Überblick
Seit Sommer 2013 hat die EA des DAI ein Projekt zum Frühen Bergbau und Ressourcennutzung in Afghanistan begonnen. Das Land ist bekannt für seine reichhaltigen Bodenschätze, neben Metallen wie Kupfer, Zinn, Gold und Silber auch viele Schmucksteine, wie Rubin, Smaragd und Lapislazuli. Die mineralischen Vorkommen waren ebenso in der prähistorischen Zeit begehrt und genutzt; und fanden tlw. eine weite Verbreitung: Lapislazuli aus Afghanistan ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. im fernen Ägypten und in der nördlichen Kaukasusregion. Das nahezu zeitgleiche Aufkommen von Zinnbronzen, zusammen mit Gold und Lapislazuli im 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien lassen vermuten, dass alle drei Materialien ähnliche Wege genommen und aus demselben Ursprungsgebiet, nämlich Afghanistan, stammen könnten. Vor allem sind die Vorkommen von Kupfer und Zinn in Afghanistan von Interesse, da diese nur äußerst selten zusammen auftreten, und zugleich die Voraussetzung der Bronzeherstellung sind - der wichtigsten technischen Innovation der frühen Metallzeiten.
Allein die geologischen Voraussetzungen legen eine bedeutende Rolle Afghanistans in der Entwicklung von Bergbau und Ressourcendistribution spätestens seit den Metallzeiten nahe. Die Bodenschätze fanden gleichermaßen Einzug in antike und historische Quellen, bis in die Neuzeit hinein. Allerdings kann alter Bergbau durch Überarbeitungen und Sedimentschüttungen verschwinden. Durch gezielte Expeditionen können diese „wiederentdeckt“ werden: Erste Anzeiger sind Schlacken und antike Gerätschaften in der näheren Umgebung der Bergbaureviere. Ein Blick auf die prähistorische Karte Afghanistans zeigt aber im Gegenteil bislang keine oder nur ganz schwache Verknüpfungspunkte zwischen Siedlungen und (bekannten) Lagerstätten. Dies liegt vor allem daran, dass die Regionen um Bergbaureviere bislang als archäologisch unerforscht gelten. Die wenigen, spektakulären Ausnahmen wie Mes Aynak (s.u.) datieren in die historische Zeit.
Ein wichtiges Ziel ist, die Lagerstätten geochemisch zu charakterisieren und die Spuren früher Rohstoffnutzung archäologisch zu dokumentieren. Darüber hinaus ist alter Bergbau – wie auch insgesamt die archäologischen Denkmäler Afghanistans - hochgradig von Zerstörung durch wirtschaftliche Maßnahmen gefährdet – was für die Eurasien-Abteilung des DAI direkter Anlass ist, sich bei der Erhaltung bzw. Dokumentation des Afghanischen Kulturerbes zu beteiligen. Insgesamt gilt es, die traditionsreiche Bergbaukultur Afghanistans in das Licht der Öffentlichkeit zu bringen, und auf die kulturhistorische Dimension dieser Denkmäler-Gruppe aufmerksam zu machen. Gleichsam sollen afghanische Kollegen intensiv fortgebildet werden und ein reger wissenschaftlicher Austausch ermöglicht werden.
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