Die römische Geschichte von Baalbek/Heliopolis

Fragment einer Weihinschrift des Kaisers Septimius Severus. © DAI + Orient // Holger Wienholz

Forschung

Sowohl die überragende Monumentalität der Sakralbauten, aber auch die Verdichtung von Bauaktivitäten in bestimmten Zeiträumen lassen sich nicht allein durch die Intentionen der Heliopolitaner erklären. Finanzierung, technische Möglichkeiten, Materialien oder auch religiöse Vorstellungen sind durch Interaktionen mit dem näheren und weiteren Umfeld bedingt. Um durch diese Aspekte sowohl die Gestaltung als auch die Umsetzung, die Ursachen als auch die Anlässe der Baugeschichte und somit auch der Stadtentwicklung darstellen zu können, ist eine Einbettung der Stadtgeschichte sowohl in die Kulturgeschichte im Allgemeinen, aber auch in die politische Geschichte im Speziellen eine wesentliche Grundlage, auf der die einzelnen Teilprojekte aufbauen können.

Das Ziel des Projektes ist es, eine umfassende Erzählung zu Baalbek in den Jahrhunderten kurz vor und besonders nach der Zeitenwende zu verfassen.

Ausgangspunkt des Projektes ist die Chronologie der Bauten, die anhand der Architekturornamentik zunächst relativ bestimmt wurde. Da es aufgrund der für den libanesischen und syrischen Raum noch sehr unzureichenden Detailkenntnis über die meisten Sakralbauten nur wenige fest datierte Vergleichsbauten gibt, lag der Schwerpunkt vor allem auf der internen Stadtentwicklung. Bestimmungsmerkmale für die Differenzierung der Ornamentik der einzelnen Bauten waren die zunehmende Vereinzelung der Grundelemente bei gleichzeitiger Verdichtung der Reliefflächen und die Zunahme des Motivreichtums.

Die relative Chronologie der Bauten erhält durch einige epigraphische Angaben feste Eckpunkte. Diese Daten wurden in ein Verhältnis zur Geschichte des römischen Reiches und der römischen Provinz Syria gebracht. Verbunden mit einer erneuten Lesung und Interpretation der wenigen literarischen Quellen, die Aussagen über die Stadt Heliopolis treffen, der bereits editierten Inschriften und der neu vorgelegten Münzen der Stadt, aber auch durch die Überlegung, den Focus auf das Verhältnis der Städte Beirut und Baalbek zu legen, konnte so ein Modell für die Stadtgeschichte in der Zeit vom 3 Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. erstellt werden.

Architravaufsatz der Alfiussäule mit Dübelresten der Weihinschrift, Baalbek. © DAI + Orient // Holger Wienholz