Der spätantike Kaiserpalast Felix Romuliana bei Gamzigrad / Serbien

Ergebnisse

Durch die geophysikalische Prospektion ist eine Fläche von ca. 5 km2 um das ummauerte Palastareals untersucht worden. Dabei kamen mehr als 30 bislang unbekannte Objekte zutage, darunter ein Festungsgraben, ein gemauertes Kriegergrab, mehrere Kirchen, ein Friedhof, ein ungewöhnlich großes rundes Monument , ein über 100 m langes dreischiffiges Gebäude und weitere Gebäudestrukturen. Außerdem wurde ein etwa 200 x 300 m großes, von einer kleinen Mauer eingefaßtes Siedlungsgebiet festgestellt sowie unmittelbar nördlich des Palastes ein Gebäude, das als villa rustica identifiziert werden kann. Beide Anlagen, die um die Mitte des 3. Jhs. n. Chr. datiert werden können, sind wahrscheinlich vor der Errichtung des Palastes durch eine Naturkatastrophe zerstört worden. An mehreren geomagnetisch detektierten Strukturen wurden archäologische Sondierungen zur Klärung ihrer Funktion und Datierung vorgenommen. Die geomagnetische Prospektion und die Sondagen haben gezeigt, dass der Galeriuspalast nicht ein isolierter Baukomplex war, sondern dass es auch außerhalb der Umfassungsmauern zahlreiche Siedlungsplätze gab. Dazu gehört z. B. die Lokalisierung einer zum Palast und seinen Nachfolgesiedlungen gehörenden Nekropole, deren offenbar dichte Belegung auf eine zahlenmäßig große Bevölkerung schließen lässt. Ferner gehört dazu die Erkenntnis, dass das große, außerhalb der schützenden Mauern gelegene Horreum durch eine separate Einfriedung und vermutlich sogar durch eine spezielle Wach- und Bedienungsmannschaft gesichert war. Besonders interessante Befunde ergaben die geomagnetischen Messungen nördlich des Palastes, wo sich ein separates Siedlungsareal abzeichnet, das größer als die Palastfläche war. Durch die archäologische Sondierung einiger Strukturen auf dieser Fläche deutet sich an, dass hier außerdem mit mehreren Benutzungsphasen zu rechnen ist, wobei die ersten Phasen vorpalastzeitlich zu datieren sind. Eine zeitliche und funktionale Einordnung der auffallenden Rundstruktur ist bisher nicht gelungen; es könnte sich um ein dem trajanischen Tropaeum Traiani bei Adamklisi (Rumänien) vergleichbares Siegesmonument gehandelt haben. Die westlich des Palastes drei bislang unbekannten, nach Größe und Grundriss gleichartigen Kirchenbauten deuten zusammen mit den Kirchen, die in dern Umfassungsmauern errichtet wurden auf eine intensive nachpalastzeitliche Besiedlungsphase hin. Die bauforscherische Dokumentation konnte 2008 abgeschlossen werden. Von allen relevanten Gebäudekomplexen liegen Bauaufnahmepläne vor, die erste Überlegungen zu unterschiedlichen Bauphasen erlauben. Es wurde ein Autocad-Plan der Gesamtanlage erstellt, der neben den Umfassungsmauern und den Innenbauten auch die Umgebung des Palastes mit den Sondagen und die Grabanlagen auf dem ca. 1000 m östlich des Palastes gelegenen Hügel Magura umfasst. Darauf aufbauend wurde ein generalisiertes 3D-CAD Modell angefertigt, das den Baubestand umfasst und die Grundlage für dreidimensionale Rekonstruktionsüberlegungen der einzelnen Bauphasen bildet. Der Autocad Plan dient gleichzeitig als Grundlage für ein GIS, in das neben der topographischen Karte und den Informationen zum Messnetz alle georeferenzierten Bauaufnahme- und Sondagepläne sowie die Pläne der Geoprospektion integriert wurden und in das auch die Ergebnisse des Umlandsurveys eingearbeitet werden. Im Herbst 2007 ergab sich die Möglichkeit, große, noch nicht ergrabene Flächen im Innenbereich des Palastes ebenfalls mit Geomagnetik zu prospektieren. Durch diese Prospektion lässt sich nachweisen, dass der sog. Große Tempel in einem Temenos lag und sich vom Haupttor im Osten bis zum Haupteingang zum sog. Palast 1 ein trapezförmiger Platz sich erstreckte, der im Norden von einer zweireihigen Säulenhalle eingefasst wurde. 2006 konnte mit der Bearbeitung der reich vorhandenen Bauornamentik begonnen werden. Durch sie können ebenfalls Hinweise auf unterschiedliche Bau- und Ausbauphase sowie auf Bezüge zu anderen tetrarchischen Zentren in dieser Zeit erzielt werden. Durch den Umlandsurvey konnte nachgeweisen werden, dass – wie dies bereits die geophysikalischen Prospektion der unmittelbaren Umgebung des Palastes gezeigt hat – der Palast nicht in einer unbebauten Landschaft errichtet wurde. Es lässt sich vielmehr eine lange Besiedlungskontinuität von der neolitischen Zeit über die Bronze- und die Eisenzeit, die Spätantike bis ins Mittelalter hinein feststellen. Besonders für die Frühzeit ist eine intensive Erzverarbeitung nachzuweisen. Im Mittelater könnte hier ein kirchliches Zentrum bestanden haben.