Überblick
Anliegen
Deutschland ist rund 10.000 km von Vietnam entfernt und dennoch viel enger mit diesem asiatischen Land verbunden als mit den meisten anderen. Immerhin leben in Deutschland rund 100.000 der rund 90 Millionen Vietnamesen. Und wenn die alljährlich rund 50.000 deutschen Touristen in Vietnam mit Leuten ins Gespräch kommen, dann gewinnen sie den Eindruck, dass fast jede Familie irgendeinen Angehörigen in Deutschland hat. In Berlin, Leipzig oder Erfurt gibt es große Markt- und Wirtschaftszentren von/für Vietnamesen, wo sie das Wichtigste zum Leben bekommen. Man ist also beiderseits voller Neugierde auf die Kultur, Tradition und Geschichte der anderen.
Doch der Zugang zur vietnamesischen Kultur ist schwierig. In der Archäologie führt er eigentlich nur über deren komplizierte Sprache in ein schwer durchdringliches Netzwerk von Fakten, Traditionen, Mythen, Behauptungen und Lehrmeinungen – das alles verbreitet auf alljährlich 2.000-3.000 Druckseiten meist kurzer Grabungsberichte. Die Wahrnehmung der vietnamesischen Archäologie im Ausland hinkt dem tatsächlichen Forschungsstand um Jahrzehnte hinterher. In den letzten zehn Jahren waren ca. zehn ausländische Teams auf verschiedenen Fundplätzen von der frühen Steinzeit bis zur Funan-Periode oder Óc-Eo-Kultur in Vietnam aktiv. Diese Arbeit lieferte kleine Einblicke in die frühe Kulturgeschichte Vietnams, aber keinen ausgewogenen Gesamtüberblick. Die Ausstellung zur Archäologie Vietnams in Deutschland lieferte etwas längst Fälliges: Eine erstmalige Präsentation der Entdeckungen der vietnamesischen Archäologen in den letzten 50 Jahren. Dabei wurden Funde ausgestellt, die noch niemals außerhalb Vietnams zu sehen waren.
Orte der Ausstellung
Die Ausstellung war vom 7. Oktober 2016 bis 26. Februar 2017 zunächst im LWL-Museum für Archäologie Herne zu sehen. Es folgten vom 31. März bis 20. August 2017 die Ausstellungen im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz und vom 16. September 2017 bis 7. Januar 2018 in den Reiss-Engelhorn-Museen / Museum Weltkulturen in Mannheim.
Die positive Resonanz der Ausstellung haben das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus in Vietnam und die deutsche Botschaft in Hanoi zu der Überlegung geführt, diese Ausstellung 2018 auch in Hanoi zu zeigen.
Katalog und Autoren
Zur Ausstellung ist ein 600seitiger Katalog beim Nünnerich-Asmus Verlag in deutscher Sprache erschienen, an dem eine internationale Autorenschaft mitwirkte. Hauptkapitel sind den einzelnen Zeitperioden gewidmet, darüber hinaus sind Querschnittsbeiträge beispielsweise zur Münz- oder Keramikentwicklung enthalten. Die Hälfte des Bandes beschreibt die rund 350 Ausstellungsobjekte von der Steinzeit bis in die Gegenwart.
Kooperation
Die Ausstellung „Schätze der Archäologie Vietnams“ entstand in deutsch-vietnamesischer Kooperation. Auf deutscher Seite wirkten zusammen das Deutsche Archäologische Institut (DAI), das LWL-Museum für Archäologie Herne, das Staatliches Museum für Archäologie Chemnitz und die Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim / Museum Weltkulturen.
Repräsentant auf vietnamesischer Seite war das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus der Sozialistischen Republik Vietnam. Institutionelle Partner waren die Abteilung für Kulturerbe (als Ansprechpartner für die Provinzmuseen), das Nationalmuseum für vietnamesische Geschichte in Hanoi, das Zentrum für die Erhaltung der alten Zitadelle von Hanoi, das Ha Noi Museum und das Institut für Archäologie Vietnams.
Leihgeber waren neben den bereits genannten Kooperationspartnern außerdem die Provinzmuseen Lâm Đồng, Bình Dương, Phú Thọ, Đồng Tháp und das Mỹ Sơn-Management Board.
Das Goethe-Institut in Hanoi war an den vorbereitenden Arbeiten maßgeblich beteiligt. Die organisatorischen Arbeiten vor Ort wurden von Frau Dr. Trần Thị Hòa Bình vom Goethe-Institut unterstützt.
3D-Modelle und virtuelle Touren basieren auf den photogrammetrischen Aufnahmen von Thomas P. Kersten, HafenCity Universität Hamburg.
Das Kulturerhalt-Programm des Auswärtigen Amtes und die deutsche Botschaft in Hanoi unterstützten finanziell die Restaurierungsarbeiten am Nationalschatz „Bootsgrab von Việt Khê“.
Schirmherren der Ausstellung waren der Bundesminister des Auswärtigen a.D. Dr. Frank-Walter Steinmeier und der Minister für Kultur, Sport und Tourismus a.D. Dr. Nguyễn Ngọc Thiện.
Veröffentlichungen
- Juli 2012: Informationsflyer zum Projekt in deutscher und vietnamesischer Sprache
- Januar 2015: Informations-Booklet zur Ausstellung in deutscher Sprache
- Januar 2015: Informations-Booklet zur Ausstellung in englischer Sprache
- Januar 2015: Informations-Booklet zur Ausstellung in vietnamesischer Sprache
- März 2015: Konferenzband „Perspectives on the Archaeology of Vietnam / Toàn cảnh khảo cổ học Việt Nam” in englischer und vietnamesischer Sprache
- September 2016: Andreas Reinecke (Hrsg.), Schätze der Archäologie Vietnams. Begleitband zur Sonderausstellung. Mainz
- September 2016: Themenheft „Antike Welt“ (2016, Heft 5)
- Februar 2017: Andreas Reinecke und Thanh Luyến, Báu vật Việt Nam trên đường du ngoạn - Vietnam's treasures in Europe. In: Heritage - Inflight Magazine Vietnam Airlines, February 2017, 28-35
- September 2017: Sonderheft „40000 Jahre Vietnam“ – Spektrum der Wissenschaft Spezial Archäologie – Geschichte – Kultur 3/2017.
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