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Das Beispiel "Steinstiftgebäude"
Als Beispiel kann das "Steinstiftgebäude" dienen. Es stammt aus der traditionell „Uruk Archaisch V“ genannten Bauschicht des Eanna-Gebiets im Zentrum von Uruk (präzise aus der Bauschicht 7 im Untersuchungsareal 6, Datierung um 3500 v. Chr.). Seinen Namen erhielt es wegen seines noch recht gut erhaltenen Baudekors mit aus Steinstiften hergestellten Wandmosaiken. Die archäologischen Befunde dieses Gebäudes, insbesondere die Baumaterialien, sind ungewöhnlich und die Funktion des Bauwerks noch unklar.
Das Aussehen und die Bautechnik des Gebäudes lässt sich aber vergleichsweise gut rekonstruieren. Auf Basis älterer zeichnerischer Rekonstruktionen und der letzten detaillierten wissenschaftlichen Analyse durch Ricardo Eichmann wurde eine 3D-Animation zur Bautechnik erstellt:
In eine Baugrube wurden über Streifen aus quer verlegten gebrannten Ziegeln Schilfmatten gelegt und eine 1,9 m hohe Terrasse aus gestampftem Lehm eingebracht, die mit einer Asphaltschicht überzogen wurde und von einer Ziegelbegrenzung umgeben war. Das Gebäudefundament wurde aus Kalksteinplatten hergestellt. Ein L-förmiger Raum wurde mit besonders harten, grauweißen alabasterartigen Steinen verblendet, die in Asphalt verlegt und mit einem Boden aus Steinplatten versehen sind.
Nur in diesem Raum waren die Fundamentwände und der Boden mit einem gipsartigen Mörtel verputzt. Für andere Räume wurden im Fundament Mauerblöcke aus gebrannten Ziegeln eingebracht. Außerhalb des Fundaments wurde die Baugrube mit Stampflehm, Steinsplittern und Asphalt verfüllt, auch innerhalb des Gebäudes wurden die Räume auf diese Weise bis zur Höhe des oberirdisch sichtbaren Niveaus verfüllt.
Für das aufgehende Mauerwerk wurde neben den schon für das Fundament verwendeten Materialien außerdem ein Kunstgestein aus gelöschtem Kalk und Keramikgrus-Beimengungen eingesetzt. Er wurde in zähflüssigem Zustand verarbeitet und in Schichten aufgetragen. Keramikplatten, die in regelmäßigen Abständen zwischen den Kunststeinschichten verlegt sind, dienten zur Befestigung der aus verschiedenfarbigen Steinen bestehenden Mosaikschalen.
Die Rekonstruktion des Daches erfolgt in Anlehnung an die traditionelle Architektur des Vorderen Orients und analog zu Ausgrabungsbefunden aus jüngeren Kontexten.
Aus der bekannten Lage der Türen, der Umfassungsmauern sowie einer Feuerstelle, Pfostenlöchern und Rinnen kann bis zu einem gewissen Grade die Innenausstattung und die Erschließung über den Hof rekonstruiert werden.
Die Rekonstruktionen sind über die Homepage des Kooperationspartners artefacts-berlin.de zu finden.
https://www.artefacts-berlin.de/categories/3d-reconstruction/
In Informationsfilmen sind die Rekonstruktionen auch im virtuellen Rundgang durch die Ausstellung "Uruk. 5000 Jahre Megacity" einsehbar.
https://storage.smb.museum/Virtueller_Rundgang/Uruk_5000/
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