Torbulok - ein Heiligtum im hellenistischen "Fernen Osten"

Im Dorf Torbulok (Tadschikistan) wurde 2008 bei Bauarbeiten ein großes Kalksteinbecken entdeckt. Es lässt sich als Kultgefäß identifizieren, das – wie in griechischen Heiligtümern des Mittelmeerraumes – Wasser für symbolische Reinigungen bereit hielt. Daher wurde dort ein hellenistisches Heiligtum vermutet und 2013-2019 ausgegraben.

Das Kultgefäß wurde 2008 gefunden und gelangte 2011 ins Nationalmuseum der Antike nach Duschanbe (Hauptstadt Tadžikistans) © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström

DAI Standort  Eurasien-Abteilung

Projektart  Einzelprojekt

Laufzeit  01.08.2013 - 31.07.2019

Disziplinen  Klassische Archäologie, Vorderasiatische Archäologie, Prähistorische und historische Archäologie

Projektverantwortlicher  Dr. Gunvor Lindström

Adresse  Podbielskiallee 69-71 , 14195 Berlin

Email  Gunvor.Lindstroem@dainst.de

Laufzeit  2013 - 2019

Projektart  Einzelprojekt

Cluster/Forschungsplan  EA - Mittelasien

Fokus  Feldforschung

Disziplin  Klassische Archäologie, Vorderasiatische Archäologie, Prähistorische und historische Archäologie

Methoden  Ausgrabungen, Materialuntersuchungen, Keramikuntersuchungen, Geophysikalische Untersuchungen

Partner  Akademie der Wissenschaften Tadschikistans, Achmadi-Donish-Institut für Geschichte, Archäologie und Ethnographie, Humboldt-Universität, Geographisches Institut, Ludwig-Maximilians-Universität München, Department für Geo- und Umweltwissenschaften, Geophysik

Förderer  Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Schlagworte  Hellenistische Zeit, Kulte, Heiligtümer, Kultgefäße, Kultgeräte

Projekt-ID  2502

Permalink  https://www.dainst.org/projekt/-/project-display/56724

Überblick

Torbulok („vier Quellen“) ist der Name eines kleinen Dorfes im Südwesten Tadschikistans. Im Zuge von Bauarbeiten wurde dort 2008 ein Steingefäß entdeckt, das in die Sammlung des Nationalmuseums der Antike Tadschikistans in Duschanbe transportiert wurde. Das halbkugelförmige, aus Kalkstein gefertigte Becken findet der Form und der Größe nach unmittelbaren Parallelen in Gefäßen aus zwei bekannten Heiligtümern im hellenistischen Osten: dem Kultbezirk des sogenannten Nischentempels in Ai Khanoum (Nord-Afghanistan) und dem Oxos-Tempel (heute Tacht-i Sangin, in Süd-Tadschikistan). Es handelt sich hierbei um Perirrhanterien, also um Kultgefäße, die in griechischen Heiligtümern am Eingang oder am Altar der Heiligtümer standen. Ihre genaue Verwendung ist aus zahlreichen antiken Texten sowie durch Vasendarstellungen bekannt: Die Besucher des Heiligtums tauchten Laubzweige in das darin bereit gehaltene Wasser, besprengten sich damit und wurden so symbolisch gereinigt. Der Fund eines derartigen Gefäßes in Torbulok ließ also auf die Existenz eines Heiligtums hellenistischer Zeit schließen. Ein Glücksfall, denn so konnten wichtige Fragen über das Verhältnis zwischen einheimischen und hellenistischen Kultpraktiken, sowie deren Einflüsse auf spätere Zeiten erforscht werden.

Blick nach Süden über die nördliche Grabungsfläche © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström
Lage des Heiligtums (roter Punkt) unterhalb eines durch die Berge gebildeten „Naturtheaters“ © DAI Eurasien-Abteilung // Jan Krumnow
Miniaturaltäre auf einem Hof des Heiligtums © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström
Säulenbasis, die beim Bau der Dorfschule gefunden worden war © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström
Blick nach Nordwest über die südliche Grabungsfläche © DAI Eurasien-Abteilung // Jan Krumnow
Blick nach Westen auf die Dorfschule, hinter der sich das Grabungsgelände befindet © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström
Steinpyxiden wie dieses in Torbulok gefundene Exemplar werden häufig als Schmuckschatullen gedeutet © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström
Auf den Miniaturaltären konnten kleinere Opfergaben dargebracht werden © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström
Blick nach West über das 3 km schmale Ljangurt-Tal nach Torbulok © DAI Eurasien-Abteilung // Gunvor Lindström