartigen Vorsprung ausgebaut wurde, sowie in Form eines nachträglich durch die Mauer führenden schmalen Eingang, der außerdem eine Wasserleitung mitführt.
Die Vermessungsarbeiten wurden auf die Neuanlegung eines Messnetzes mit zusätzlichen zementierten Fixpunkten, unter Berücksichtigung der älteren Arbeiten, ausgedehnt. Großflächige geophysikalische Messungen wurden auf den nördlichen und westlichen Arealen durchgeführt ,wo ilkhanidische Strukturen am ehesten zu lokalisieren wären. Die Ergebnisse lassen deutlich Strukturen erkennen: Im Osten ein 60 x 60 m messender Komplex, vermutlich mit Innenhof; weiter im N mehrere Gebäude mit Öfen oder Feuerstellen (Küchen oder Werkstätten), die möglicherweise Teil der späteren Garnison angehören.
Ebenfalls konnte die Bauaufnahme der bislang unbestimmten „Treppenstruktur“ auf dem Ost-Hügel wurde nahezu abgeschlossen. Diese scheint an weitere Baukomplexe, die sich in den gophysikalischen Messbildern abzeichnen, anzuschließen. Der verhältnismäßig große Komplex mag zur ursprünglichen Ensemble des ilkhanidischen Rab-e Rashidi gehören, wobei die „Treppenstruktur“ dem noch erhaltenen Untergeschoß zuzusprechen ist. Auch hier zeigt sich eine Mehrphasigkeit: In einer späteren Nutzungsphase wurden dann offensichtlich Stufen und ein Becken (?) ausgemeißelt. Die in der unmittelbaren Nachbarschaft angelegten Grabungsschnitte erfassten u.a. die Nordmauer des Großkomplexes, und enthielten viele Funde von Baudekor- und Keramikresten im Versturz, die bislang nicht später als das 14, Jh. n. Chr. datieren, also der Entstehungszeit des Rab-e Rashidi entsprechen. Am Plateaurand wurde mit Schnitt 13 ein Gebäude aus Stampflehmmauern inklusive Ofen freigelegt, das während des 14.-16. Jh. n. Chr. als Abfallhalde verfüllt wurde. Es exitieren also tatsächlich offensichtlich noch unzerstörte Nutzungshorizonte der Ilkhanidenzeit, der eigentlichen Blütezeit der Zitadelle von Rab-e Rashidi, die untersucht werden können. Zudem die Klärung der verschiedenen Bauperioden und Nutzungsphasen des gesamten Areals im islamischen Mittelalter sich insgesamt als sehr spannend erweist. Auch für die jüngeren Anlagen, die safavidische Burg, konnte erstmals eine systematische Bauabfolge beschrieben werden, in der die sogenannte Südbastion –ein für die islamische Welt bislang einzigartiger überdimensionaler Kanonenturm – als jüngster Anbau zu beschreiben ist, der noch in osmanischer Zeit intensive Umbauaktivitäten erlebte.
Die Vorarbeiten zur Restaurierungsmaßnahmen in Rab-e Rashidi (Verantwortlicher Bauforscher und Restaurator Chr. Fuchs/winterfuchs), unterstützt durch die Kulturerhaltmittel des AA, konnten beendet werden. Das Team wurde um die TU Dresden (Prof. W. Jäger; T. Burkert) erweitert, die das Gelände im April besuchten und Proben nahmen. Gleichzeitig wurde mit der Installation eines Kalkbrennofens begonnen, der dazu dienen soll, den für die Restauration benötigten Mörtel am Platz zu liefern – dies auch als Ausbildungsmaßnahme und dauerhafte Installation für die Studenten der Fakultät für Angewandte Kunst-und Restaurierungswissenschaften/Archäometrie der islamischen Universität Tabriz. Unterdessen wurde das Rab-e Rashidi als nationales Kulturerbe Irans eingetragen, und eine lokale Abteilung der Denkmalbehörde (ICHHTO) in Tabriz aufgebaut (Direktor Hossein Ismaili Atigh).
Projektleitung und Mitarbeiter
- Ajorloo, Bahram (Leitung/TABRIZIAU)
- Korn, Lorenz (Leitung)
- Thomalsky, Judith (Leitung)
- Morteza Abdaar (ICHHTO Tabriz)
- Hossein Ismaili Atigh (Research Base Rab-e Rashidi, ICHHTO)
- Dr. M. A. Keynejad (Präsident Islamische Kunst-Universität Tabriz)
- Dr. Sadegh Najafi (Gouvernor Tabriz)
- Dipl. Ing. Christian Fuch, Berlin, Firma winterfuchs (Koordinator Bauforschung/ Restaurierungs-Konservierungsmaßnahmen)
- Sonia Cardenas, dipl. Rest. (Restaurierung/Mörtelanalytik)
- Eastern Atlas GmbH & Co. KG (Geophysikalische Prospektionen)
- Jäger Ingenieure GmbH I Büro für Tragwerksplanung, W. Jäger & T. Burkhart (Statik)
- Format4plus (3D Dokumentation)
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