Ergebnisse
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Naturraum
Anhand der bisherigen Ergebnisse erfolgte im äthio-sabäischen Gemeinwesen keine Adaption von Bewässerungspraktiken der südarabischen Oasenkulturen der Wüstenrandzonen: Monumentale Wasserwirtschaftsbauten, wie etwa der Große Damm von Marib oder die vielen südarabischen Damm- und Auslassanlagen (Wasserwirtschaftsbauten) des frühen 1. Jahrtausends v. Chr., waren im Tigray wohl schon deswegen nicht nötig, weil nur kleine landwirtschaftliche Einheiten für die Ernährung der ortsansässigen Bevölkerung bewässert werden mussten. So genügten in äthio-sabäischer Zeit zur Versorgung der Bewohner wahrscheinlich Bewässerungsanlagen in Form von Zisternen oder einfachen Erdkanälen, die das Wasser von Quellen auf die Felder leiteten. Eines dieser antiken Wasserbecken konnte während der Geländebegehungen lokalisiert werden: In einem in den Fels geschlagenen Becken wurde das Wasser eines Wadis gespeichert und konnte so während der Regenzeit, und auch noch einen gewissen Zeitraum danach, genutzt werden. Im Bereich des Siedlungsraums von Yeha finden sich zudem holozäne Sedimente, die in einem Wadi südöstlich von Yeha anstehen und in den Zeitraum von 1030 bis 210 v. Chr. datieren. In den Sedimenten fanden sich zahlreiche Keramikbruchstücke, tierische Knochen, Steinwerkzeuge, Holzkohle und vereinzelte Tonfigurinen, die von einer intensiven Landnutzung zeugen. Kalktuffe in einem weiteren Aufschluss dieses Wadis stellen zudem ein wertvolles Klimaarchiv dar. Sie wurden von verschiedenen Cyanobakterien gebildet: Die Anwesenheit dieser Organismen und ihre Wuchsform zeigen, dass permanent fließendes Wasser vorhanden gewesen sein muss. Ein hoher Anteil an Artefakten sowie Eisen und Kohlenstoff in diesen Schichten belegen auch hier einen intensiven anthropogenen Einfluss.
Im Hochland des Jemen wird an den Berghängen seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. auf Terrassen Regenfeldbau betrieben. Eine Datierung der vergleichbaren Terrassenfelder im Tigray speziell in der Region um Yeha soll durch die geomorphologisch-bodenkundlichen Studien erfolgen: Nur mit der zeitlichen Einordnung der Anfänge dieser Terrassenlandwirtschaft im Tigray wird es möglich sein, zu entscheiden, ob man bei diesem Phänomen von einem Technologietransfer von Südarabien nach Äthiopien ausgehen kann oder ob es sich um eine unabhängige Entwicklung handelt.
Ressourcen für Baumaterial wie etwa Holz und qualitativ hochwertiges Steinmaterial sowie Handelsgüter wie Gold standen in der Umgebung des Siedlungsplatzes Yeha zur Verfügung. Das in Form von Bruchsteinen verbaute lokale Steinmaterial der äthio-sabäischen Monumentalbauten stammt in der Regel aus vulkanischen Lagerstätten und wurde in der direkten Umgebung von Yeha gebrochen. Bearbeitete Steine dagegen sind fast ausschließlich Sandsteine. Diese wurden in Steinbrüchen in einer Entfernung von 3 bis 5 km um Yeha abgebaut. Das aufgehende Mauerwerk des Großen Tempels in Yeha besteht dagegen aus jurassischen Kalken. Diese qualitativ hochwertigen Steine kamen in Form von vorgefertigten Quadern aus Steinbrüchen, die sich in der Nähe der Stadt Wuqro, etwa 90 km Luftlinie von Yeha entfernt, befinden.
