Tappeh Pahlavan, Nord-Khorasan, Iran

Blick auf den Pahlavan Tappe in der Jarjam-Ebene, am Rand der Khavir-Wüste © DAI Teheran // Judith Thomalsky

Forschung

Das Fundspektrum, sowohl von der Oberfläche als auch aus den Testschnitten, wird klar von der Perlenproduktion dominiert. Sämtliche Herstellungsschritte sind vertreten, vom grob zugehauenen Materialstück bis zur fertig geschliffenen Perle. Als Material dient weisser sowie hellgrüner Kalkstein. Ein „Glücksfund“ ist eine kleine Perle aus Lapislazuli. Zusätzlich gibt es eine intensive und ebenso spezialisierte Produktion der notwendigen Bohr- und Schleifgeräte aus einem hellbraunen-karamellfarbenen Flint. 90% aller aufgefundenen Feuersteingeräte sind Bohrer bzw. Bohrspitzen, in der Regel stark verbraucht oder gebrochen. Insgesamt zeigt das Fundmaterial deutliche Bezüge zum nordostiranischen Spätneolithikum und Chalkolithikum, und lässt sich auch in die Kulturregion des Kopet Dag ca. 200 km weiter östlich einbinden.

Ein Großteil der aufgefundenen Keramik kann als eine lokale Cheshmeh Ali Variante beschrieben werden, und wäre rund 500 Jahre älter, als in den bislang bekannten Sequenzen, die in der Regel Mitte des 6.Jt. v. Chr. beginnen. Zudem fehlt am Pahlavan die für NO-Iran und S-Turkmenistan so charakteristische Djeitun-Keramik, stellvertretend für das Spätneolithikum dieser Region. Zu klären wäre also die Frage, ob hier mit einem frühen Chalkolithikum zu rechnen ist, oder einer frühen Ausprägung eines lokalen Cheshmeh Ali Horizontes.

Neben der topographischen Aufnahme wurden zwölf 1x1m Schnitte über das Areal verteilt angelegt, um die Ausmaße der Siedlungsfläche zu ermitteln. Die zwischen Mauer und Hügel in den Grabungsschnitten erfassten Kulturschichten zeigen eine Dicke von ca. 0,8-1,5m. Bemerkenswerterweise fanden sich Kulturschichten nur innerhalb der als islamisch angesehenen Umfassungsmauer. Diese scheint aus zwei Packungen von Stampflehm erbaut worden zu sein. Auch die Lehmruinen des Siedlungshügels scheinen in verschiedenen Perioden entstanden zu sein, und bestehen sowohl aus Stampflehm als aus Lehmziegeln. Aus einem Aschehorizont unterhalb der aufgehenden Lehmmauern wurden C14 Proben gewonnen, die ebenfalls in das frühe 6. Jt.v. Chr. datieren. Im gesamten Areal beschränken sich indes Funde der islamischen Zeit beschränken sich auf kleinteilige Keramik, kleine glasierte Fragmente und gebrannte Lehmziegel. Auch der moderne Viehstall hat keine älteren Spolien verbaut.

Möglicherweise ist die gesamte Anlage, inklusive der oktonaler (!) Umfassungsmauer, in das 6. Jt. v. Chr. zu datieren. Für die islamische Zeit wäre diese Struktur ebenfalls ungewöhnlich.

Tappe Pahlavan wurde durch iranische Surveys entdeckt und 2010 von A. Vahdati (Iranische Antikenbehörde, Nord-Khorasan) erstmals publiziert. Der Platz wurde als spätneolithische Gründung erkannt, die oberflächig sichtbaren Strukturen und insbesondere die bastionsartig angelegte Umfassungsmauer als islamisch eingestuft. Im NO-Areal sind islamische Ziegelgewölbe in die Mauer eingelassen, wiederum modern gestört. Rezent wird das Areal als Viehstall von dem Grundstücksbesitzer genutzt.

Aus dem Workshop von Pahlavan Tappe: Kalksteinperlen in unterschiedlichen Fertigungszuständen. © DAI Teheran // Judith Thomalsky
Makro-Aufnahme einer Kalksteinperle, mit Schleifspuren © DAI Teheran // Judith Thomalsky
Vermessungsarbeiten am Tappe Pahlavan (2014) © DAI Teheran // Judith Thomalsky
Silexbohrer vom Pahlavan Tappe © DAI Teheran // Judith Thomalsky