Das Hinterland von Baalbek/Heliopolis

Geländebegehung zur Erforschung des Hinterlands von Baalbek. Beim Survey wurden neben Gebäuden und Siedlungen auch wirtschaftliche Installationen wie Weinpressen gefunden. © DAI, Orient-Abteilung // B. Genz

Forschung

Die Frage nach den ökonomischen Grundlagen der Stadt Baalbek, dem antiken Heliopolis, ist in Anbetracht des monumentalen Ausbaus des überregional bedeutenden Hauptheiligtums sowie öffentlicher und privater Bereiche der Stadt in der römischen Kaiserzeit zentral für das Verständnis der Stadtentwicklung.

Mit dem Survey-Projekt im Umland wird einerseits untersucht, welche Siedlungssysteme sowie ökonomischen Landnutzungsstrukturen und industriellen Einrichtungen durch die Jahrhunderte zu beobachten sind, und andererseits, in welche regionalen und überregionalen Wege- und Kommunikationsnetzwerke die Stadt und ihr Umland eingebunden sind.

Ein besonderes Augenmerk richtet sich hier auf die verkehrstechnische Erschließung vom Umland in die Stadt hinein: welche Art von Straßen führen letztendlich vom regionalen Wegenetz in die Stadt hinein beziehungsweise durch sie hindurch, und was für andere Straßen und Zugänge in das Umland sind aus der Stadt hinaus festzustellen. Das interne Wegenetz wiederum bietet mit seinen Verkehrsknotenpunkten einen Schlüssel zum Verständnis des urbanistischen Konzeptes der Stadt.

Von besonderem Interesse für das Forschungsprojekt ist, inwieweit die verstärkte Siedlungsaktivität in der römischen Kaiserzeit auf politische und sozioökonomische Impulse aus der Stadt Baalbek reagiert und welche Entwicklung von dieser Siedlungsstruktur zu der ebenfalls bedeutenden mamlukischen Periode zu beobachten ist. Während in der Ebene eindeutig der Getreideanbau den wichtigsten Landwirtschaftssektor darstellt, ist im Vorgebirge neben Feldbau vor allem eine große Dichte an in den Fels gehauenen Pressinstallation zu beobachten, die - komplementär zur Ebene - zusammen mit der Weidehaltung weitere Wirtschaftssektoren abdeckt. Fragen der Landunterteilung werden im direkten Vergleich zur Ebene und bekannten Beispielen von Zenturiation untersucht.

Das Projekt hat auch die Erforschung der geomorphologischen Entwicklung des Naturraumes und den anthropogenen Veränderungen der Landschaft in Bezug auf Vegetation und vor allem Wassernutzung zum Ziel. Dieser Forschungsschwerpunkt wird seit Beginn des Projektes durch eine gleichberechtigte Zusammenarbeit mit einem Geologen verfolgt, und hat die angewandten Surveymethoden entscheidend mitbestimmt. Die Erkenntnisse des archäologischen wie geomorphologischen Surveys basieren neben der Arbeit im Gelände auf Fernerkundung mit Hilfe von hochauflösenden Satellitenbildern und Luftbildern aus nahezu einem Jahrhundert und werden in einem auf das Gesamtprojekt ausgerichteten GIS ausgewertet.