Forschung
Forschungsgeschichte
Die erste systematische Grabung unternahm C. F. v. Fredenheim in den Jahren 1788/89. Bei dieser wurden der Marmorboden sowie Fragmente von verstürztem Gewölbe mit Stuckkassetten freigelegt. Von der Ausgrabung existiert keine Dokumentation, lediglich ein Bericht der Arbeiten wurde von C. v. Bildt verfasst (C. v. Bildt, Die Ausgrabungen C. F. von Fredenheims auf dem Forum Romanum, RM 16, 1901, 3-20). Einen Überblick über weitere kleine Grabungen und Funde in der Basilica Iulia gibt R. Lanciani (R. Lanciani, Ruins and Excavations of Ancient Rome [London 1897] 275-278). Zwischen 1960 und 1964 führten G. Carettoni und L. Fabbrini Sondagen unter dem Fußboden des Mittelschiffs durch, in denen das Gehniveau der Basilica Sempronia, die darunter liegenden Substruktionen und auf noch tieferem Niveau (Schicht 11) die Fundamente eines Bauwerks aus frührepublikanischer Zeit zutage kamen (G. Carettoni – L. Fabbrini, Esplorazione sotto la Basilica Giulia al Foro Romano, Atti della Accademia Nazionale dei Lincei, 16, 1961, 53-60).
Zusammenfassungen und einzelne Befunde des Bauwerks wurden in zahlreichen Aufsätzen veröffentlicht, eine umfassende Bestandsaufnahme der Bausubstanzen in situ und anderer archäologischer Zeugnisse existiert nicht. Im Jahr 1985 erstellten die Archäologinnen Maria de Felice und Miriam Taviani einen steingerechten Grundrissplan der Basilica Iulia, der bis heute nicht veröffentlicht ist. Letztere Autorin verfasste im Rahmen einer Tesi di Laurea eine Arbeit über die zum Forumsplatz gewandte Porticus des Gebäudes sowie zwei weitere Beiträge über die Kapitelle und den Bogen an der Südostecke der Basilica Iulia.
Im Oktober 2008 wurde im Auftrag des Deutschen Archäologischen Instituts der Abteilung Rom die Basilica Iulia von Mitarbeitern des Instituts für Geodäsie der Technischen Universität München mit einem Laserscanner vollständig aufgenommen. Mit Hilfe dieser Pläne wurden neue Grund- und Aufrisse mit Schnitten erstellt. Die Arbeiten vor Ort sind abgeschlossen. Derzeit befindet sich der Text für die Endpublikation in Bearbeitung und wird voraussichtlich im Frühjahr 2015 zur Begutachtung vorgelegt. Für die digitale Dokumentation im online-Katalog (arachne) existiert ein vorläufiger Steinkatalog, wobei das Bildmaterial derzeit publikationsgerecht aufgearbeitet wird.
Forschungsziele
Die aus den Untersuchungen abgeleiteten Ergebnisse über die Basilica Aemilia werfen die Frage nach der Rolle der Basilica Iulia auf dem Forum Romanum in Rom auf. Da für letzteres Gebäude bauhistorische Untersuchungen weitgehend fehlten, stellte sich zunächst die Aufgabe, die vorhandenen Bausubstanzen in situ zu dokumentieren und auszuwerten mit dem Ziel, Bauphasen und Rekonstruktionen der Basilika Iulia zu erarbeiten. Auf der Basis der neu gewonnenen Ergebnisse galt es, in einem zweiten Schritt die Nutzung und funktionale Verknüpfung des Bauwerks mit den angrenzenden Bauten auf dem Forumsplatz, insbesondere mit der Basilica Aemilia, zu klären. Dabei geht es schließlich um die Beantwortung der Frage, in welcher Weise die politischen, wirtschaftlichen und juristischen Institutionen im Bereich des zentralen Forumsplatzes in der Republik und der Kaiserzeit definiert und genutzt wurden. Die Bedeutung und der vielfältige Aufgabenbereich dieser Bauwerke führten schließlich zu der Frage nach der Genese der Basiliken in Rom, wobei sich das Augenmerk auf die ältesten archäologischen Zeugnisse zu den Basiliken auf dem Forum und deren Entstehungsprozess zu
einer verbindlichen Leitform richtete.
Ansätze und Methoden
Bei der Aufnahme vor Ort wurden alle Bauglieder nicht nur auf ihre Maßangaben, sondern auch auf ihre technischen Befunde wie die Klammerspuren, die Dübel- und Hebelöcher und die auf Anschluss gearbeiteten Flächen untersucht. Dabei fanden sich auch zahlreiche Spuren von Wiederverwendung an den Blöcken, die auf deren Zweit- oder Mehrverwendung verweisen und damit verbunden aussagekräftig für die Bauphasen sind. Die digitalisierten Zeichnungen wurden mit entsprechenden Computerprogrammen bearbeitet, um das Verfahren der Anastylose und damit verbunden die Gewinnung der Rekonstruktion zu beschleunigen.
Die Auswertung aller Bearbeitungsspuren und die Aufteilung der Bauglieder in Gruppen erfolgten nach dem Verfahren, das sich für die Rekonstruktion der Basilica Aemilia bewährt hat. Als Kriterien für die Zuweisung in Gruppen bieten sich Gemeinsamkeiten in den Maßen, den Steinsorten und der Dekoration an. Aus diesen Übereinstimmungen lassen sich Aussagen ableiten, welche der Architekturelemente aus einem gemeinsamen baulichen Kontext stammen und wie diese auf verschiedene architektonische Ordnungen bzw. Dekorationssysteme zu verteilen sind. Von vielen Fragmenten konnten die originale Größe und auch das Bauglied rekonstruiert werden, zu dem sie ursprünglich gehörten.
Die wichtigsten Kriterien für die Chronologie und die Bauphasen des Bauwerks liefern auf archäologischer Basis der stilistische und ikonografische Befund der Architekturdekoration, sowie die dekorative und bildliche Ausstattung (Stuckdekor, plastische Bildwerke). In Ergänzung dazu sind die Nachrichten antiker Autoren und die epigraphischen Zeugnisse zur Basilica Iulia für die Datierung auszuwerten.
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