Stadtforschungen in Baalbek/Heliopolis

Blick nach Nordosten über die römische Therme zum Bacchustempel und dem Jupiterheiligtum. © DAI Orient-Abteilung // H. Wienholz

Ergebnisse

Durch die vorgestellten Arbeiten konnten viele neue Ergebnisse erzielt werden, die sowohl bisher unbekannte Aspekte der Stadtgeschichte aufdecken als auch in einem größeren Rahmen für die syrische Geschichte von Bedeutung sind. Zuerst ist die Bestätigung der langen Besiedlungsdauer seit dem Ende des 8. Jts. v. Chr. zu nennen. Die schon früh erkannte und immer wieder genutzte Attraktivität des Ortes aufgrund der geographischen Verhältnisse konnte durch die geologischen Untersuchungen begründet werden.

Auch wenn der größte Teil der antiken und wohl auch mittelalterlichen Stadt modern überbaut ist, gelang es doch, zumindest für die römische Kaiserzeit und für die ayyubidische und mamluckische Epoche ein grobes Stadtmodell zu entwerfen, welches die wichtigsten öffentlichen Bauwerke, soweit sie archäologisch zu fassen sind, und die wichtigsten Verkehrsachsen beinhaltet. Darauf basierend wurde ein detaillierter Stadtplan erstellt, in dessen digitaler Version sich die einzelnen Bauphasen darstellen lassen.

Das vermeintlich gut erforschte Jupiterheiligtum lieferte auch neue Erkenntnisse. Seine endgültige Gestalt war ein Ergebnis mehrerer Planänderungen, die nun genau nachvollzogen werden können. Die Chronologie seiner einzelnen Komponenten wurde neu bestimmt, eine Idee zur Gestalt vor dem Ausbau zu einem sakralen Bezirk wurde entwickelt und eine Hypothese zu den Gründen für die überragende Monumentalität aufgestellt.

Die Bauaufnahme der übrigen römischen Tempel und der großen öffentlichen Bauten führte zu einer überzeugenden Rekonstruktion ihrer ursprünglichen Gestaltung und Funktion, aber auch zur Feststellung von Reparaturen, Umbaumaßnahmen und späteren Umnutzung. Ein übergreifendes historisches Modell für die römische Kaiserzeit fügt alle Komponenten in eine zusammenhängende Stadtgeschichte ein.

Genausoviel Wert wie auf die klassische Antike wurde auch auf die Untersuchung der nachantiken Epochen gelegt. Die Bearbeitung des Areals Bustan Nassif und die Koppelung der archäologischen Erebnisse mit historischen Quellen ließen erkennen, inwieweit antike Strukturen weiter genutzt wurden und wo sich der kulturelle und religiöse Umbruch zwischen Heidentum und Christentum einerseits, nach der arabischen Eroberung und der Etablierung des Islam andererseits durch neue Aspekte ausdrückte.

Insgesamt wurde es möglich, einzelne Grundzüge einer Entwicklung nachzuvollziehen, innerhalb derer die Bewohner Baalbeks immer wieder die gegebenen natürlichen und artifiziellen Grundlagen für die Gestaltung ihrer Kleinstadt unter wechselnden kulturellen Vorgaben nutzten.