Visualisierung der antiken Stadt Uruk (Irak)

3D-Rekonstruktion der von König Urnamma errichteten Zikkurrat für die Liebes- und Kriegsgöttin Inanna/Ischtar, Uruk, III. Dynastie von Ur, um 2110 v. Chr. © DAI, Orient-Abteilung // Artefacts/DAI

Forschung

Rekonstruktionszeichnungen sind seit langem wichtiger Bestandteil der Bauforschung in Uruk. Sie vermitteln Vorstellungen vom Aussehen und von Details von Bauwerken, die im Laufe von 4000 Jahren errichtet und je nach Periode nach ganz unterschiedlichen Plänen und mit unterschiedlichem technischen Knowhow gestaltet wurden.

Durch die Einbeziehung der dritten Dimension werden aber nicht nur beeindruckende Gebäude oder ein Eindruck der gesamten Stadt visuell präsentiert, sondern auch Baudetails wissenschaftlich auf Operabilität diskutiert und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Beispiel zu der Wechselbeziehung von Gebäuden zueinander, der Verortung von Gebäuden im Stadtbild und dem Arbeitsaufwand und –verwaltung gewonnen.

Nicht nur der reine Arbeitsaufwand, sondern auch die ideologischen Aspekte monumentaler Architektur in der Antike können mittels Visualisierung verdeutlicht werden. Das seit 2007 durchgeführte Projekt „Visualisierung der antiken Stadt Uruk“ wurde von der Orient-Abteilung initiiert und später im Rahmen des Exzellenzclusters TOPOI der Freien Universität Berlin fortgesetzt. Seit 2018 wird ein aktuelles dreidimensionales Luftbild genutzt, um auch die Topographie der Stadt einzubeziehen und archäologische Befunde rekonstruiert zu präsentieren.

Einige der Rekonstruktionen wurden in der Ausstellung „Uruk – 5000 Jahre Megacity“ vorgestellt, die vom 25. April bis 8. September 2013 im Vorderasiatischen Museum – Staatliche Museen zu Berlin und vom 3. November 2013 bis 21. April 2014 im Westfälischen Landesmuseum für Archäologie in Herne gezeigt wurde.

In Uruk selbst werden die wissenschaftlichen und visuellen Ergebnisse des Projekts zur Information der Besucher eingesetzt. Dort sind, wegen ihrer Bautechnik aus Lehmziegeln, nur wenige Gebäude geeignet, auf Dauer im Original präsentiert zu werden. Noch existieren zu wenig überzeugende Erfahrungen zu langfristigen Erhaltungsmöglichkeiten von Lehmziegelarchitektur in archäologischen Stätten. Viele Bauten sind vielmehr zu ihrem Schutz wieder begraben worden. Ihre teils spektakuläre Architektur wird über die Visualisierung vorgestellt werden können.

Wie arbeiten wir?

In vielen wissenschaftlichen Untersuchungen und zuletzt im Projekt zur wissenschaftlichen Endpublikation der Ausgrabungsergebnisse in Uruk-Warka wurde die Architektur von Uruk im Detail beschrieben und in Plänen und Photographien vorgelegt. Das Visualisierungs­projekt baut hierauf auf:

Die wissenschaftlichen Pläne und sämtliche Detailinformationen aus den Ausgrabungs­befunden, aber auch international seit langem diskutierte Informationen zur Konstruktion nicht erhaltener Gebäudeteile wie der Raumhöhe, des Daches und anderer wesentlicher Gebäudebereiche wurden einbezogen, um den aktuellen Stand des Wissens über diese frühe Architektur darzustellen.

Anhand von Massenmodellen konnten verschiedene Möglichkeiten der Rekonstruktion durchgespielt und auf technische, funktionale und visuelle Wahrscheinlichkeit überprüft werden. Mithilfe moderner Computertechnologie werden in Infografiken Varianten zur Oberflächengestaltung der Bauwerke und kurze 3 D-Animationen erarbeitet, die die Stadtstruktur im Zusammenspiel mit der Architektur, die räumlichen Charakteristika von Gebäudeensembles, die Raumwirkung einzelner Gebäude oder auch bautechnische Details zeigen.