Migrationsprozesse
Mögliche Gründe für eine Präsenz von Südarabern am nördlichen Horn von Afrika und die Formierung eines äthio-sabäischen Gemeinwesens lassen sich noch nicht definitiv formulieren, doch gibt es gerade durch die Ergebnisse der neuen Forschungen im Tigray sowie in Südarabien eine Reihe von bemerkenswerten Anhaltspunkten. So können einige der grundsätzlich definierten Beweggründe für einen Migrationsprozess von Bevölkerungsgruppen in fremde Gebiete zunächst ausgeschlossen werden: Eine Überbevölkerung in den sabäisch dominierten Gebieten in Südarabien, die etwa zu Wanderbewegungen bis nach Ostafrika hätte führen können, ist ebenso unwahrscheinlich, wie eine Migration aus Mangel an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im südarabischen „Mutterland“. Es gab (und gibt) im jemenitischen Hochland Flächen, auf denen Regenfeldbau in den Tälern und über Terrassenlandwirtschaft an den Hängen teilweise seit dem 3. Jt. v. Chr. praktiziert wurde. Zwar existierten hier zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. bereits andere eisenzeitliche Gesellschaften, doch hätte Saba diese aufgrund seiner politischen und militärischen Dominanz okkupieren können, wie dies ab dem 8. Jh. v. Chr. erwiesener Maßen auch geschah. Ob interne kriegerische Auseinandersetzungen innerhalb von Saba zu einer Auswanderung bestimmter Bevölkerungsgruppen führten, kann bisher ebenso wenig nachgewiesen werden wie andere politische Gründe.
Auch wenn die sabäische Migration nicht nur eine, sondern mehrere Ursachen gehabt haben kann, so erscheinen ökonomische Motive für die Interessen des Gemeinwesens von Saba auf dem afrikanischen Kontinent am plausibelsten und sind eher nachzuvollziehen als strategisch-militärische zur Erweiterung des Machtbereichs. So weisen bisher weder die sabäisch beeinflussten Fundplätze, noch die Siedlungen indigener Prägung - anders als in Südarabien - Fortifikationssysteme auf. Weder gab es offensichtlich die Notwendigkeit, seinen Herrschaftsanspruch mit der Errichtung einer Befestigungsmauer zu manifestieren, noch musste man sich vor gegenseitigen Übergriffen oder auswärtigen Feinden mit Hilfe einer Mauer schützen.
Die Nutzung von lokalen Rohstoffquellen sowie die Sicherung von Handelswegen und die damit zusammenhängende Kontrolle der Weihrauchanbaugebiete in dieser Region könnten eine entscheidende Rolle für die Präsenz der Sabäer gespielt haben. Gerade der letztgenannte Punkt, - inwieweit der Weihrauchhandel, der von Saba auf der arabischen Seite kontrolliert wurde, auch auf dem afrikanischen Kontinent dominiert werden sollte, um damit die steigende Nachfrage nach Aromata zu gewährleisten -, bedarf auch zukünftig einer systematischen Erforschung. Darüber hinaus werden auch Elfenbein und weitere Rohstoffe wie Gold, das noch heute in Yeha in Seifen ansteht, als Handelsware eine große Bedeutung besessen haben. Es spricht vieles dafür, dass die Region des äthio-sabäischen Gemeinwesens zu den Gebieten von Punt zählte, was sich allerdings bisher mangels schriftlicher Quellen nicht belegen lässt.
Dass Handel aber wohl eine entscheidende Ursache für die Kulturkontakte war, spiegelt sich auch an der Lage der bisher bekannten äthio-sabäischen Siedlungen direkt an den bereits in der Antike genutzten Handelswegen oder zumindest in deren unmittelbarer Nähe wider. Dies spricht für ein ökonomisch ausgerichtetes Gesellschaftssystem mit einer Konzentration der Siedlungstätigkeit auf handelspolitisch wichtige Zentren und Stützpunkte.
Die Monumentalbauten
Die bereits zu Beginn des 1. Jt. v. Chr. in Yeha errichteten, in ihrer Monumentalität sowie Bau- und Ingenieurskunst herausragenden und zuvor in dieser Region nicht bekannten Bauwerke öffentlichen Charakters tradieren südarabische Bauweisen und wiederholen Grundprinzipien der Architektur Sabas. Zu nennen sind hier etwa die Gliederung des Eingangsbereiches mit einem pfeilerbestandenen Propylon und vorgelagerter Freitreppe sowie das Dreiraumschema der Sakralbauten. Aber auch die Bautechniken wie der mörtellose Versatz der Kalksteinquader, deren spezifische Bearbeitung mit dem typisch südarabischen Randschlag und der Spitzung des Spiegels sowie die Oberflächenpolierung der Pfeiler sind identisch mit sabäischen Bauten. Selbst die Technik mit holzarmierten Bruchsteinmauern ein ursprünglich mehrgeschossiges Gebäude zu errichten, besitzt sabäische Ursprünge. Dies zeigt ein Vergleich mit dem Fünf-Pfeiler Bau aus Sirwah in der Provinz Marib im Jemen, der um 900 v. Chr. datiert. Auch wenn die sabäischen Techniken im äthio-sabäischen Gemeinwesen nicht bis ins Detail umgesetzt wurden, so ist es der südarabische Formenkanon, der mit den Proportionsschemata und Dekorelementen, zu denen etwa Steinbock- und Zahnschnittfriese oder Scheinfenster mit Lamellenmuster zählen, als Grundidee fungierten.
