Raum & Zeit
Historische Landnutzung
Das Samalghantal ist heute von intensiver Agrarwirtschaft geprägt, aufgrund seines Wasserreichtums und den fruchtbaren Lehmböden, und kann als moderne „Kornkammer“ der Region gelten. Ab den 1970er-Jahren siedelten sich Ziegeleien an, durch die auch das antike Siedlungsgebiet von Tappe Rivi schwere Schädigungen erlitt. Die für die Ziegelproduktion durchgeführten Erdentnahmen ließen mindestens einen Siedlungshügel komplett verschwinden, das gesamte zentrale Gebiet zwischen unseren ergrabenen Lehmkomplexen ist verloren; auch die kleine sassanidische Festung „Rivi B“ im Norden blieb nicht verschont. Agrarreformen in den 1980er Jahren hatten außerdem großflächige Einebnungen, Bodenverschub und die Übermodellierung alter Siedlungshorizonte zur Folge. Umso bemerkenswerter ist es, dass die Topographie von Rivi noch heute von Erhebungen und Senken geprägt ist, die möglicherweise weitere Siedlungs-Akkumulationen neben den vier identifizierten Siedlungshügeln und alte Wasserläufe nachzeichnen. Unsere Oberflächenbegehungen und Grabungen zeigen aber auch, dass manche Areale offenbar nicht oder nur spärlich besiedelt waren. Die eisenzeitliche Besiedlung von Rivi scheint sich zunächst auf die höher gelegenen Areale zu fokussieren, während Senken und flache Gebiete womöglich regelmäßig als Wasserabläufe dienten oder zum Teil regelmäßig überflutet wurden. Alte Luftaufnahmen aus den 1960ern zeigen in der Tat das Siedlungsgebiet prägende und noch in die 1950er Jahre hinein aktive Flussmäander. Auch heute noch orientieren sich Ackerbau sowie Straßensysteme und Kanalbauten entlang dieser Alten Wasserläufe, die insbesondere im Frühjahr im antiken Siedlungsgebiet wegen hoher Gras- und Pflanzenbewuchs gut sichtbar sind. Im Süden sind die alten Zuläufe des Samalghan zugeschüttet, und die daran grenzenden Ackerflächen terrassiert, um sie gegen Wasserhochstände zu schützen. Die genaue Lokalisierung von Rivi im eher tiefen gelegenen östlichen Bereich des Samalghantals lässt auf ein natürliches Becken schließen, in das Wasser auch aus den umliegenden Bergen abfließt. Interessanterweise ist mindestens ein achämenidenzeitlicher Lehmbau auf einem (in den Luftbildern deutlich sichtbaren) Zusammenlauf mehrerer Mäander errichtet; was bedeutet, dass zumindest diese Wasseransammlung kontrolliert gewesen sein muss – wenn nicht erst zu späterer Zeit entstanden.
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