Die Wasserversorgung der Dörfer im Fayum in griechisch-römischer Zeit

Brunnen aus hellenistischer Zeit. © DAI Kairo // Peter Kopp

Ergebnisse

Die wesentlichen Ergebnisse der bisherigen Grabungen, die das Wasserversorgungssystem betreffen, wurden 2019 in dem Band The Fayoum Survey Project von C. Römer veröffentlicht. Eingehende Untersuchungen der Kanäle und Brunnen mit Plänen nahm P. Kopp 2020 vor, R. Hartmann hingegen erforschte im selben Jahr intensiv die Datierung der Wasserräder. Ein vorläufiger Bericht über das hellenistische Gymnasium in Philoteris gibt C. Römer (2020). Auch wenn dieser Fund nur ein „Nebenprodukt“ des Wasserversorgungsprojekts ist, hat er die Bedeutung der Arbeit in Philoteris und des Grabungsplatzes allgemein noch gehoben. Aus papyrologischen Texten ist bekannt, dass in der ptolemäischen Zeit nicht nur Alexandria und die Hauptstädte der Gaue Gymnasien besaßen, sondern auch die Dörfer, in denen Menschen mit griechischer Kultur siedelten. Philoteris war ja ein solches Dorf. Man kann sich vorstellen, dass einer der reich gewordenen Siedler, vielleicht ein hoher Offizier des ptolemäischen Heeres, der hier Äcker besaß, gegen Ende des 3. Jh. v. Chr. den Entschluss fasste, das Dorf „griechischer zu machen“, indem er die Einrichtung eines Gymnasiums stiftete. Neben dem Hauptgebäude, das zwischen zwei Nebenläufen des Hauptkanals lag, also sehr gut an Wasser angebunden war, wurde auch die Rennbahn für den Stadionlauf identifiziert. Reste einer Statue von Arsinoe II. zeigen, dass hier der Königskult lebendig war.

Einzelne Ergebnisse

Landeplatz:

Der nun sicher identifizierte westliche Landeplatz war durch eine Straße mit einem im Dorfgebiet nachweisbaren Getreidespeicher direkt verbunden. Dieser Befund wirft neues Licht auf die Verwendung der Kanäle als Transportstraßen.

Reservoirs:

Von den beiden Kanälen im Norden des Dorfs diente der nördliche dazu, den Wasserspiegel in den Reservoirs gleichmäßig zu halten, während der andere das Wasser zum nächsten Dorf Dionysias weitertransportierte und das Dorf Philoteris selbst versorgte. Dieser Kanal, der näher an dem Dorf vorbeifloss, war tiefer und breiter als der andere. An ihm lagen auch die beiden möglichen Landeplätze, sodass er wohl auch für den Transport von Personen und kleineren Gütern genutzt worden ist.

Brunnen:

Von besonderem Interesse sind zwei Brunnen, die mit den nördlichen Reservoirs durch einen unterirdischen Tunnel verbunden waren. Diese Brunnen waren auf einem kleinen Stück Land in der Nähe des Dorfs gebaut, vielleicht für einen Wein- oder Obstgarten. Solche Gärten lagen meistens in der Nähe der Dörfer und waren, wie aus Papyri bekannt, wohl oft im Besitz von Frauen (wegen ihrer Nähe zu den Dörfern?). Schon in der pharaonischen Zeit waren Brunnen typische Anlagen in Gärten wegen deren besonders komplizierten Bewässerungsbedürfnissen.

Wasserräder:

Drei vollständige Wasserräderstationen mit Brunnen und Trampelkreis für die Tiere wurden freigelegt und bis auf den Grund ausgegraben. Ziel war hier vor allem, die Keramik sicher datieren zu können und so eine Datierung von Wasserrädern für die ptolemäische Zeit zweifelsfrei nachzuweisen. Diese Frage ist von besonderem Interesse, weil nur mit Wasserrädern eine kontinuierliche Zufuhr von größeren Wassermengen gewährleistet werden konnte. Das pharaonische Ägypten kannte dieses Hilfsmittel noch nicht; ob die Ptolemäer es einführten, ist weiterhin ungeklärt.

Literatur

R. Hartmann, The Fayum Survey Project 1999-2006. The Ceramic Material from Watfa/Philoteris, in: D. M Bailey (Hrsg.), The Fayum Survey Project. The Themistou Meris, Vol. B. The Ceramological Survey (Leuven 2019) 325‒348.

R. Hartmann, Qawadis - a peculiar type of pottery from Philoteris/Watfa, in: C. Römer (Hrsg.), Acts of the 7th International Fayoum Symposium Cairo – Fayoum 29.10.–3.11.2019 (Wiesbaden 2020) 137–154.

P. Kopp, Canals, Wells and Basins. Excavations in Philoteris in 2012 and 2014, in: C. E. Römer, The Fayoum Survey Project. The Themistou Meris (Leuven 2019) 343–355.

P. Kopp, The Watermanagement of Philoteris/Watfa, in: Römer, C. (ed.), Acts of the 7th International Fayoum Symposium.,Cairo – Fayoum 29.10.–3.11.2019 (Wiesbaden 2020) 123–136.

C. Römer, Philoteris in the Themistou Meris. Report on the Archaeological Survey carried out as Part of the Fayum Survey Project, ZPE 147, 2004, 281–305.

C. Römer, C. 2013 ‘Why did the Villages in the Themistou Meris die in the 4th Century AD? New Ideas about an Old Problem’, in: C. Arlt/M. Stadler, Das Fayyûm in Hellenismus und Kaiserzeit. Fallstudien zu multikulturellem Leben in der Antike (Wiesbaden 2013) 169–179.

C. Römer, The River Nile in the Fayum. Strategies of Dominating and Using the Water Resources of the River in the Oasis’, in: H. Willems/J.-M. Dahms, The Nile. Natural and Cultural Landscape in Egypt (Bielefeld 2017) 171–191.

C. Römer, The Fayoum Survey Project. The Themistou Meris, Vol. A. The Archaeological and Papyrological Survey (Leuven 2019).

C. Römer, The Gymnasium of Philoteris. A Preliminary Report in: C.Römer (Hrsg.), Acts of the 7th International Fayoum Symposium, Cairo – Fayoum 29.10.–3.11.2019 (Wiesbaden 2020) 109 – 122.