Forschung
Ziel der archäologischen und baugeschichtlichen Forschungen im Stadtgebiet von Gadara ist es, den kontinuierlichen Wandlungsprozess der Stadtstruktur von der hellenistischen Kuppen- zur römisch-spätantiken Straßensiedlung nachzuzeichnen. Dieser Wandlungsprozess wird eingebettet in die spezifischen kulturhistorischen Rahmenbedingungen vom 2. Jh. v. Chr. bis in das 7. Jh. n. Chr
Die aktuellen Forschungen im Umland dienen der Klärung der Besiedlungs- und Nutzungsgeschichte des Umlandes von der hellenistischen bis zur islamischen Zeit, einschließlich der Beziehungen zwischen Stadt und Umland
Ausgehend von der Untersuchung von Einzelmonumenten sind die Arbeitsvorhaben in Gadara der Erforschung der Stadtgeschichte insgesamt und in den letzten Jahren vor allem ihrer hellenistischen Frühzeit gewidmet
Im Zentrum der Aktivitäten der Orient-Abteilung steht dabei die bau- und kulturhistorische sowie städtebaulich-kontextuelle Analyse eines baulichen Ensembles des sog. Theater-Tempel-Areals am östlichen Stadteingang Gadaras im Vergleich mit der Stadtentwicklung im Westen sowie der Analyse des sog. Trikonchos-Areals im Südwesten der hellenistischen Kuppensiedlung. Die wasserwirtschaftlichen Untersuchungen im Stadtgebiet dienen der Klärung der Wasserver- und der Wasserentsorgung der hellenistischen Kuppensiedlung sowie der kaiserzeitlichen Stadt und ihrer Monumente einschließlich der gewählten technischen Innovationen zu ihrer Umsetzung.
Ulrich J. Seetzen deutete 1806 die antiken Ruinen erstmalig als die der Dekapolisstadt Gadara. Gottlieb Schumacher lieferte 1886 die erste detaillierte Beschreibung von Gadara und eine topographische Karte, die den antiken Siedlungshügel noch vor der Überbauung um 1900 wiedergibt.
In den 1970er Jahren leiteten umfassende Geländebegehungen und Grabungen unter der Leitung von Ute Wagner-Lux vom Deutschen Evangelischen Institut in Amman (DEI) die Forschungsaktivitäten an prominenten Monumenten der Stadt Gadara ein. Seit 1987 führt das Deutsche Archäologische Institut jährlich Ausgrabungen in Gadara durch. Diese erstreckten sich anfangs auf das Bogenmonument extra muros, das Hippodrom, das früh- und spätkaiserzeitliche Westtor, das Trikonchos-Areal, die hellenistische und frühkaiserzeitliche Stadtmauer sowie den späthellenistischen Podientempel I (Leitung Adolf Hoffmann bis 2001).
Seit 2002 werden die Arbeiten zur Siedlungsstruktur als ein Gemeinschaftsprojekt mit den Staatlichen Museen zu Berlin fortgesetzt. Ein archäologischer Survey im Umland von Gadara ergänzt die Forschungen.
Weitere Forschungsschwerpunkte lagen in folgenden Bereichen: Kolonnadenstraße, Zentralkirche mit Atrium auf der Nordwestterrasse (Ute Wagner-Lux – Karel J.H. Vriezen seit 1976, in den 1990er Jahren mit Robert L. Guineé – Nicole F. Mulder); spätantike große Thermenanlage (Inge Nielsen – Svend Holm-Nielsen, 1978–83); Tiberiastor, Hypogäum und frühchristlicher Kirchenkomplex (Thomas Weber, 1986–2000); Podienmonument (Peter C. Bol, 1988–89); Siedlungsgrabung am Westhang der Oberstadt, hellenistisch-römisches Tunnelsystem zur Wasserversorgung Gadaras (Susanne Kerner, 1989–1996); Grabungen im westlichen Stadtgebiet, u. a. Thermenanlage und Oktogonalbau (jordanisches Department of Antiquities, seit 2000).
Der Vorgeschichte im Großraum Gadara gelten die Untersuchungen auf dem Gadarener Hochplateau durch Nadine Riedl (1998, 2000) sowie auf dem Tall Zirā’a im Wādī l-`Arab durch Dieter Vieweger (ab 2001) und Jutta Häser (ab 2004). Desweiteren wird seit 2010 das Hinterland von Gadara/Umm Qays ("Gadara extra muros") in einem Umlandsurvey durch Claudia Bührig erforscht.
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