Überblick
Torbulok („vier Quellen“) ist der Name eines kleinen Dorfes im Südwesten Tadschikistans. Im Zuge von Bauarbeiten wurde dort 2008 ein Steingefäß entdeckt, das in die Sammlung des Nationalmuseums der Antike Tadschikistans in Duschanbe transportiert wurde. Das halbkugelförmige, aus Kalkstein gefertigte Becken findet der Form und der Größe nach unmittelbaren Parallelen in Gefäßen aus zwei bekannten Heiligtümern im hellenistischen Osten: dem Kultbezirk des sogenannten Nischentempels in Ai Khanoum (Nord-Afghanistan) und dem Oxos-Tempel (heute Tacht-i Sangin, in Süd-Tadschikistan). Es handelt sich hierbei um Perirrhanterien, also um Kultgefäße, die in griechischen Heiligtümern am Eingang oder am Altar der Heiligtümer standen. Ihre genaue Verwendung ist aus zahlreichen antiken Texten sowie durch Vasendarstellungen bekannt: Die Besucher des Heiligtums tauchten Laubzweige in das darin bereit gehaltene Wasser, besprengten sich damit und wurden so symbolisch gereinigt. Der Fund eines derartigen Gefäßes in Torbulok ließ also auf die Existenz eines Heiligtums hellenistischer Zeit schließen. Ein Glücksfall, denn so konnten wichtige Fragen über das Verhältnis zwischen einheimischen und hellenistischen Kultpraktiken, sowie deren Einflüsse auf spätere Zeiten erforscht werden.
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