In Yeha sind bislang drei Monumentalbauten mit Pfeilerpropyla bekannt, die in südarabischer Tradition stehen: der Große Tempel mit nachweisbarem Vorgängerbau im heutigen Kirchengelände, ein palastartiges Gebäude wohl administrativer Funktion, der Grat Be'al Gibri, 200 m nordwestlich davon gelegen, und ein weiterer Sakralbau südlich von 'Abiy 'Addi in der Umgebung von Yeha. Bei letzterem wurden bislang die oberirdisch sichtbaren Reste, die Basen der Steinpfeiler, dokumentiert und in kleineren Sondagen Teile der Fundamentierung erfasst . Beim Großen Tempel und dem Grat Be'al Gibri, einem Holz-Stein-Gebäude, wurden dagegen die archäologisch-bauhistorischen Untersuchungen fortgeführt sowie umfangreiche Restaurierungs- und Sicherungsarbeiten durchgeführt.
An prominentester Stelle innerhalb des Siedlungsgebietes von Yeha und weithin sichtbar ist der Große Tempel auf dem Kirchenhügel von Yeha. Er datiert in die Mitte des 7. Jahrhundert v. Chr. und war dem sabäischen Hauptgott Almaqah geweiht. Das Heiligtum gilt noch heute, trotz des benachbarten Neubaus der Kirche in den 1940er Jahren, als heilige Stätte des äthiopisch-orthodoxen Christentums. Der Tempel wurde wohl bereits in der Antike durch eine Feuerkatastrophe zerstört. Dennoch haben sich seine Außenmauern bis zum Dachansatz mit 14 m Höhe erhalten, was ihn zum am höchsten erhaltenen Sakralbau aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. in Südarabien und Ostafrika macht.
Der Große Tempel folgt typisch südarabischen Bauschemata. Aufgrund der Höhe der Außenmauern und zahlreicher Befunde innen und außen kann die Gliederung des Innenraums als zweigeschossiger Hypostylbau rekonstruiert werden, dessen Cellawände in einer Holz-Stein-Konstruktion errichtet wurden.
Die sorgfältig bearbeiteten Steinquader sind wie in Südarabien mörtellos mit größter Präzision versetzt. Der hierfür verwendete Kalkstein stammt aus der Gegend von Mekelle (Wuqro) und musste aus 90 km Luftlinie herbeitransportiert werden. Die Wände waren in den oberen Abschnitten innen mit einem Steinbockfries und außen mit einem Zahnschnittfries dekoriert.
Der Haupteingang ist besonders monumental als Sechs-Pfeiler Proplyon mit leider nicht mehr erhaltenen monolithischen Pfeilern gestaltet. Durch eine extrem hohe und schmale Tür mit ursprünglicher Holzrahmung gelangte man in den dreischiffigen Bau, der links und rechts aus Pfeilerhallen bestand und mittig einen nach oben offenen Bereich besaß. So konnte Licht ins Innere des zweigeschossigen Bauwerks fallen. Altäre, von denen sich nur die Standspuren und Fundamente erhalten haben, müssen hier ergänzt werden.
Im mittleren der drei abschließenden Räume des Tempelinneren befand sich das Allerheiligste für die Aufbewahrung des Kultbildes. Nur die Fundamente dieser Räume sowie Vertiefungen des Mauerwerks in den Seitenwänden sind noch zu erkennen. Die Balken der in Holz-Stein-Konstruktion gestalteten Wände sind verbrannt und lassen sich lediglich durch die verbliebenen Balkenlöcher an den Innenseiten der Umfassungswände rekonstruieren. Der südlichste dieser Räume wurde mit der christlichen Nutzung im 6. Jahrhundert n. Chr. durch den Einbau eines runden, begehbaren Beckens in ein Baptisterium verwandelt.
