BIOARCAUCASUS: Mobilität, Migration und demografischer Wandel in der Bronzezeit im Nordkaukasus

Vieherden grasen im Hocgebirge des Kaukasus © DAI Eurasien-Abteilung // Sabine Reinhold

Ergebnisse

Die Untersuchungen zur Ernährung, aufbauend auf der Stickstoff und der Kohlenstoffisotopie (δ15N, δ13C), lassen die große Bedeutung von tierischer Nahrung für die Ernährung der bronzezeitlichen Bevölkerung erkennen. Ab dem späten 4. Jahrtausend v. Chr. trennen sich sie Subsistenzräume der Bevölkerungen im Vorgebirge und der Steppe. Im Isotopenspektrum werden die Naturräume an Basis der Nahrungsketten bestimmend. Diese Trennlinien existierten über die Epochen und über die Kulturen hinweg.

Im Rahmen der Studie wurden die ältesten Holzwagen und deren Fahrer untersucht. Der Wagenfahrer aus Grab 18 in Sharakhalsun 6, Kurgan 2, beispielsweise wies zahlreiche Traumata aus, die durchaus mit dem Training von Zugtieren und dem beginn deren Nutzung in Verbindung zu bringen sind.

Insgesamt sprechen die Ergebnisse der menschlichen Individuen allerdings eher für eine eingeschränkte und eher kleinräumige Mobilität. Regelmäßige und bereits im Kindesalter erfolgende Änderungen des Lebensraums oder Mobilitätsradien, die verschiedene Regionen innerhalb des Arbeitsgebiets übergreifen, hätten deutlichere Differenzen zwischen den Isotopenverhältnissen der einzelnen Individuen und einheitlichere Datenspektren zwischen den Fundstellen erbracht. Zu beobachten sind im Gegenteil deutliche regionale Gruppierungen, die aber auch einzelne, nicht-lokale Individuen ausweisen.

Die Analysen erschlossen also keine grundsätzlichen Veränderungen im Anteil ortsfremder Personen im Laufe der Bronzezeit. Nach den vorliegenden Untersuchungen der Strontiumisotopen war die Bedeutung von großräumiger Mobilität für die bronzezeitlichen Gesellschaften des Kaukasusraums eher gering und kleinregional organisiert. Dieser Befund stellt die Migrationsszenarien aus den paläogenetischen Studien und überregional fassbaren kulturellen Ähnlichkeiten massiv in Frage. Es müssen andere Modelle entworfen werden, die auf Interaktion und dem Austausch einzelner Personen beruhen.