Forschung
Forschungsziele
Das Projekt galt primär dem Ziel, die Bauphasen des Gebäudes vom 2. Jh. v. Chr. bis zu dessen Aufgabe im 7. Jh. n. Chr. chronologisch zu erarbeiten und eine durch die archäologischen Befunde begründete Rekonstruktion des gesamten Baukomplexes zu gewinnen, wobei im Zentrum der Betrachtung die augusteische Restaurierungsphase nach dem Brand im Jahre 14 v. Chr. steht. Ein weiteres Ziel dieser Studie war die Bestimmung der verschiedenen Funktionsbereiche der Basilica Aemilia und deren funktionale Verknüpfung mit den umliegenden Gebäuden im zentralen Areal des Forums.
Ansätze und Methoden
Aussagekräftige Kriterien für die Rekonstruktion des augusteischen Bauwerks lieferten vor allem die Dimensionen, die konstruktionstechnischen Merkmale und die Art der Oberflächenbearbeitung der zahlreichen Bauglieder auf dem Gelände und in den Depots sowie der architektonische Befund der in situ erhaltenen Bausubstanz. Es fällt auf, dass viele der Bauglieder sekundäre Dübellöcher aufweisen, die auf eine oder mehrfache Wiederverwendung der Blöcke verweisen. In Ergänzung zu den architektonischen Zeugnissen wurden für die Rekonstruktion auch Architekturzeichnungen aus der Renaissance zu diesem Bauwerk ausgewertet. Auf der Basis der neu gewonnen Rekonstruktion wurde eine Funktionsanalyse des Gebäudes durchgeführt, wobei sich dessen Ausstattung und Bildwerke als Indizien eigneten. Die Statuen und Reliefs, die einst die Basilica schmückten, stehen als monumentale Bildzeichen für bestimmte Inhalte, die von den Auftraggebern und politischen Akteuren Roms intendiert waren, um das Bauwerk für deren eigene Interessen zu nutzten.
Forschungsgeschichte
Obwohl die Basilica Aemilia auf dem Forum Romanum Objekt zahlreicher Studien war, existiert bis heute keine Gesamtdarstellung, die dem Stellenwert des Bauwerks in angemessener Weise gerecht wird. Unter der Leitung von Giacomo Boni fanden von 1898 bis 1914 die ersten Freilegungsarbeiten statt, die von A. Bartoli in den Jahren von 1922 bis 1940 und G. Carrettoni von 1946 bis 1948 fortgesetzt wurden. Die Ergebnisse sind in Aufsätzen und Grabungsberichten zusammengefasst, wobei die erstellten Bestandspläne einen zwar nicht vollständigen, aber unverfälschten Einblick in den archäologischen Befund des Gebäudes gestatten. Ausgehend von dieser Dokumentation nahm H. Bauer in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die Arbeiten an der Basilica Aemilia wieder auf. Mit großer Präzision dokumentierte er in maßstäblichen Zeichnungen die Tabernen, den marmornen Fußboden und zahlreiche ornamentierte Bauglieder der Basilica Aemilia. Basierend auf diesem Material veröffentlichte H. Bauer den Grund- und Aufriss des Bauwerks in vorläufigen Rekonstruktionen. Durch seinen frühen Tod im Alter von 53 Jahren war es dem Archäologen nicht mehr möglich, die Dokumentation des Gebäudes zu vollenden und die vorgesehene Endpublikation in Angriff zu nehmen. Angesichts dieser Situation wurde zwischen dem DAI- Rom und der Soprintendenza Autonoma di Roma ein Projekt konzipiert, das der Erforschung des architektonischen Befunds des gesamten Bauwerks galt. In den Jahren von 2005 bis 2010 wurde die Basilica Aemilia geodätisch neu vermessen sowie die von H. Bauer erstellte Dokumentation vor Ort abgeglichen und ergänzt. Das gesamte Material ist in der elektronischen Datenbank Arachne an der Universität zu Köln gespeichert. Die Arbeiten vor Ort und die Auswertung des Materials sind abgeschlossen, deren Ergebnisse in den Sonderschriften Band 17 des Deutschen Archäologischen Instituts veröffentlicht werden.
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