Der um 800 v. Chr. datierende zweite, ursprünglich mehrgeschossige Monumentalbau Yehas, der Grat Be'al Gibri, weist eine Reihe von einzigartigen Details auf. So handelt es sich hierbei um das älteste aus holzarmierten lehmvermörtelten Bruchsteinmauern errichtete Gebäude Ostafrikas und für das frühe 1. Jahrtausend v. Chr. um das größte derartige Gebäude in Ostafrika und Südarabien überhaupt. Eine zeitliche Einordnung der bisher ältesten Bauphase um 800 v. Chr. erfolgte über 14C-Datierungen, die von einem aus Bohlen bestehenden Holzboden im Propylonbereich gewonnen wurden. Weitere 14C-Proben aus den verbauten Hölzern des aufgehenden Mauerwerks bzw. der herabgestürzten Dachbalken datieren zwischen das 8. und 6. Jahrhundert v. Chr. und markieren weitere Bau- bzw. Reparaturphasen. Mit dieser Datierung steht der Monumentalbau am Anfang einer langen Tradition von Wandkonstruktionen mit holzarmierten Bruchsteinmauern, die noch heute bei traditionellen äthiopischen Bauten ihre Fortsetzung findet. Im Rahmen des äthiopisch-deutschen Kooperationsprojektes wurden die gesamte Frontfassade des Bauwerks, die südwestliche und südöstliche Ecke, Teile der NW-Fassade sowie mehrere Räume im Inneren freigelegt. Die Sondage an der Gebäuderückseite erlaubt darüber hinaus eine Rekonstruktion des Gesamtgrundrisses mit fast 60 × 50 m Seitenlänge. Diese Maße berücksichtigen zwar das den Bau umgebende, gestufte Glacis, nicht jedoch die vorgelagerte, von Francis Anfray in den 1970er Jahren nur teilweise ausgegrabene Freitreppe mit einer rekonstruierten Länge von ca. 10 m, so dass man insgesamt von einem etwa quadratischen Grundriss ausgehen kann. Das Bauwerk mit vorkragenden Eckrisaliten und jeweils einem Mittelrisaliten ist axialsymmetrisch ausgerichtet und sitzt auf einem fast 6 m hohen Podium auf. Mit dieser Architekturgestaltung einschließlich dem als Pfeilerpropylon gestalteten Eingangsbereich und einem Grundriss mit Eck- und Mittelrisaliten steht das Gebäude in südarabischer Tradition. Bedeutung und Funktion dieses öfters belegten Bautyps werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings noch diskutiert. So fehlen etwa bei allen vergleichbaren Gebäuden ein eindeutiger Kultraum und ein Allerheiligstes, auch fest installierte Altäre sind bisher nicht belegt, so dass eine Deutung als Sakralbau nicht wahrscheinlich ist. Die neuen Befunde des Grat Be'al Gibri lassen diese Bauten nun eher als Verwaltungssitze und repräsentative, palastartige Wohngebäude erscheinen: In ihnen gab es Magazine, in denen offensichtlich wertvolle Waren aufbewahrt wurden, deren Unversehrtheit man mit der Versieglung der Türen sicherte. Ein kleines Siegel des äthio-sabäischen Herrschers Wa´ran Haywat, das bereits während der Ausgrabungen in den 1970er Jahren entdeckt wurde, sowie ein Stempelabdruck in einem Lehmfragment mit dem Namen des Herrschers Radi'um könnten Hinweise darauf sein, dass hier die Oberschicht residierte. Miniaturgefäße und kleine Weihrauchbrenner sowie Reste eines möglichen Kultbildes deuten an, dass bestimmte Räume des Gebäudes zudem auch religiösen Zwecken dienten, ohne dass der Gesamtbau als Tempel angesprochen werden muss.
Repräsentative Bauwerke im Sakralbezirk von Yeha
Die Wahl des Bauplatzes für ein vom DAI geplantes Site-Museum fiel durch die lokalen Verantwortlichen auf ein Gelände im Kirchenbereich und damit in die unmittelbare Nähe zu den antiken Monumenten. Da für die Fundamentierung ein Bodeneingriff nötig wurde, begannen 2012 Ausgrabungen, die Ende 2013 abgeschlossen wurden. Unterhalb des Museumsbaus kamen dabei Reste eines repräsentativen Gebäudes zum Vorschein, dessen Außenmauern und Fassaden aus holzarmierten Bruchsteinmauern, teilweise mit Verblendsteinen dekoriert, bestehen. 14C-Analysen einer Holzkohleprobe datieren diesen Bau in das 8.- 6. Jahrhundert v. Chr. Der portugiesische Priester Francisco Alvarez beschrieb bei seinem Besuch von Yeha 1520 nicht nur den Großen Tempel, den er für einen hohen Turm aus einzigartig sorgfältig bearbeiteten Steinen hielt, sondern erwähnte, dass das Gelände um diesen Turm mit ebenfalls sorgfältig gearbeiteten Häusern bebaut war. Teile dieser Bebauung wurden unter dem Museumsgelände nun freigelegt. Aufgrund der Nähe zu den bekannten Repräsentationsbauten, der Monumentalität und der aufwändigen Konstruktionsweise könnte es sich um Wohnhäuser der Oberschicht oder dem Kult dienende Bauten gehandelt haben.
