Deutsch-tunesische Forschungen in Simitthus / Chimtou (Tunesien)

Die antike Stadt Simitthus wird seit 1964 gemeinsam von dem Institut National du Patrimoine (INP) und dem DAI erforscht. Die langjährige Kooperation vor Ort ist Ausgangspunkt für unterschiedliche Projekte, derzeit etwa verschiedene Publikationsprojekte von Altgrabungen oder das tunesisch-britisch-deutsche Forschungsprojekt "ISLAMAFR".

© DAI // Ph. von Rummel

DAI Standort  Zentrale

Laufzeit  seit 2009

Projektverantwortlicher  Dr. Philipp von Rummel

Adresse 

Email  Philipp.vonRummel@dainst.de

Team  Dr. Philipp von Rummel

Laufzeit  seit 2009

Partner  Institut National du Patrimoine Tunisie

Förderer  Zentrale Berlin

Projekt-ID  2678

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/33904

Überblick

Seine Bekanntheit erlangte Simitthus/Chimtou vor allem durch den Abbau des gelben Marmors, des 'marmor numidicum' oder 'giallo antico', der zu den beliebtesten Marmorsorten des Römischen Reiches gehörte. Zu den prominentesten Beispielen der Verwendung von Marmor aus Chimtou zählen die Danaiden-Portikus des Apollotempels auf dem Palatin in Rom, deren Säulen aus gelbem Marmor bestanden, eine Ehrensäule, die Caesar auf dem Forum Romanum errichten ließ oder die Ausstattung des Pantheons in Rom.

Die antike Siedlung befindet sich ca. 180 km westlich von Tunis, am Ufer der Medjerda (antik Bagradas), des längsten, ganzjährig Wasser führenden Flusses Tunesiens. Der Marmorberg im Zentrum der ca. 60 ha großen archäologischen Stätte wird auf der nördlichen Seite durch das antike Steinbruchlager und auf der westlichen und südlichen Seite von der 'Colonia Iulia Augusta Numidica Simitthensium' umschlossen.

Die ältesten Siedlungsspuren stammen nach gegenwärtigem Kenntnisstand aus der vorrömischen Eisenzeit (8. Jh. v. Chr.), die jüngsten bis aus dem Mittelalter (12./13. Jh. n. Chr.).

 

Aktuelle Arbeiten

Die Arbeiten in Chimtou wurden 2009 wieder aufgenommen. Die vertrauensvolle und stabile Kooperation zwischen DAI und INP dient als Hub für zahlreiche Subprojekte, so etwa die Aufarbeitung der Sondagen der Jahre 1980-84 nördlich des Forums oder die Wiederaufnahme der Altgrabungen am sog. Kaiserkultbau von Simitthus. Hinzu kamen die Aufarbeitung und Publikation eines spätantiken Münzschatzes durch Dr. Hans-Roland Baldus (†) und Prof. Dr. Mustapha Khanoussi. Der Schatzfund von Chimtou konnte im September 2023 in einer ebenfalls im Rahmen der deutsch-tunesischen Kooperation in Chimtou realisierten Dauerausstellung im Musee National du Bardo in Tunis der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Aufarbeitungs- und neuen Grabungsaktivitäten werden durch ein intensives Fundbearbeitungsprogramm begleitet, in dessen Zentrum die großen Mengen an Fundkeramik stehen und von Projekten zu den Metall- und Glasfunde sowie anderen Sonderfunden begleitet werden. Hinzu treten Studien zur Archäobotanik und Archäozoologie, die vom naturwissenschaftlichen Referat der Zentrale des DAI durchgeführt werden.

In Kooperation mit der Arbeitsgruppe 'Geophysikalische Prospektionen' des Archäologischen Instituts der Universität zu Köln wurden großflächige geophysikalische Surveys in Chimtou durchgeführt. Prospektiert wurde die Umgebung des sogenannten Arbeitslagers sowie große Teile des Stadtgebiets. Zum Einsatz kamen Magnetometrie, elektrische Widerstandsmessung und Georadar, die hervorragende Ergebnisse erbrachten. Vor allem mit Hilfe der Magnetometrie konnten Straßen und Gebäudekomplexe detailliert erfasst werden, stellenweise bis hin zur Kenntnis einzelner Raumstrukturen, insbesondere im Gebiet des Tempelareals, in dessen unmittelbarer Nähe ein ausgedehnter Kirchenkomplex festgestellt werden konnte. Die geophysikalischen Daten wurden integriert in eine am Architekturreferat der Zentrale des DAI erstellte und von der Fritz Thyssen Stiftung finanzierte neue, chronologisch differenzierte digitale archäologische Karte Chimtous auf der Basis eines Geoinformationssystems (GIS).

Seit 2020 ist Chimtou zudem gemeinsam mit Bulla Regia, Borj Helal und Belalis Maior Ziel von Forschungen in dem deutsch-britisch-tunesischen Forschungsprojekt "ISLAMAFR", das durch DFG und AHRC gefördert und von C. Fenwick (UCL), M. Chaouali (INP) und P. von Rummel (DAI) geleitet wird.