Forschung
Fragestellung
Eine Beantwortung der Frage zur Entstehung der sakralen Topographie des antiken Roms wird durch den ungenügend archäologischen Forschungsstand erschwert. Noch gravierender aber sind die urbanistischen Eingriffe und Änderungen in der Neuzeit, insbesondere in der Zeit des Faschismus. In dieser Epoche wurden das Kapitol, das Forum Romanum und die Kaiserfora von den umliegenden Bauten gänzlich befreit und durch neue Straßen wie die Via dei fori imperiali voneinander getrennt und als eigene isolierte Denkmäler präsentiert. Auf diese Weise ging der topographische Zusammenhang der Gebiete verloren, die in der Antike eng miteinander verzahnt waren.
Forschungsgeschichte
Das Augenmerk der archäologischen Forschung richtete sich aber vor allem auf die marmornen Bauten aus der Kaiserzeit, deren guter Erhaltungszustand genauere Untersuchungen lohnenswert machten. Die marmorne Pracht des kaiserzeitlichen Roms wurde schon in der Antike bewundert. So berichtet Sueton in der Vita des Augustus, dass dieser Rom in solchem Maße verschönerte, dass er sich mit Recht rühmen durfte, an Stelle der Stadt aus Backsteinen, die er übernommen hatte, eine aus Marmor zu hinterlassen (Suet. Aug. 28). Diese suggestive Aussage findet ihren Widerhall in den marmornen Prachtbauten auf dem Forum Romanum und den Kaiserfora. War deren monumentales Erscheinungsbild bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, die vorwiegend deren Formen und Rekonstruktionen galten, so richtete sich das Interesse der Archäologen vor allem in den 70er und 80er Jahren primär auf die „politische Botschaft“ dieser Monumente. Diese Forschungsrichtung kulminierte in einer regelrechten Begeisterung für das augusteische Zeitalter, die ganz auf die Person des Kaisers Augustus zugeschnitten war und dabei das Augenmerk auf die materielle Hinterlassenschaft des archaischen und republikanischen Roms in den Hintergrund treten ließ. Es manifestierte sich dabei das Bild eines von Augustus neu erschaffenen Roms, das die älteren Substrate nahezu ausblendete.
Ansätze und Methoden
Als Rom im 2. Jh. v. Chr. zur Hegemonialmacht in der Mittelmeerwelt aufstieg, war das Zentrum aber schon dicht mit monumentalen Repräsentationsgebäuden und öffentlichen Platzanlagen bebaut, in dem sich Neubauten nur durch Aufgabe und /oder Wiederverwendung älterer Baustrukturen realisieren ließen. Angesichts dieser Situation stellt sich in der zukünftigen archäologischen Forschung die Aufgabe, nach Spuren vorkaiserzeitlicher Sakralbauten Ausschau zu halten und diese auf die Frage hin zu analysieren, in welcher Weise die älteren Heiligtümer in der Kaiserzeit weiter genutzt wurden. Als archäologische Zeugnisse für dieses Vorhaben bieten sich der Tempel des Antoninus Pius und der Faustina sowie der ‚Tempel des Romulus‛ auf dem Forum Romanum an (Abb. 1.2).
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