Raum & Zeit
Afghanistan ist berühmt-berüchtigt für seine imposante Gebirgswelt. So gelten die Lapislazuli-Minen in Badakhshan bis heute noch als schwer erreichbar, ebenso die jüngst entdeckten Smaragdvorkommen in derselben Region. Es verwundert daher nicht, dass noch heute mineralische Vorkommen (wieder-) entdeckt werden bzw. die archäologische Karte Afghanistans in den Gebirgszonen kaum Fundpunkte zeigt. Surveys und archäologische Unternehmungen in der ersten Hälfte des 20 Jh. konzentrierten sich auf die Oasenregionen und Flussläufe. Bergbaureviere gelten daher als archäologisch unerforscht, Spuren von Metallverarbeitung innerhalb früher Siedlungen wurden bislang nur erwähnt. Eine beachtliche Ausnahme sind die in Mes Aynak entdeckten buddhistischen Klosterkomplexe mit ausgedehnter Siedlung innerhalb eines Kupferreviers und von bedeutendem kulturhistorischen Wert, vergleichbar mit anderen Anlagen wie in Bamyan oder Hadda, deren Schicksal jedoch mit dem Beginn des modernen Bergbaus besiegelt ist.
Die Bodenschätze Afghanistans sind nicht nur für die moderne Wirtschaft interessant: Antike Gelehrte und europäische Reisende (Marco Polo) beschreiben die beschwerlichen Wege zu den Lapislazuliminen in Badakhshan und über die reichen Silberminen bei Herat in W-Afghanistan und des Panjshirtals in der gleichnamigen Provinz in NO-Afghanistan. In dieser Gegend wird auch die Stadt Alexandria ad Caucasum, gegründet von Alexander dem Großen, vermutet. Es ist natürlich auch anzunehmen, dass die verschiedenen graeco-baktrischen Herrscher vom Reichtum der Region profitierten. Seit der Kuschan-Zeit wird nachweislich zentralasiatisches Silber vor allem für die frühislamisch-arabische Münzproduktion intensiv genutzt. Die meisten Hinweise auf das Panjshir-Silber stammen von islamischen Münzen des 10 Jahrhunderts: um 905 n. Chr. erscheinen die ersten samanidischen Dirhams mit Nennung der Bergwerke. Auch ein Silberberg bei Herat wird genannt. Der arabische Geograph Abu Muhammad al-Idrisi (1099-1161) berichtet nicht nur über die Qualität des abgebauten Metalls, sondern auch über die hervorragende Kenntnis und Fertigkeit der Minenarbeiter.
„Es ist unmöglich ein Besseres und qualitätsvolleres Metall zu erhalten als das aus den Minen von Benjehir. Diejenigen, die in diesen Minen arbeiten, zeigen eine enorme Ausdauer und Spezialisierung beim Ausbringen und Schmelzen des Metalls, in der Extrahierung des Metalls aus alten Schlacken und darüber hinaus in alldem, was sie tun.“ (Abu Mohammad al-Idrisi, Nuzhat al-mushtaq fi ikhtitaq al-afaq, Hrsg. u. Übers. von P. Amédée Jaubert: Le Géographie d’èdrisi, Paris vol I-II, 1836-1840).
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