Überblick
Migration ist in Europa ein Thema hoher Aktualität. Zur Einordnung und Bearbeitung des Phänomens, seines Umfangs, der dazu eingenommenen Haltungen etc. ist eine historisch solide Aufklärung eine wichtige Voraussetzung. Migrationsnarrative waren in der Vergangenheit und sind es teilweise bis heute für die Konstruktion nationaler Identitäten von großer Bedeutung. Seit dem 19. Jh. gilt etwa die Ausbreitung der Indoeuropäer, bei der im 3. Jt. v. Chr. Nomaden aus den eurasischen Steppen westwärts gewandert sein sollen, als ein europäischer Gründungsmythos. Die Erforschung prähistorischer Migrationen dieser Epoche hat jüngst durch Studien zur alten DNA und zur Paläolinguistik neue Aktualität erlangt, obwohl die zugehörigen archäologischen Quellen in ihrer Interpretation umstritten sind.
Das Projekt wurde im Rahmen der ERA.Net RUS Plus Initiative im 7. Rahmenplan für Forschung und Technologie (FP7) der Europäischen Union als ein trilaterales Forschungsprojekt durchgeführt. Ein Ziel dieses Programmes war, die Vernetzung europäischer und russischer Forschung zu stärken. Durch einen gemeinsamen, interdisziplinären Forschungsansatzes konnte nicht nur der internationale Dialog gestärkt, sondern auch für beide Seiten neue Perspektiven auf etablierte Forschungsparadigmen erarbeitet werden.
Ein Aspekt des Förderprogramms für die Sozial- und Geisteswissenschaften thematisiert die Probleme von demographischem Wandel, Migration und der Rolle von Migranten. Das geplante Projekt sucht Antworten auf diese Fragen in der Vergangenheit mit einem für die Archäologie neuen Methodenapparat der bioarchäologischen Forschung. Gleichzeitig müssen existierende Migrationsnarrative in der Prähistorie kritisch hinterfragt und die Tragweite dieser Paradigmen für die Rolle heutiger Migranten in Europa thematisiert werden.
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