Apollonia (Albanien) Theater und Straßenraster in Apollonia

Forschung

Ein Ziel des Projektes besteht darin, das Theater in Apollonia in seiner Grundgestalt und seinen Veränderungen zu rekonstruieren, die einzelnen Phasen zu datieren und in die Geschichte der Stadt und des Theaterbaus einzuordnen. Des Weiteren soll geklärt werden, wie der Theaterplatz vor dem Bühnengebäude bzw. der Raum hinter dem Koilon in das Straßennetz eingebunden war. Den Anschein, dass das Theater ein Scharnier zwischen dem Straßenraster der Oberstadt und dem anders ausgerichteten Raster der Unterstadt darstellte, gilt es zu prüfen.

Theaterbauten sind seit langem Gegenstand der Forschung, wobei gerade in der deutschsprachigen Archäologie vor allem aus den zwanziger Jahren eine Fülle von Arbeiten zu nennen wäre, die sich mit den Namen von W. Dörpfeld und vor allem E. Fiechter verbinden. Weitere 'Meilensteine' auf diesem Weg bilden die Arbeiten von A. von Gerkan zum Theater von Priene und von W. Müller-Wiener zum Theater von Epidauros. Aus jüngerer Zeit hingegen bleiben solche namhaften monographischen Behandlungen entsprechender Bauten hellenistischer Zeit eher rar (A. Wiegand zum Theater von Solunt).

Das hängt neben dem zunehmenden Grad der Erfassung bekannter Bauten auch mit einem Perspektivwechsel in der Forschung zusammen, in der weniger die typologischen Fragen etwa in der Gliederung des Zuschauerrundes und vor allem in der Gestaltung von Orchestra und Bühnenhaus im Zentrum stehen, sondern eher die Funktion der Bauten in ihrem städtischen Kontext. Dabei wurden häufig die kultischen Traditionen hervorgehoben, aus denen sich die Polarität zwischen zentraler Aktion und Zuschauern konstituierte. Sie besaß eine politische Komponente, da es sich um die Bevölkerung der jeweiligen Polis handelte (F. Kolb, J. R. Green, J.-Ch. Moretti).

Bei dieser Fragestellung wird wiederum häufiger die Aussagefähigkeit des archäologischen Befundes hintan gestellt, die in mehreren Bereichen die Vorstellungen erweitern kann: der Einordnung in den urbanistischen Kontext der Städte, die neuartige Organisation der Zuschauer im Koilon, ablesbar etwa in den Inschriften oder auch in der zunehmenden Bedeutung der Prohedrie mit ihren Ehrensitzen, die neuartige Inszenierung des Schauspiels auf einer durch das monumentale Proskenion erhobenen Bühne und dem dahinter liegenden Bühnenhaus und in der neuartigen Zuordnung dieser Teile an Stifter, was sich in den Inschriften und Ehrenstatuen niederschlägt. In dieser Hinsicht ist bezeichnend, dass das Theater in der jüngeren Diskussion um die hellenistische Stadt kaum eine Rolle spielt. Obwohl Theater allein schon von ihrem Volumen her zu den wichtigsten und aufwendigsten Bauprojekten der Poleis in dieser Zeit gehörten, werden die Bauten in der Architekturgeschichte des Hellenismus von H. Lauter auf 10 Seiten vergleichsweise knapp abgehandelt und in dem Kolloquiumsband „Stadtbild und Bürgerbild im Hellenismus“ fehlt ein

entsprechender Beitrag.

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Abb. 1 Plan des Theaters (Stefan Franz , Valentina Hinz)
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Abb. 2 Rekonstruktion der Bühnenordnungen (Stefan Franz, Valentina Hinz)
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Abb. 3 Bogentor aus dem Theater (Lokalisierung unsicher) (Stefan Franz, Valentina Hinz)