Forschung
Friedrich Wilhelm Deichmann, das DAI Rom und die Christliche Archäologie
Der in Jena geborene Friedrich Wilhelm Deichmann (1909-1993) promovierte im Jahr 1934 in Halle an der Saale mit einer Arbeit zum Thema „Versuch einer Darstellung der Grundrisstypen des Kirchenbaues in frühchristlicher und byzantinischer Zeit im Morgenlande auf kunstgeographischer Grundlage“ und war ab 1937 als Referent für Christliche Archäologie in der römischen Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts tätig.
Während seiner Beschäftigung in Rom stach er nicht nur durch innovative Forschungsmethoden, sondern vor allem durch seinen Einsatz für das Institut in der Zeit des Nationalsozialismus heraus. Besonders deutlich zeigt sich dies an seinen erfolgreichen Bemühungen um die Rückkehr der zuvor nach Österreich abtransportierten Bibliothek, Fotothek und des Archivmaterials zurück nach Italien. Für sein Engagement wurde ihm 1974 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Deichmann prägte jedoch nicht nur die Geschichte des römischen Instituts, sondern auch die Disziplin der spätantiken und christlichen Archäologie maßgebend. Zum Zeitpunkt seines Beschäftigungsbeginns im Jahr 1937 hatte sich das Fach bereits von der Lehre und dem Studium der klassischen Antike abgesetzt, fand sich aber noch in einer Phase, in der wichtige Grundlagen für das Verständnis dieser Epoche und für das wissenschaftliche Arbeiten auf diesem Gebiet gelegt wurden. Als eine der großen Leistungen Deichmanns kann dabei die Etablierung einer "globalen" Perspektive auf die Spätantike genannt werden, die vor ihm sehr viel stärker auf Rom ausgerichtet war. So verfolgte er in seinen Forschungen einen sehr breiten Ansatz, der den gesamten Mittelmeerraum sowie angrenzenden Regionen umfasste und damit nicht nur die "Kerngebiete" der byzantinischen Architektur, Kunst und Kultur, sondern auch deren Erscheinungsformen in den Randgebieten miteinbezog. Obwohl er sich in erster Linie mit architektonischen Fragen beschäftigte, forschte und publizierte er auch zur spätantiken Kunst, zu Skulpturen im architektonischen Kontext, zum Phänomen der Spolienverwendung und allgemein zu Fragen der Kontinuität von der klassischen Antike zur Spätantike. Trotz dieses weit gefächerten Ansatzes, erforschte er archäologische Stätten bis ins Detail um ein tiefgründiges Verständnis der verschiedenen Orte zu entwickeln.
Für Deichmann standen Reisen zu Forschungsstätten im Mittelpunkt seiner Arbeit. Dabei dokumentierte er die von ihm besuchten Denkmäler anhand von Fotografien, Zeichnungen und Beschreibungen. Heute ist uns dieses wissenschaftlich wertvolle Material als sein Nachlass erhalten.
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