Kulturerhalt: Sicherung und Erschließung der Großen Halle von Karakorum

Nach der 2006 abgeschlossenen archäologischen Erschließung der Großen Halle von Karakorum, einem buddhistischen Tempel des 13. Jahrhunderts, wurde der Befund von 2013 bis 2015 umfassenden Konservierungsmaßnahmen unterzogen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde die Tempelplattform der Großen Halle auch für Besucher zugänglich gemacht.

Blick nach Süden auf die konservierte Tempelplattform der Großen Halle von Karakorum, dahinter das buddhistische Kloster Erdene Zuu. © DAI KAAK // H. Rohland

DAI Standort  Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen, Forschungsstelle Ulaanbaatar

Laufzeit  2013 - 2015

Projektverantwortlicher  Dr. Christina Franken, Janna Fabry

Adresse  Dürenstr. 35-37 , 53173 Bonn

Email  Christina.Franken@dainst.de

Laufzeit  2013 - 2015

Projekt-ID  2696

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/640382

Überblick

Die Große Halle stellt eines der größten Einzelgebäude im mittelalterlichen Karakorum, der „Stadt Dschingis Khans“, dar. In einer Kooperation von deutschen und mongolischen Wissenschaftlern wurde das auf einem künstlichen Podium errichtete, 38 x 38 m große Gebäude nach ersten Testschnitten 2000 in den Jahren 2001-2006 vollständig ergraben. Die Gestaltung des Gebäudeinneren mit 64 Granitsäulenbasen sowie das Fundmaterial, u. a. Statuenfragmente und Weihgaben eindeutig buddhistischen Ursprungs, weisen auf einen buddhistischen Tempel hin, dessen bauliche Umsetzung sowohl von chinesischen als auch tibetischen Elementen geprägt wurde.

Die Lage Karakorums unmittelbar an der ständig wachsenden modernen Stadt Harhorin und nicht zuletzt die extremen Witterungsverhältnisse in der mongolischen Steppe machten nachhaltige Schutzmaßnahmen am Befund notwendig. Während die Erforschung von reiternomadischen Siedlungen, wie beispielsweise Karakorum, in der zentralasiatischen Archäologie mittlerweile stärker in den Fokus rückt, sind die Strukturen der Stadtruine, die teilweise monumentale Baukomplexe wie die Große Halle umfassen, für den heutigen Besucher Karakorums nur noch zu erahnen.

Als ein zentraler Ort der (Gründungs-)geschichte des Mongolischen Reiches stellen die Stadtwüstung und auch das südlich daran angrenzende Kloster Erdene Zuu aus dem 16. Jahrhundert sowohl für mongolische als auch für ausländische Touristen beliebte Sehenswürdigkeiten dar. Um die Geschichte am konkreten Befund erfahrbar zu machen, wurde im Zuge der Konservierungsarbeiten die Tempelplattform auch für Besucher zugänglich gemacht.

Informationstafeln vor Ort sowie eine digitale Rekonstruktion des Bauvorganges und der Gebäudegestaltung (siehe Link unter „Ergebnisse“), die für die Ausstrahlung im benachbarten Kharakhorum Museum konzipiert wurde, geben Aufschluss über historischen Kontext und archäologische Arbeiten.

Am 16. Oktober 2015 wurde die restaurierte Große Halle von Karakorum im Rahmen des Staatsbesuches von Bundespräsident Joachim Gauck in der Mongolei feierlich eröffnet.

Neben der finanziellen Unterstützung durch das Auswärtige Amt und die Gerda Henkel Stiftung zählt auch das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus der Mongolei zu den Projektförderern. Vor dem Hintergrund des Jubiläums der 40jährigen Beziehungen zwischen der Mongolei und Deutschland wurde im Sommer 2014 eine Absichtserklärung als Grundlage der Zusammenarbeit von der mongolischen Kultusministerin Frau Oyungerel und der Präsidentin des DAI, Prof. Dr. Fless, in Anwesenheit von Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier unterzeichnet.

Archäologisches Fenster
An zwei Stellen in der modernen Podiumsmauer gewähren „archäologische Fenster“ einen Blick auf die Originalbausubstanz, die Stampflehmschichten und die davor gesetzte Blendmauer. © DAI KAAK // Robert Hoffmann
Die Große Halle - ein offenes Museum
Heutiger Zustand der Tempelplattform der Großen Halle in der von Artefacts Berlin erstellten 3D-Visualisierung des Befundes. © DAI KAAK // Artefacts Berlin
Digitale Rekonstruktion des Bauvorgangs
Szene aus der digitalen Rekonstruktion der Großen Halle, die im lokalen Kharakhorum Museum ergänzend zum konservierten Baubefund gezeigt wird. Nach der Errichtung des Terrassenpodiums aus wechselnden Stampflehmschichten wurde die Oberfläche der Plattform mit Granitsäulenbasen versehen – Grundlage für die spätere Errichtung der Dachkonstruktion. © DAI KAAK // Artefacts Berlin
Freilegung der Großen Halle in der Südwestecke
Überblick über den buddhistischen Tempel in der Südwestecke der Stadt, die sog. Große Halle. © DAI KAAK // Anonym
Informationstafeln vor der Großen Halle
Vor der Tempelplattform informieren Tafeln den Besucher über die Geschichte Karakorums, die archäologischen Befunde der Großen Halle sowie über die Projektgeschichte. © DAI KAAK // Robert Hoffmann
Oberfläche der Tempelplattform
Blick über die Oberfläche der Tempelplattform, mit den originalen, von Stahlrahmen umfassten Granitsäulenbasen. © DAI KAAK // Robert Hoffmann
Rekonstruktion des Innenraumes
Szene aus der digitalen Rekonstruktion der Großen Halle. Im Zentrum der Halle wird ein Stupa vermutet, der eine zentrale Gefäßniederlegung sowie Deponierungen einer Vielzahl von Tsatsas (Votivgaben) überdeckt. Vier Buddhafiguren auf Lotusthronen weisen das Gebäude einem eindeutig buddhistischen Kontext zu. © DAI KAAK // Artefacts Berlin
Rekonstruktionsvorschlag
Rekonstruktionsvorschlag der Großen Halle von Karakorum. Aufgrund einer Vielzahl von Funden (Dachziegel, Bauschmuck) chinesischer Machart wird für den Bau der Wand- und Dachkonstruktion eine Orientierung an chinesischen Vorbildern angenommen. © DAI KAAK // Artefacts Berlin