Karthago – Quartier Didon

Eingangsbereich des archäologischen Parks. © DAI Rom // H. Behrens

Ergebnisse

Der Archäologische Park Quartier Didon bietet Besuchern und Besucherinnen die Möglichkeit, einen Einblick in 1.500 Jahre Siedlungsgeschichte in Karthago zu bekommen und zu erleben, wie sich die Zeitalter im Zentrum der Stadt überlagerten und sich der Charakter des Stadtviertels zwischen den großen Epochen punisch - römisch - byzantinisch veränderte. Nur an wenigen Orten der antiken Stadt ist die historische Dichte so greifbar wie im Quartier Didon - nur hier ist die Siedlungsabfolge vom 9. Jh. v. bis ins 6. Jh. n. Chr. in Funden und Befunden komplett vertreten.

Das Quartier Didon erlaubt einen Rundgang um die konservierte archäologische Sondage im Zentrum Karthagos. Mehrsprachige Informationstafeln erläutern die sichtbaren Befunde für die einzelnen Bereiche und Bauphasen. Der Grabungsplatz wird dominiert durch zwei meterhoch erhaltene, römische Fundamentmauern der Insula, sowie durch die Fundamente der byzantinischen Rotunde. Im unteren Bereich der Sondagen sind jedoch die punischen Mauern der frühen, kleinräumigen Wohnbebauung sowie der späteren Großbauten sichtbar. Eine Ecke des punischen Großbaus wurde rekonstruiert, um diesen besser sichtbar zu machen. Neben dieser Rekonstruktion sind originale punische Steinblöcke sichtbar, die von den römischen Bauherren und Arbeitern abgetragen und auf Wiederverwendung geprüft wurden, dann jedoch in die römischen Fundamentmauern aus opus caementicium an deren Grund eingegossen wurden und so ein eindrucksvolles Zeugnis der Überformung des punischen durch das römische Karthago ablegen.

Ein kleiner Museumsbau im archäologischen Park zeigt ausgewählte Funde und erläutert die Hauptphasen durch diese genauer. Neben römischen Funden wie dem Fragment einer Venusstatue aus Marmor und einem Gorgonenhaupt aus bemaltem Stuck sind besonders die Funde der punischen Zeit einzigartig und illustrieren die Phase der religiösen Nutzung. Neben der Kopie einer Gesichtsprotome, die hier gefunden wurde und das Gesicht der Stadtgöttin Karthagos, Tanit, zeigt, befindet sich das größte Kapitell der punischen Welt im Museumsbau, das sicher ebenfalls zu einem Tempel gehört. Ausführlich erläutert wird der wohl bedeutendste Fund vom Grabungsort: ein Tempelarchiv aus über 4.000 Tonsiegeln, die einen Einblick in die religiöse Praxis des punischen Karthago erlauben und zudem eindrucksvolles Zeugnis der Zerstörung der Stadt sind: Während beim Feuer von 146 v. Chr. die Papyrusdokumente des Archivs, die der Tempel zwischen dem 6. und 2. Jh. v. Chr. gesammelt hatte, verbrannten, wurden die Tonsiegel, die die Dokumente verschlossen, im Brand gehärtet und 2.000 Jahre später bei der Ausgrabung entdeckt. Heute befinden sie sich im Magazin des Nationalmuseums von Karthago - in der Ausstellung im Quartier Didon sind sie in großformatigen Fotos dokumentiert und ihre Nutzung beschrieben.

Der archäologische Park und der Museumsbau wurden von Dipl. Ing. Jan Martin Klessing (Klessing Hoffschildt Architekten Berlin) entworfen, Austellungsbau und Informationssysteme wurden von Dip. Ing. Stephan Fleig (Karlsruhe) realisiert. Die Finanzierung des Archäologischen Parks Quartier Didon erfolgte im Rahmen des Programms der Transformationspartnerschaft mit den Ländern Nordafrikas des Auswärtigen Amts. Projektleitung im deutsch-tunesischen Kooperationsprojekt am DAI Rom lag bei Dr. Ralf Bockmann.

Downloads

KAR-II-Folder Quartier Didon.pdf (pdf) Folder für Besucher*innen des Archäologischen Parks Quartier Didon