Topographisch-geographische Sacherschließung der Bibliotheksbestände der Abteilung Kairo

Der Ausschnitt stammt aus einer historischen Karte des Niltals und seiner Umgebung, welche in Carl Richard Lepsius' Werk "Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien" veröffenticht worden ist. (Carl Richard Lepsius, Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien: nach den Zeichnungen der von Seiner Majestät dem Koenige von Preussen Friedrich Wilhelm IV nach diesen Ländern gesendeten und in den Jahren 1842-1845 ausgeführten wissenschaftlichen Expedition, Berlin 1849, Abth. 1, Blatt 2).

Forschung

Um das Projekt entsprechend seiner Zielsetzung verwirklichen zu können, war es zu Beginn folglich notwendig, zuerst einen umfassenden Grundstock an Bezeichnungen bekannter Orte und Regionen in und um Ägypten anzulegen. Aufgesetzt auf einen mySQL-basierten Server erlaubt die hierfür konzipierte Datenbank die Behandlung und Beschreibung der topographischen Objekte nach einem standardisierten Verfahren. Fester Bestandteil eines jeden Datensatzes sind demnach folgende Kategorien: die gängige Bezeichnung eines Ortes in allen seinen bekannten Schreibweisen und seinen Varianten vergangener Sprachstufen, eine Kategorisierung gemäß seines Toponymtyps, eine Bibliographie der konsultierten Referenzliteratur sowie eine englischsprachige Kurzbeschreibung, welche die wichtigsten Basisinformationen zu einem Platz aufbereiten sollte. Hierzu zählen neben generellen Angaben zur geographischen Lage und topographischen Lokalisation auch Aussagen zu Art, Beschaffenheit und Geschichte des Ortes sowie zu dessen wichtigsten archäologischen Funden und Befunden. Fallweise können auch noch interne Querverweise oder weiterführende Kommentare ergänzt sein.

Zusätzlich ist das auf diese Weise entwickelte Datenbanksystem in einem weiteren Schritt mit entsprechendem, georeferenziertem Kartenmaterial hinterlegt und in ein Geoinformationssystem (GIS) eingebettet worden, wodurch den toponomastischen Datensätzen ihre jeweiligen geographischen Koordinaten als Geodaten zugewiesen werden konnten.

Schließlich sind die Datensätze (= Katalogisate) der Bibliotheksbestände der Abteilung Kairo zunächst aus dem zentralen Verbundkatalog der Bibliotheken des Deutschen Archäologischen Instituts (ZENON) extrahiert und in einem separaten Verzeichnis in die Toponymedatenbank eingespeist worden. Mittels interner Verlinkungen lassen sich infolgedessen an die einzelnen topographischen Objekte die betreffenden Literatureinträge anbinden, so dass nach der Rückführung der Katalogisate ins Zenon-System letztlich auch eine Filterung der Bestände anhand des topographisch Stichwortregisters durchgeführt werden kann.

Angesichts der Tatsache, dass die Kairener Bibliothek momentan fast 43.000 Bände beherbergt, wird der Prozess ihrer geographischen Verschlagwortung auch nach Abschluss dieses Pilotprojektes noch geraume Zeit in Anspruch nehmen. Allerdings konnte bereits neben der Konzeption und Entwicklung des GIS-gestützten Datenbanksystems damit begonnen werden, selbiges systematisch für eine Indexierung in vorstehendem Sinne zu nutzen. Als Ausgangspunkt hierfür dienten in erster Linie die geläufigsten ägyptologisch-archäologischen Periodika, darunter vor allem die von den Auslandvertretungen der größeren wissenschaftlichen Institutionen herausgegebenen Reihen, welche gleich zu Beginn des Vorhabens behandelt und durch Toponymverknüpfungen erschlossen werden konnten.

Auf zwei Ebenen soll sich das im Projektrahmen erstellte Ortsnamensverzeichnis als Instrument der Forschung bewähren. Zunächst und vorrangig werden mit seiner Hilfe die Bibliotheksbestände der Abteilung Kairo schwerpunktgerecht und benutzerfreundlich erstmals über eine geographisch-topographische Indexierung erschlossen. Der Konzeption nach wird die Oberfläche der Datenbank dabei einem weiten Anwenderkreis im Wesentlichen drei neue Suchoptionen zur Verfügung stellen. Erstens kann der Inhalt des angegliederten Zenon-Bestandskatalogs anhand eines toponomastischen Stichwortes gefiltert und dadurch die entsprechenden Literatureinträge ausgegeben werden. Zweitens ermöglicht das georeferenzierte und mit dem Verzeichnis verknüpfte Kartenmaterial die zuverlässige Verortung eines fraglichen Ortes, so dass schließlich drittens auch eine sogenannte Umkreissuche angewandt werden kann, mittels derer sogar regionale Bibliographien erstellt werden können. Daneben ist die topographische Datenbank allerdings auch außerhalb des Kontexts der Kairener Bibliothek für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem antiken und modernen Ägypten von zentraler, praktischer Bedeutung. Denn dank ihrer enzyklopädischen Anlage listet sie für den interessierten Nutzer zu jedem enthaltenen Toponym die wichtigsten Basisinformationen einschließlich Kurzbeschreibung auf, wodurch man sich auf schnelle und unkomplizierte Weise einen ersten Überblick zum jeweiligen Suchbegriff verschaffen kann.

Historische Karte Unterägyptens und der Sinai-Halbinsel (1859)
Der Ausschnitt stammt aus einer historischen Karte des Niltals und seiner Umgebung, welche in Carl Richard Lepsius' Werk "Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien" veröffenticht worden ist. (Carl Richard Lepsius, Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien: nach den Zeichnungen der von Seiner Majestät dem Koenige von Preussen Friedrich Wilhelm IV nach diesen Ländern gesendeten und in den Jahren 1842-1845 ausgeführten wissenschaftlichen Expedition, Berlin 1849, Abth. 1, Blatt 2). // Anonym