Ein weiteres monumentales Bauwerk konnte bei Grabungen an der Westgrenze des Klostergeländes und auf dem Kirchenvorplatz von Yeha in Ansätzen erfasst werden. Dabei sind Teile einer Außenmauer aus Quadermauerwerk, Reste eines Treppenaufgangs und eine Pfeilerbasis in situ sowie zahlreiche Quader im Versturz freigelegt worden. Die Art des Quadermauerwerks deuten auch diesen Bau, welcher als weiterer Tempel angesprochen werden kann, in die äthio-sabäische Zeit.
Die Existenz von mehreren Monumentalbauten in südarabischer Tradition mit unterschiedlichen religiösen und verwaltungstechnischen Funktionen belegt die zentrale Stellung Yehas innerhalb des äthio-sabäischen Gemeinswesens. Die repräsentativen Bauprogramme beschränken sich nicht auf Sakralbauten und den palastartigen Verwaltungssitz des Grat Be'al Gbri, sondern beziehen sich auch auf andere Gebäude, wie sie etwa unterhalb des Museumsgeländes freigelegt wurden. Auch ein weiterer, wohl als Heiligtum anzusprechender Pfeilerbau südlich des eigentlichen Siedlungsgebiets von Yeha zeugt von der regen Bautätigkeit in äthio-sabäischer Zeit.
Siedlung
Neben diesen Großbauten finden sich in Yeha auch weite Bereiche, die der Wohnbebauung vorbehalten waren. Diese können nach ersten geophysikalischen Untersuchungen und mehreren Sondagen im südlichen Teil der heutigen Siedlung von Yeha verortet werden. Es handelt sich um rechteckige Baustrukturen mit mehreren übereinander liegenden Bauphasen, deren jüngst in die aksumitische Zeit datiert und die ältere, möglicherweise äthio-sabäische Phasen überlagert, welche aber bisher nur an der Oberfläche erfasst werden konnten. Das äthiopisch-deutsche Projekt wird sich in den nächsten Jahren in verstärktem Maße dieser Besiedlung widmen, um ein umfassendes Bild der äthio-sabäischen Kultur zu erhalten.
Friedhöfe
Die Bestattungssitten und der Totenkult des antiken Yeha werden mit Ausgrabungen in einem neu entdeckten Friedhofsgebiet 400 m südlich des Großen Tempels im nördlichen Hangbereich des Hügels von 'Abiy 'Addi erforscht. Die dort entdeckten Gräber ähneln in ihrer Form bereits den seit den 1970er Jahren bekannten sog. Südgräbern.
Bisher wurden in 'Abiy 'Addi acht unterirdische Schachtgräber freigelegt. Die rechteckigen senkrecht in den Fels geschlagenen Schächte markieren die Zugänge der Grabanlagen. Über diese gelangte man in die bis zu 3 m tiefer gelegenen Grabkammern, die sich an den jeweiligen Schmalseiten des Schachtes befinden. Ursprünglich waren die niedrigen Eingänge mit großen Steinplatten verschlossen. Bereits in der Antike wurden die Gräber aufgrund der wertvollen Grabbeigaben geplündert und stark zerstört. Dennoch lässt es sich anhand der einzelnen Funde und des Skelettmaterials rekonstruieren, dass die Kammern als letzte Ruhestätte für mehrere Verstorbene dienten. Diese wurden körperbestattet und mit Schmuck sowie Speise- und Trankbeigaben ausgestattet. Von letzteren haben sich lediglich die Behältnisse in Form von Keramikgefäßen erhalten.
An der Oberfläche waren die Grabschächte mit Steinplatten und einem Hügel aus Bruchsteinen bedeckt. Hofmauern umgaben diese Anlage, in denen der Ahnenkult praktiziert wurde.
Aktuelle Ergebnisse in den e-Forschungsberichten des DAI
DAI e-Forschungsbericht 1.2014
DAI e-Forschungsbericht 3.2015 (Forschungen zu Migrationsprozessen)
DAI e-Forschungsbericht 3.2015 (Forschungen zur Paläoumwelt)
DAI e-Forschungsbericht 3.2015 (Restaurierungsarbeiten Grat Be'al Gebri)
DAI e-Forschungsbericht 1.2019 (Archäologische Untersuchungen auf dem Kirchenvorplatz von Yeha)
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