Das Heiligtum des Iupiter Optimus Maximus Heliopolitanus in Baalbek/Heliopolis

Die erhaltenen 6 Säulen des römsichen Jupiter-Tempels über dem hohen Podium. © DAI, Orient-Abteilung // I. Wagner

Forschung

Die übergreifende Fragestellung zum Jupitertempel ist auf die Begründung seiner Erbauung in einer peripheren, eher unwichtigen Siedlung ausgerichtet. Dazu sind seine Gestaltung sowie der Prozeß seiner Errichtung genauer festzustellen und zu definieren.

Aufbauend auf einer schon vor dem 20. Jh. regen Forschung zum Jupitertempel wurde im Dissertationsvorhaben zur Bauornamentik ein Katalog von Bauteilen erarbeitet, die unsortiert und zumeist bisher undokumentiert im Gelände verstreut sind. Ihre Formgebung wurde untersucht und sowohl zueinander in Bezug gesetzt als auch im Bestand des Heiligtums verortet.  Eine Überprüfung der Datierung war mehr Grundlage als ein eigenes Forschungsziel, vielmehr galt das Interesse der Gestaltung im Hinblick auf die Variationsbreite der Ausführung, nachdem die bisherige Forschung mehr das Bild einer homogenen Gestaltung gezeichnet hatte. Die deutliche Variationsbreite führte zu der Frage nach den Möglichkeiten der ausführenden Handwerker.

Abschließende Fragestellung zur Bauornamentik war der semantische Gehalt der reichen Gestaltung. Unter der Prämisse, die Ornamentik nicht als losgelöste, von der Architektur unabhängige Ebene zu sehen, war die Untersuchung des Bauschmucksschließlich  Ausgangspunkt zur Untersuchung der Entwicklung der Heiligtumsarchitektur. Neben der Tempelarchitektur ist auch die Hofarchitektur reich verziert, die Besprechung der Gesamtornamentik soll dem Tempel zur Seite gestellt werden. Daneben sind vor allem Fragen der Raumgestaltung, der Arbeitsprozesse, der Nutzung der Räume, der Wege und Wechselwirkung mit den Benutzern sowie der Stellung innerhalb der Stadt zu stellen. Einzelne Aspekte werden in kleinere Projekte ausgelagert, die Wasserbecken bekommen eine eigene Untersuchung. 

Zuletzt ist die Untersuchung des Heiligtums ein Bestandteil zur Erforschung der Entwicklung der Stadt sowie ihrer Verortung im Rahmen der römischen Provinz Syria.

Grundlage der archäologischen Arbeit war eine möglichst umfassende Sichtung und weitgehende Aufnahme des Materials, was sowohl die noch stehende Architektur als auch die im Gelände verstreuten sowie in den Depots magazinierten Bauglieder betraf. Aus diesem Bestand mußt wiederum eine Auswahl getroffen werden, die einerseits die Grundtendenzen aufzeigen, anderseits aber auch den Spielraum individueller Abweichungen aufnehmen konnte. Die zumeist photographische Dolumentation wurde punktuell durch zeichnerische Aufnahmen ergänzt.

Beginnend mit den noch stehenden Teilen des Heiligtums konnte dann eine statistische Einschätzung des Aussagegehaltes der jeweiligen Objektgruppen erstellt werden. Die Vergleiche der Ornamente innerhalb der Syntax eines Komplexes, zum Beispiel der Akanthusblätter an den verschiedenen Stellen am Jupitertempel, und der Komponenten des Heiligtums untereinander und mit den anderen Großbauten in Baalbek zielten auf die Vorbildwirkung des Jupiterheiligtums bzw. suchen nach Brüchen, die neue Planungskonzepte für die Baumaßnahmen sichtbar werden lassen.

Eine Synthese der einzelnen Ergebnisse wurde durch die stetige Kopplung der architektonischen und archäologischen Untersuchungen erzielt.

Eine der wichtigsten Arbeitsmethoden ist der Vergleich. Im Falle der Ornamentik des Jupitertempels wurde mehr Wert auf die Verortung innerhalb der aus der Stadt bekannten Formgebung gelegt, als daß eine willkürliche Ansammlung von vergleichbaren Baugliedern im großen Raum vorgenommen wurde. Um aber ein Beziehungsnetz zu knüpfen, wurde der Tempel systematisch mit zwei Bauten verglichen: dem Mars-Ultor-Tempel in Rom und dem Bel-Tempel in Palmyra. 

Der wichtigste Vergleich zum Verständnis des Jupitertempels ist der neben ihm stehende sogenannte Bacchustempel. Dessen bis heute hervorragende Erhaltung ist die Grundlage für die Zuweisung, aber auch das Verständnis der Elemente des größeren, aber viel stärker zerstörten Baus. Vor allem die Gegenüberstellung der Friese sowie der Türrahmen, die am Bacchustempel offensichtlich als Zitate seines Nachbarn geführt waren dienten der Rekonstruktion sowie der Interpretation.

Säulen und Gebälk der Südhalle des Jupitertempels © DAI + Orient // Holger Wienholz
Altarhof des Jupiterheiigtums, Blick nach Osten. © DAI + Orient // Holger Wienholz
Frontalansicht des Jupitertempels von Baalbek © DAI + Orient // Holger Wienholz