Kulturerhalt
Die Boğazköy-Grabung verfolgt seit den 1960er Jahren ein intensives Programm der Restaurierung und Konservierung. Dabei kommt das von Peter Neve entwickelte Hattuscha-System zum Einsatz, das die in den Ausgrabungen lose geborgenen Versturzsteine und den Erdaushub nutzt. Die ausgegrabenen Areale werden teilweise verfüllt und die Bruchsteinmauern in der gleichen Technik so weit erhöht, dass die Grundrisse an der Oberfläche sichtbar sind. Auf diese Weise werden Schutthalden in der Ruine vermieden, die architektonischen Befunde konserviert und gleichzeitig für die Besucher eingebettet in die natürliche Umwelt erlebbar gemacht. Die jährlichen Arbeiten erhalten bereits über Generationen traditionelles Wissen der Steinbearbeitung.
Parallel wurden die in der Stadtruine gefundenen monumentalen hethitischen Kunstdenkmäler entweder soweit ergänzt (Löwenbecken, Löwentor), dass sie in ihrem ursprünglichen Zusammenhang verständlich sind, oder in den Fällen, in denen sie in Museen verbracht wurden (Sphingentor, Königstor), durch original getreue Kopien an ihrem ursprünglichen Platz visualisiert.
Um dem Besucher eine Vorstellung von der Monumentalität hethitischer Architektur zu geben, rekonstruiert J. Seeher einen 68 m langen Abschnitt der hethitischen Stadtmauer originalgetreu mit luftgetrockneten Lehmziegeln. Dieser vermittelt nicht nur einen Einblick in die Bauprozesse und die Schwierigkeiten der Erhaltung eines solchen Bauwerks unter den gegebenen klimatischen Bedingungen, sondern das Mauerstück hat sich auch zu einem neuen Wahrzeichen der Region entwickelt, was sich in zahlreichen Adaptionen niederschlägt.
Einen wichtigen Beitrag zum Kulturerhalt leistet die digitale Dokumentation zentraler Denkmäler, die in Kooperation mit Kollegen der Universität Frederico II in Neapel durchgeführt werden. Die 3D-Scans ermöglichen neben neuen Forschungsansätzen eine objektive Sicherung, neue Formen der musealen Präsentation und bilden die Grundlage für ein langfristiges Monitoring.
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