Marib und Sirwah (Jemen) - Bauhistorische Untersuchungen an den Stadtmauern

Sirwah. Fernsicht auf die Stadtanlage mit ihrer Ummauerung. © DAI, Aussenstelle Sanaa // Mike Schnelle, Orient-Abteilung

Ergebnisse

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Die Stadtmauern von Marib und Sirwah sind monumentale Zeugnisse sabäischer Wehrarchitektur. Ihre Geschichte ist eng mit der politischen, teilweise auch mit der naturräumlichen Entwicklung des sabäischen Kernlandes verbunden. An ihnen lässt sich nicht nur die Entwicklung der Bautechnik sondern auch die der Gesellschaft und ihrer Fähigkeit ablesen, große Bauprojekte mit der Bereitstellung von Baumaterial aus größeren Entfernungen umzusetzen.

An der Stadtmauer von Marib lässt sich eine horizontale Stratigrafie einzelner Phasen gut nachvollziehen. Der Neubau bzw. die Aufstockung der Stadtmauer ist in Marib nicht zwangsläufig auf Krisensituationen zurückzuführen, sondern kann auch eine Reaktion auf die relativ schnelle Aufsedimentierung der Oase sein. Bisher lassen sich an der Stadtmauer sieben Tore sicher nachweisen.

 Die untersten und ältesten Phasen der Ummauerung bestehen aus massiven Lehmsteinkonstruktionen, die ins 2. Jahrtausend v. Chr. datiert werden können. Die darüber nachweisbaren Schalenkonstruktionen aus Lapillibrekzie können anhand von Analogien zur Stadtmauer von Sirwah ins 10. Jahrhundert v. Chr. datiert werden. Im 6. Jahrhundert v. Chr. wird die Stadtmauer wohl erstmals mit Türmen aus Kalkstein ummauert, wofür es neben dem epigraphischen Befund auch den den bauhistorischen gibt. Weitere Belege von Mauerbautätigkeiten sind aus dem zweiten und ersten Jahrhundert v. Chr. anhand von epigraphischen Quellen bekannt, wobei es sich beim zuletzt genannten Zeitraum um eine Krisensituation handeln kann, welche unmittelbar mit dem Feldzug des Römers Aelius Gallus nach Südarabien zusammen hängt. Dieser Bauphase können größtenteils spolierte Mauern zugeordnet werden, welche sich an der Östlichen und Nördlichen Stadtmauer erhalten haben.Letztmalig werden Reparturen im dritten Jahrhundert n. Chr. genannt, wobei diese möglicherweise nur Bereiche der Südöstlichen Stadtmauer betreffen, welche an das Wadi Dhana grenzten.

Als Ergebnisse der Untersuchungen an der Stadtmauer von Sirwah liegen nach einer Surveykampagne (2002) und mehreren Grabungskampagnen (2004 bis 2009) vielfältige Informationen zum Verlauf, zur Struktur, zu den Bauelementen der Ummauerung sowie zu Materialien und Konstruktionstechniken vor.

Die Stadtmauer von Sirwah zeichnet sich im Vergleich zu anderen altsüdarabischen Stadtmauern durch ihre sehr heterogene Struktur, Konstruktion und Materialität aus. Hervorzuheben ist die Integration von zivilen Baustrukturen in die Befestigungsanlage, wozu der Almaqah-Tempel und der Verwaltungsbau zu zählen sind. Auffallend ist dabei deren  Bauweise als isolierte Stadtmauerabschnitte, welche mit hochwertigen Baumaterialien sehr qualitätvoll ausgeführt wurden und die dadurch eine sehr repräsentative Außenwirkung besitzen.

Daneben lässt sich an der südwestlichen Stadtmauer das Phänomen der Bauweise in Segmenten beobachten, dessen Ursache und Funktion noch näher zu untersuchen ist. Die frühesten Phasen der Stadtmauer können nach jetzigem Kenntnisstand mindestens bis ins 10. Jahrhundert v. Chr. zurück datiert werden. Bemerkenswert ist, dass anscheinend nicht nur in späteren Phasen Teile der Stadtmauer als Wohn- bzw. Wirtschaftsbereiche genutzt wurden. An Stellen, wo Zugänge ins antike Stadtgebiet vermutet wurden, fanden sich Wasserauslässe, die das Stadtgebiet nach starken Regenfällen entwässerten. Zugänge ins antike Stadtgebiet konnten bisher nur um den Almaqah-Tempel, im Bereich der Südöstlichen Stadtmauer bzw. am Verwaltungsbau nachgewiesen werden.